onvista-Börsenfuchs: Das neue Alphabet des Investierens

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Beim heutigen Frühstück ist mir wieder einmal klar geworden, wie unterschiedlich wir doch sind - als Menschen im Allgemeinen und Anleger im Speziellen. Im ARD-Morgenmagazin wird mit Experten und „Experten“ eifrig über richtiges Sparen und Anlegen diskutiert, um das zehnjährige Jubiläum der Finanzkrise zu würdigen. Das Wissensniveau war ziemlich überschaubar, die Empfehlungen waren eher oberflächlich. Und die auf der Straße befragten braven   Bürger gaben sich in aller Regel total cool - ihnen schien es durchweg gut zu gehen, denn sie haben ihr Geld gut gestreut. Zitat: „Vom Sparbuch bis zu Immobilien“ (Mehrzahl).

Dann lese ich in der stets interessanten Wochenvorschau von Allianz Global Investors (AllianzGI) die Neugier weckende Headline „Das neue Alphabet des Investierens“. Darin wird von einem „inhaltlich dichten und fordernden Investment Forum“ berichtet, das alle Chef-Portfoliomanager (CIO), Strategen und Analysten aus aller Welt (dieses Mal in London) zusammenführte. Voll der Stoff für Weitfortgeschrittene. Also auch eine andere Sprache! Im Kern ging es nicht nur um Konjunktur, Märkte und Handelskonflikte - das sicher auch -, sondern letztlich um das neue „Alphabet des Investierens“: Wie kann „Alpha“ generiert werden, wenn das „Beta“ (der griechische Buchstabe steht für das Zusammenspiel mit dem Ertrag des Marktes) an den Kapitalmärkten immer unzuverlässiger und volatiler zu werden scheint? Beispiel ESG, also die nach dem Modell „Environmental - Social - Governance“ gesteuerten Auswahlkriterien, die in immer mehr Portfolien Einzug finden, können auch einen Beitrag gegen die Ungleichheit liefern. Natürlich taucht hier das „disruptive Umfeld“ auf. Auch beim „Brexit“ (den kennt ausnahmsweise jeder) soll es Gewinner geben. Und die größeren Kursschwankungen? Ein höheres „Sigma“ (der griechische Buchstabe steht für Volatilität) schafft angeblich gute Möglichkeiten, ein schwankendes „Beta“ als aktiver Manager zu nutzen.

Dazu ein Krypto-Wortjoke von mir: Alpha+Beta+Vola = Dilemma. Im Ernst, was heißt das für Euch, meine Freunde? Die Konjunkturverläufe werden unterschiedlich. Dazu AllianzGI: „Wir bewegen uns konjunkturell immer mehr auf die Reifephase des bisher längsten Konjunkturzyklus zu, der allmählich seinen Höhepunkt durchschreitet. Noch ist nichts von einem Rückwärtsgang zu spüren, aber die Indikatoren selbst werden volatiler.“ Und die Geldpolitik der Notenbanken? Auch die spielt sich neu ein. Sie verabschiedet sich langsam, aber sicher aus dem Modus „akkommodierend“ und geht in die neutrale Phase über (betrifft vor allem die Ami-Fed). Weniger Rückenwind der Zentralbank für die Börse, heißt das. Die Wahrscheinlichkeit für eine weitere globale Wachstumsabkühlung nimmt zu. Und es sind mehr Fed-Zinserhöhungen über die nächsten zwei Jahre zu erwarten als derzeit an den Märkten eingepreist werden. Dazu kommt wahrscheinlich: Die geopolitischen Risiken bleiben unverändert. Die Bewertung an den Aktienmärkten ist uneinheitlich.

Wenn ich einen Strich drunter ziehe, muss ich den Investment-Giganten zustimmen. Wer jetzt kurz- bis mittelfristig anlegen will, sollte sich intensiver als in den vergangenen Jahren darum kümmern, was drumherum so abgeht - Märkte, Themen, Branchen und Unternehmen gehen nicht mehr im Gleichschritt. Was aber, wenn ein Anleger wirklich ganz langfristig Vermögen aufbauen will, ohne ständig auf die Kurse zu gucken? Dann bieten sich zum Beispiel ETFs und Aktien- oder Aktienfonds-Sparpläne an.

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