Ölmarkt: Kursverfall hält an – Erst WTI, jetzt Brent – Tiefster Stand seit 1999

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am Ölmarkt geht es weiter kräftig nach unten. Zum Handelsstart am Mittwoch stand vor allem der Preis für die Nordseesorte Brent unter Druck – dieser fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende der Neunziger. Der Preis für den Juni-Future, der kommende Woche ausläuft, fiel um bis zu 3,35 Dollar oder 17 Prozent auf 15,98 Dollar. Damit kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent erstmals seit 1999 weniger als 16 Dollar.

Zuletzt konnte sich der Kurs wieder etwas erholen und lag bei 16,77 Dollar – das Minus beträgt aber immer noch mehr als 2,54 Dollar oder knapp 13 Prozent. Damit beschleunigt sich auch beim Brent-Öl die Talfahrt dramatisch. Mitte April hatte ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte noch rund 30 Dollar gekostet.

Auch beim Brent rückt das Ende des Terminkontrakts zur Lieferung im Juni näher. Der Folgekontrakt für Juli steht ebenfalls unter Druck. Am Mittwoch lag dessen Preis bei 21,34 Dollar und hatte damit zum Vortag um 1,78 Dollar nachgegeben. Auch alle anderen Brent-Terminkontrakte mit Fälligkeiten bis ins Jahr 2029 gaben am Morgen nach.

Zum Wochenauftakt stand vor allem der Markt für die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) im Fokus. Dort hatte ein sogenannter Kontraktwechsel für historische Marktverwerfungen gesorgt – der Preis für den Terminkontrakt zur Auslieferung für Mai war am Montag heftig ins Minus gerutscht.

Es war das erste Mal überhaupt, dass für die Abnahme von Öl Geld bezahlt wurde. Grund dafür war, dass es derzeit in den USA kaum noch Lager für Öl gibt, weil die Nachfrage in der Corona-Krise so stark gesunken ist. Vor der Westküste liegen viele voll geladene Tanker. Auch in Indien, dass mit seinem Öl-Konsum weltweit an dritter Stelle steht, füllten sich zuletzt die Lager. Laut Angaben von Vertretern dreier staatlicher Ölverarbeiter seien 95 Prozent der Lagerkapazitäten aufgebraucht.

Inzwischen ist der WTI-Mai-Kontrakt ausgelaufen und der Juni-Future gab am Mittwoch nach heftigen Verlusten zum Wochenauftakt weiter nach – zuletzt sank der Kurs um 46 Cent oder rund vier Prozent auf 11,11 Dollar. Damit summieren sich die Kursverluste seit vergangenem Freitag auf rund 56 Prozent.

Nicht nur bei Öl-Unternehmen, sondern auch bei Banken und Fonds sorgt der niedrige Ölpreis für Kopfzerbrechen. Der United States Oil Fund, eines der größten Werkzeuge für Rohöl-Investitionen, hatte Schwierigkeiten, seine Anlagen in länger-laufende Terminkontrakte zu verschieben.

Marktbeobachter sahen zuletzt die gesamte Existenz des US-Ölfonds bedroht. „Der gesamte Energiemarkt steht immer noch auf Messers Schneide, da die Probleme des Mai-Kontrakts für WTI weitläufig übergeschwappt sind“, hieß es von Howie Lee, Ökonom der Oversea-Chinese Banking Corporation. Auch würden die Probleme bei den Lagerkapazitäten bestehen bleiben, selbst wenn die Nachfrage wieder anzieht.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Corona Borealis Studio / Shutterstock.com

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