Kutzers Zwischenruf: Von Chancen mit Dividenden, Russland und China

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Schlechte Nachrichten aus aller Welt bin ich leid. Deshalb beim Frühstück der Entschluss, auf die Suche nach positiven Informationen und Prognosen für Kapitalanleger zu gehen. Erstaunlicherweise gar kein Problem, geschätzte Leser, denn prominente Strategen (die ich sehr schätze) haben heute Interessantes geliefert.

Dr. Hans-Jörg Naumer, Director Global Capital Markets bei Allianz Global Investors, hat das Thema Dividendenrendite auf internationaler Ebene untersucht und bleibt bei einem von Zuversicht geprägten Urteil: Wer auf Kapitaleinkünfte setzt, wird an Dividenden kaum vorbeikommen. Allerdings: Wie die Entwicklung in Europa, den USA und dem asiatisch-pazifischen Raum zeigt, hat die Corona-Pandemie die Dividendenerträge stark reduziert. Zwar stammen die 2020 ausgeschütteten Erträge typischerweise aus den Gewinnen des Vorjahres. Aber das Vorsichtsmotiv hat offensichtlich viele Firmen dazu bewogen, ihre Dividendenzahlungen zu reduzieren oder ganz auszusetzen. Teilweise durften Aktiengesellschaften auch keine Dividenden ausschütten, da sie Hilfsgelder wegen des Virus erhalten hatten.

Das Bild der aktuellen Dividendenrenditen sieht durchaus attraktiv aus (Stand: Dezember 2020). Sie liegen in Europa deutlich höher als Unternehmensanleihen, ganz zu schweigen von Staatsanleihen. In den USA liefern sich die Renditen von Dividenden und Unternehmensanleihen ein Kopf-an-Kopf-Rennen und liegen in beiden Fällen über denen von Staatsanleihen. Im asiatisch-pazifischen Becken bewegen sich die Dividendenrenditen leicht über den Renditen von Staatsanleihen. Nach dem Dividendenrückgang stellt sich nun die Frage: Wird 2021 das Jahr der Erholung? Die Aussichten sind laut Naumers Analyse „nicht schlecht“.

Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, beleuchtet die Bedeutung der Rohstoffpreise für die Dividendenrendite russischer Aktien. Im MSCI Russland stehen Ölfirmen mit 24 Prozent und Gaskonzerne mit 22 Prozent sowie Stahl-, Metall- und Bergbauunternehmen mit 18 Prozent für knapp zwei Drittel des Index. Diese profitieren derzeit vom kräftigen Anstieg der Rohstoffpreise der vergangenen Wochen und von der vergleichsweise geringen Aufwertung des Russischen Rubels. Am Markt scheint dies jedoch noch nicht eingepreist zu sein. Die geschätzte Dividendenrendite für die kommenden zwölf Monate liegt derzeit bei 6,4 Prozent und damit leicht unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre von 6,8 Prozent. Bei aktuellen Rohstoffpreisen dürfte die Dividendenrendite des MSCI Russland jedoch eher bei rund 9 Prozent liegen. Im Stahlsektor finden sich sogar Unternehmen mit Dividendenrenditen von über 25 Prozent. Stephans Fazit: „Dies lässt russische Aktien für risikobewusste Anleger als Depotbeimischung interessant erscheinen.“

Mein Faible für Chinas Wirtschafts- und Börsenentwicklung bekommt frische Nahrung: In der aktuellen Umfrage vom Januar steigt der CEP-Indikator um 23,6 Punkte und erreicht mit einem Wert von 54,9 Punkten wieder das sehr hohe Niveau

vom November 2020. Der CEP-Indikator, der auf Basis des China Economic Panel (CEP) vom ZEW Mannheim in Kooperation mit der Fudan Universität, Shanghai, erhoben wird, gibt die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten für China auf Sicht von zwölf Monaten wieder. Die positive Lageeinschätzung spiegelt den verglichen mit der EU oder den USA recht guten Verlauf des Wirtschaftswachstums im Jahr 2020 wider. Im ersten Quartal 2021 soll das reale BIP-Wachstum sogar noch weiter zulegen. Die positiven Aussichten für das laufende Jahr zeigen sich praktisch in allen von der Umfrage erfassten Branchen und allen wichtigen Wirtschaftsregionen Chinas.

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