Lufthansa bricht Verhandlungen mit Verdi über Sparbeitrag ab

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die mit den Folgen der Corona-Pandemie kämpfende Lufthansa fordert einen höheren Sparbeitrag des Bodenpersonals und hat deshalb Verhandlungen mit Verdi vorerst beendet.

"Wir sehen momentan keinen Fortschritt", sagte eine Konzernsprecherin am Donnerstag. "Wir werden aber an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn Verdi ein Angebot mit signifikanten Personalkosteneinsparungen vorlegt." Die Gewerkschaft kritisierte dies heftig. "Die Verweigerungshaltung ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Angesichts der akuten Dringlichkeit hätten die rund 35.000 Beschäftigten des Bodenpersonals Einsparungen von rund 600 Millionen Euro angeboten. Dies entspricht einer Kostensenkung von etwa zehn Prozent.

Die Lufthansa benötigt wegen der Corona-Krise und des beinahe zum Erliegen gekommenen Flugbetriebs ein staatliches Rettungspaket über neun Milliarden Euro. Um die Airline wieder auf Kurs zu bringen und Kosten zu senken, will das Management um Konzernchef Carsten Spohr nun allen Beschäftigten einen Sparbeitrag abringen. Die Verhandlungen mit den Gewerkschaftsvertretern von Piloten und Bodenpersonal seien so schleppend, dass das gemeinsame Ziel, die Belegschaft ohne Kündigungen zu schrumpfen, in Deutschland nicht mehr realistisch sei, hatte Spohr kürzlich gesagt und damit Kritik bei den Gewerkschaften ausgelöst. Die Lufthansa sieht wegen der gesunkenen Nachfrage für die Zukunft einen rechnerischen Personalüberhang von etwa 22.000 Vollzeitstellen. Rund die Hälfte davon soll in Deutschland abgebaut werden.

VERDI -LUFTHANSA TREIBT PERSONAL AN RAND VOM EXISTENZMINIMUM

Verdi warf Lufthansa vor, mit den geforderten Einkommenseinbußen Teile der Belegschaft "an den Rand des Existenzminimums" zu treiben - "ohne im Gegenzug Garantien zum Beschäftigungsschutz oder zu Maßnahmen eines sozialverträglichen Arbeitsplatzabbaus zu geben". Behle betonte: "Das ist für die Beschäftigten nicht verkraftbar." Die Lufthansa fordert insgesamt 20 Prozent Einsparungen bei den Personalkosten. "Die Bundesregierung ist nun am Zug, ihren Einfluss auf das Unternehmen zum Schutz von Beschäftigung und dem Erhalt der deutschen Infrastruktur im Luftverkehr geltend zu machen." Die Lufthansa musste mit einem staatlichen Rettungspaket über neun Milliarden Euro vor der Pleite gerettet werden.

Die Verhandlungen mit den Piloten laufen noch. Für das Kabinenpersonal hatte die Lufthansa bereits Ende Juni einen Krisentarifvertrag abgeschlossen. Doch die Gewerkschaft UFO fordert Klarheit zu Abfindungen und Kurzarbeitergeld ab September. UFO rief seine Mitglieder dazu auf, in der Urabstimmung, die bis Freitagmitternacht läuft, dem Krisenpaket zuzustimmen. Scheitert die Abstimmung, müssten die Gespräche von neuem beginnen oder die Lufthansa könnte ihrerseits die Geduld verlieren und betriebsbedingte Kündigungen aussprechen.

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