Kutzers Zwischenruf: Schock für Sparer: Nie mehr Zinsen

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Die gute Nachricht vorweg: Es geht um eine Meinung, eine Prognose - nicht um eine gesicherte Tatsache. Die schlechte Nachricht: Uns drohen Jahrzehnte ohne Zinsen. Das wäre eine Katastrophe für die deutschen Kontensparer und nicht nur die). Wer das sagt, ist nicht irgendeiner, sondern Martin Lück. Und der denkt und handelt für Blackrock, den größten Vermögensverwalter der Welt. In einem FAZ-Interview (ein Muss für Euch alle!) wird ihm die Frage gestellt: Wie lange werden wir mit niedrigen Zinsen leben müssen? Womöglich gar Jahrzehnte? Lücks Antwort: „Ich halte das für ein plausibles Szenario. Japan erlebt eine solche Situation nun ja schon seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts. Zwischen Japan und Europa bestehen erschreckende Parallelen. Erstens hat sich Europa viel zu lange Zeit gelassen mit der Reparatur des eigenen Bankensystems. So ähnlich war das damals auch in Japan. Noch problematischer ist aber eine zweite Parallele, die Demographie. Japan hat die am schnellsten alternde Bevölkerung der Welt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen ausgerechnet zwei europäische Volkswirtschaften, nämlich Italien und Deutschland. Eine alternde Bevölkerung, der es an Nachwuchs mangelt, kann das Wirtschaftswachstum aber nicht in gleichem Maße in Schwung halten. Wir müssen uns also auf ein strukturell geringeres Wirtschaftswachstum als in der Vergangenheit einstellen. Und in einem solchen Szenario ist mit hohen Zinsen nicht zu rechnen.“

Puh! Es fällt schwer, sich die Konsequenzen auszumalen. Sollte Lück Recht behalten, hätte das jedenfalls weitreichende Folgen für uns alle, für die ganze Volkswirtschaft. Ich will gar nicht versuchen, hier und heute zu spekulieren, was dann konkret passieren kann. Aber die Antwort von Lück auf die Frage „Was sollen Anleger da tun?“ ist wieder eine gute Nachricht, ist sie doch ein Plädoyer für die Aktienanlage: Die einzige Anlageform, die derzeit über einen längeren Zeitraum bei vertretbarem Risiko für verlässliche Renditen sorgt, ist die Aktie. Natürlich werden jetzt einige aufschreien: ausgerechnet Aktien. Aber wer einen langen Anlagehorizont hat, und genau darum geht es ja bei der Altersvorsorge, kann mit Aktien nicht viel falsch machen.

Jawoll, geschätzter Martin Lück. Sehe ich auch so. Vielleicht kriegen wir ja keine Nullzinsen, vielleicht reichen ja schon dauerhaft niedrige Zinsen aus, damit die Bundesbürger kapieren, wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen können. Aber schon dauerhaft extrem niedrige Zinsen und niedrige Inflation können zur Deflation führen, das Bankensystem kaputtmachen und das Wirtschaftswachstum lähmen …

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