Kodak: Ein Plus von über 1000 Prozent in wenigen Tagen – Was hat es mit der Kursexplosion auf sich?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Kodak-Aktie hat es nicht erst seit der Corona-Krise schwer, wer jedoch in den letzten Tagen auf den Kurs geschaut hat, könnte kurz seinen Augen kaum getraut haben, denn die Aktie hat zwischenzeitlich eine Kursexplosion von über 1200 Prozent hingelegt.

Der Kurstreiber der Kodak-Aktie:

Eastman Kodak soll im Rahmen des 1950 anlässlich des Koreakrieges auferlegten „Defense Production Act“ einen 765 Millionen Dollar schweren Kredit aus Staatsmitteln erhalten. In diesem Gesetzesprogramm wurden zuletzt Unternehmen dazu verpflichtet, während der Coronavirus-Pandemie medizinischen Bedarf herzustellen – mit dem Ziel, knappe Produkte zum Kampf gegen den Virus schneller verfügbar zu machen. Kodak soll Inhaltsstoffe für Medikamente produzieren.

„Wir werden Amerika zum weltgrößten Medizinhersteller und -anbieter machen“, sagte US-Präsident Donald Trump. „Kodak ist stolz darauf, Teil der amerikanischen Selbstversorgung zu sein, indem pharmazeutische Schlüsselprodukte produziert werden, die unseren Bürger Sicherheit gewährleisten“, erklärte Kodak-CEO Jim Continenza.

Am Markt hieß es, das Geld soll für den berühmten Fotokonzern, der in seinem angestammten Geschäft bei der Digitalisierung den Anschluss verlor, eine neue Lebensader sein – und damit auch für die seit Jahren im Abwärtsstrudel befindlichen Aktien. 2014 wurden im Hoch noch fast 38 Dollar bezahlt, im Tief waren es nun während des Corona-Crashs nur noch 1,50 Dollar gewesen. Mit dem jüngsten Anstieg ging es zwischenzeitlich jedoch auf bis zu 58 Dollar hoch.

Ein Grund für den exorbitanten Kursanstieg könnte jedoch auch in dem durch den Corona-Crash verursachten, stark erhöhten Interesse an Aktieninvestments liegen, das vor allem bei privaten Investoren aufgekommen ist. Seit den Tiefstständen im März herrscht vor allem bei jüngerem Publikum und auf neuen Anbietern wie Robinhood, die auf ihren Plattformen kostenloses Trading anbieten, eine regelrechte Goldgräberstimmung. Laut einem Bericht des Branchenportals FinanceFWD ist die Kodak-Aktie derzeit der beliebteste Wert auf der stark wachsenden Trading-Plattform, 127.000 Robinhood-Nutzer besitzen die Aktie demnach. Analysten warnen nun, dass die Kurseuphorie auch ganz schnell wieder vorbei sein könnte, sollte der Geldzufluss gestoppt werden, oder sollte Kodak sich nicht nachhaltig als Pharmazulieferer durchsetzen können – was angesichts der umkämpften Branche eine nicht unrealistische Erwartung ist.

Robinhood steht bereits seit längerer Zeit in der Kritik, da man dort zwar gebührenfrei, aber auch vollkommen ohne Vorerfahrung komplexe Finanzinstrumente verwenden kann, die zum Totalverlust des Investments und darüber hinaus führen können. Vor einigen Wochen hatte sich ein 20-jähriger Nutzer der App das Leben genommen, da er fälschlicherweise angenommen hatte, 700.000 Dollar Schulden mit der Benutzung von komplexen Derivaten gemacht zu haben. Wie sich später herausgestellt hatte, war die Anzeige des Portfoliostands nicht schnell genug geupdated worden.

Der Pleite knapp entgangen, könnte dies eine neue Chance werden

Kodak war viele Jahre lang ein führender Anbeiter im Bereich Fotografie, doch 2012 ging der Fotoausrüster pleite, weil er im Zuge der Digitalisierung den Anschluss verloren hatte. Mit der Spezialisierung auf Digitaldruck konnte das Unternehmen jedoch noch einmal die Kurve kriegen und der Insolvenz entkommen. Mittlerweile macht der Konzern in diesem neuen Bereich etwa 1 Milliarde Dollar Umsatz im Jahr.

Im Rahmen des ursprünglich für Kriegszeiten entwickelten „Defense Production Act“ war in der Frühphase der Pandemie schon der Autobauer General Motors mobilisiert worden, um Beatmungsgeräte herzustellen. Auch beim Mischkonzern 3M wurde das Bundesgesetz aus dem Jahr 1950 bereits angewendet, um die Versorgung der USA mit Schutzmasken zu sichern.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Travis Wolfe / Shutterstock.com

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