McKinsey-Studie: 60 Prozent aller Banken zu schlecht aufgestellt, um nächsten Abschwung zu überstehen – Fintechs auf dem Vormarsch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Seit der letzten großen Finanzkrise, die durch Eruptionen an den Geldmärkten und vor allem durch die beteiligten Banken ausgelöst wurde, wird auf den Banking-Sektor von allen Seiten mit Argus-Augen geschaut. Mit dem Niedrigzinsumfeld, den höheren Sicherheitsanforderungen was die Menge des Eigenkapitals angeht, den Rückgängen im Investmentbanking-Geschäft, aber auch mit dem sich stetig beschleunigenden Vormarsch der Fintech-Industrie blicken die Banken heute mehr den je gewaltigen Herausforderungen entgegen.

McKinsey stellt dem Banken-Sektor ein schlechtes Zeugnis aus

In seiner jährlichen Analyse der Branche, die am Montag für das Jahr 2019 veröffentlicht wurde, urteilt der renomierte Unternehmensberater McKinsey kritisch über die Lage der Banken. Das Fazit in einem Satz: Knapp 60 Prozent aller Banken weltweit sind nicht gut genug aufgestellt, um einen ernsthaften Abschwung zu überstehen.

Der Grund: Eine Mehrheit der Banken ist laut der Analyse nicht mehr wirtschaftlich rentabel genug, da die Entwicklung der Eigenkapitalrendite nicht mehr mit den Kosten Schritt halten kann. „Wir glauben, dass wir uns im späten Konjunkturzyklus befinden und die Banken jetzt mutige Schritte unternehmen müssen, weil sie nicht in guter Verfassung sind“, sagte Kausik Rajgopal, Senior Partner bei McKinsey, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Im späten Zyklus kann es sich niemand leisten, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen.“

McKinsey bezieht sich in seiner Analyse vor allem darauf, dass in dem Jahrzehnt seit der Finanzkrise bei anderen Finanzdienstleistern eine Innovationswelle stattgefunden hat, die sie auf ein Niveau gehoben hat, dass die Stellung der Banken herausfordert. Banken riskieren aus Sicht des Unternehmensberaters, „Fußnoten in der Geschichte zu werden“, wenn neue Marktteilnehmer das Verbraucherverhalten ändern. Die jüngsten Versuche der Banken, die Effizienz zu steigern, seien „business as usual“ gewesen.

In der Analyse wird dieses Argument mit folgenden Zahlen belegt: Während Banken im Schnitt nur 35 Prozent ihres Budgets für technologische Innovationen ausgeben, stecken Fintechs über 70 Prozent ihres Geldes in die Weiterentwicklung ihrer neuen Ansätze.

Hier finden Sie die vollständige McKinsey-Studie

Welche Player dringen in den Payment-Sektor vor?

Banken blicken schon seit längerer Zeit anderen Dienstleistern im Marktumfeld entgegen, die sich ihren Teil vom Kuchen nehmen. Bezahldienste wie Paypal, Alipay, oder auch die Paymentdienste von Google und Apple sind schon vor ein paar Jahren in den Bereich vorgedrungen. Aber auch innerhalb der Bankenriege selbst sind neue Player auf dem Vormarsch, die innovativere Wege gehen. Allein in Deutschland gibt es mit der N26-Bank und Wirecard zwei prominente Beispiele.

Auf fundamentalerer, technologischer Ebene greifen zudem ganz neue Bezahlsysteme die Vormachtstellung der Banken an. Kryptowährungen bieten ein Konzept an, welches Banken als zentrale Vermittlungsinstanz potenziell überflüssig machen können. Zum einen sind mit dem Bitcoin und Co. dezentrale Währungssysteme aufgekommen, die immer mehr an Beliebtheit gewinnen, zum anderen preschen aber auch Unternehmen wie Facebook mit seinem Libra-Projekt in diesem Bereich vor, wenn auch mit massivem Widerstand seitens der Regulatoren, da hier der Status des Geldmonopols der Staaten angegangen wird, so die Kritik.

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Banken suchen alternative Wege in die technische Innovation

Langsam aber sicher scheint die Erkenntnis des massiven Wandels in der Branche aber auch bei den Banken durchgesickert zu sein, wie man bereits auf der Sibos-Finanzdienstleistungskonferenz in London vergangenen Monat erkennen konnte. Banken sind jüngst mehr und mehr zu der Strategie übergegangen, sich das notwendige technische Know-How für weitere Innovation bei FinTech-Startups zu holen. Das öffnet die Tür zu neuen Technologien, ohne zu viel eigenes Risiko eingehen zu müssen.

„Wir arbeiten sicherlich mit vielen Fintechs zusammen, und in gewisser Weise tun wir dies, um zu lernen“, sagte Macgregor Duncan, Chief Development Officer bei Westpac. „Wir sind aber auch Partner, um neue Fähigkeiten für die Bank aufzubauen.“ Eigene neue technologische Strukturen aufzubauen, die so massiv in die Fundamente eingreifen, ist für die meisten Banken eine zu große Hürde, da sie zum einen aufgrund ihrer stark regulierten und großen Strukturen, die sie oft systemrelevant machen, einer Null-Risiko-Politik unterliegen. Zum anderen haben sie weniger frei verfügbares Kapital als beispielsweise Apple oder Facebook, die auf gigantischen Barbeständen sitzen und sich die extrem kostspieligen Investitionen leisten können, die bei solchen Vorstößen notwendig sind.

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Von Alexander Mayer

Titelfoto: Photobank gallery / Shutterstock.com

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