KfW-Umfrage - Lieferengpässe erfassen deutschen Mittelstand

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Chips, Stahl, Holz: Die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten haben einer Umfrage zufolge weite Teile des deutschen Mittelstands erfasst.

Gegenwärtig kämpfen 48 Prozent der rund 3,8 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen damit, wie aus einer am Montag veröffentlichten Sonderbefragung für die staatliche Förderbank KfW hervorgeht. Besonders stark betroffen ist demnach das mittelständische Verarbeitende Gewerbe: Hier kämpfen vier von fünf Unternehmen mit Lieferengpässen. Nicht weniger heftig sind die Folgen für das Baugewerbe, wo sich 78 Prozent mit Materialknappheit auseinandersetzen müssen. Im Groß- und Einzelhandel ist der Anteil der betroffenen Mittelständler mit 63 Prozent etwas geringer. Selbst bei den Dienstleistern, die grundsätzlich weniger stark von Vorleistungen abhängen, sehen sich immer noch rund vier von zehn kleinen und mittleren Unternehmen mit Lieferengpässen konfrontiert.

"Die Lieferengpässe legen den kleinen und mittleren Unternehmen enorme Steine auf ihren Weg aus der Corona-Krise", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Das nimmt der gerade wieder angesprungenen Konjunktur ihren Schwung." Das Wirtschaftswachstum dürfte daher in den nächsten Monaten abflachen, werde aber weiterhin positiv ausfallen. "Bis sich die Lieferengpässe auflösen, dürfte es dauern", erwartet die Chefvolkswirtin. Die Materialknappheit sollte sich im Laufe der kommenden Monate aber zumindest etwas entschärfen. "Nachholeffekte können dann im kommenden Jahr einen Impuls für einen neuen Wachstumsschub geben", sagte Köhler-Geib.

Dass der Mittelstand in der Breite betroffen ist, liegt auch daran, dass eine Vielzahl von Materialien und Vorprodukten nicht in der nachgefragten Menge zur Verfügung steht. Schwierigkeiten gibt es nicht nur bei Mikroprozessoren. Selbst einfache Steuerungselemente fehlten, genauso wie Stahl, Aluminium, Kupfer und andere Metalle, Kunststoffe und Verpackungsmaterialien oder auch Holz für die Bau- und Möbelindustrie. Ein Grund dafür ist, dass viele Unternehmen in der Corona-Krise ihre Kapazitäten zurückgefahren haben und nun auf die wieder anspringende Nachfrage nur langsam reagieren können. Andere Ursachen wie Störungen im internationalen Frachtverkehr, die weiter anhaltenden Handelskonflikte oder einzelne Ereignisse wie die Waldbrände in Kalifornien spielen ebenfalls eine Rolle.

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