Kosovo-Nationalisten sehen nach Wahlsieg keine Priorität für Dialog mit Serbien

Reuters · Uhr

Pristina (Reuters) - Nach dem Sieg bei der Parlamentswahl im Kosovo strebt die oppositionelle Anti-Establishment-Partei Vetevendosje wirtschaftliche Reformen und einen verstärkten Kampf gegen Korruption an.

"Die Hauptpriorität ist Gerechtigkeit und die Schaffung von Arbeitsplätzen", sagte Parteichef Albin Kurti, der bereits im vergangenen Jahr für fünf Monate Ministerpräsident war. Die Bemühungen der EU, den Streit zwischen Kosovo und Serbien zu entschärfen, könnten sich allerdings erschweren. Der Dialog mit Serbien werde nicht zu seinen Prioritäten gehören, sagte Kurti. Ex-Ministerpräsident Ramush Haradinaj, dessen Allianz für die Zukunft des Kosovo (AAK) als möglicher Koalitionspartner gilt, nannte neben dem "Problem mit Serbien" auch die Corona-Pandemie und eine "Stärkung des Staates" als größte Aufgaben der Regierung. Der Kosovo-Streit gilt als eines der größten Hindernisse für Serbien auf dem Weg in die EU.

Vorläufigen Ergebnissen zufolge kommt die nationalistische Vetevendosje auf rund 48 Prozent der Stimmen bei der Wahl am Sonntag. Parteichef Kurti hatte im Wahlkampf unter anderem mit der Ankündigung gepunktet, gegen die weit verbreitete Korruption im Land vorzugehen. Auf dem zweiten Platz folgt mit der Demokratischen Partei (PDK) eine weitere Oppositionspartei. Die bislang regierende Demokratische Liga (LDK) lag dahinter mit etwa 13 Prozent, die AAK lag bei 7,5 Prozent. Das Kosovo mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, was das von Russland unterstützte Serbien aber nicht anerkennt. Hinter den Kulissen dringt vor allem die EU auf die Beilegung des Konflikts und pumpt Milliarden in die Region. Alle Westbalkan-Staaten werden als EU-Beitrittskandidaten angesehen. Das Kosovo gilt als ärmstes Land in der Region.

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