Laschet lobt Macron - Außenpolitik braucht Weitblick und Leidenschaft
Berlin (Reuters) - Der neue CDU-Chef Armin Laschet hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron demonstrativ für dessen europapolitische Visionen gelobt.
"Strategischer Weitblick und Leidenschaft sind in der Außenpolitik unverzichtbar. Manchmal muss man in der Außenpolitik auch Ideen entwickeln, die im Tagesgeschäft noch nicht realistisch sind", sagte der potenzielle Kanzlerkandidat der Union in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Genau dies habe Frankreichs Präsident getan und sei mit einer pro-europäischen Agenda erfolgreich in den Wahlkampf gezogen. "Er hat doch Recht: Die Bürger wollen mehr Europa, etwa bei der inneren Sicherheit, im Kampf gegen Terrorismus, Islamismus, Geldwäsche oder Menschenhandel." Laschet forderte zudem eine engere europäische Zusammenarbeit etwa in der Außen- und Sicherheitspolitik.
Zu seiner früheren Kritik an Kanzlerin Angela Merkel, Deutschland habe zu zögerlich auf die Macron-Vorschläge reagiert, sagte Laschet, dass der deutsch-französische Aachener Vertrag nun die richtige Antwort sei. Dieser benenne die neuen Felder der Zusammenarbeit wie Rüstungskooperation oder technologische Zusammenarbeit. "Das ist die deutsch-französische Blaupause für Integrationsschritte, aber offen für alle", betonte er. Auch in der Außen- und Sicherheitspolitik sei ein Europa der zwei Geschwindigkeiten wie beim Euro und dem Schengen-Raum möglich.
Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel schalten sich am Nachmittag zum deutsch-französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrat zusammen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der ebenfalls als möglicher Unions-Kanzlerkandidat gilt, trifft sich am Vormittag virtuell mit Frankreichs Präsident zu einem Austausch. Laschet hatte Macron 2020 dreimal getroffen, auch in seiner Funktion als deutsch-französischer Kulturbeauftragter.