onvista-Börsenfuchs: Die Beine der politischen Börsen werden länger

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Nehmt Euch mal die Zeit und schreibt in zwei Spalten (+ und -) die nach Eurer Meinung positiven und negativen Börsenfaktoren runter. Und das mit Priorität - oben das Wichtigste. Anschließend zurücklehnen und Bilanz ziehen - und dabei die eigene Meinung mit dem vergleichen, was man momentan hören und lesen kann. Ich bin ziemlich sicher (ohne es nachprüfen zu können), dass Ihr individuell zu unterschiedlichen Gewichtungen kommt. Jedenfalls schärft das den kritischen Blick auf täglichen Berichte und Analysen von den Finanzmärkten. 

So nebenbei hoffe ich, dass endlich das Zitat „Politische Börsen haben kurze Beine“ beerdigt wird. Meine älteren Follower wissen, dass ich seit Jahren diese sprachlich wie inhaltlich schlechte Metapher „bekämpfe“ - bisher allerdings vergeblich. Analysten und Journalisten verwenden derartige Sprüche hartnäckig immer wieder, um ihr Börsen-Know-how zu beweisen. Und wenn man die These googelt, kriegt man entsprechende Links meterweise, wie zum Beispiel: „Politische Börsen haben kurze Beine, lautet eine der derzeit meist zitierten Durchhalteparolen an den Aktienmärkten. Gemeint ist mit dieser bekannten Anlegerweisheit, dass politische Konflikte erfahrungsgemäß nur vorübergehend auf die Kurse drücken. Mittel- bis langfristig dagegen rücken wieder fundamentale Faktoren in den Mittelpunkt.“ Oder: „Politische Börsen haben kurze Beine“ - Börsenweisheit bestätigt sich.“ Da ist schon eine Ausnahme, wenn eine einschränkende Finanzanalysten-Stellungnahme auftaucht: „Politik hat aber laut aktueller DVFA-Umfrage einen stärkeren Einfluss auf Investmententscheidungen als je zuvor.“ 

Ich hab‘ keinen Bock, meine Argumente noch einmal ausführlich  darzulegen. Aber wer jetzt nicht kapiert, dass sich Wirtschaft und Politik in einer digitalisierten und globalisierten Welt ständig durchdringen, der sollte sich besser nicht zu den Gründen für die Kursschwankungen äußern. Gerade jetzt sehen wir doch von früh bis spät, welche politischen Einflüsse die Wirtschaft bewegen. Und wenn von den angeblich kurzen Beinen der Politik die Rede ist, denken die „Experten“ meist an kurzfristig wirkenden Ereignissen wie etwa Wahlen. Was aber ist mit der laufenden Wirtschaftspolitik, Geld- und Zinspolitik, Außenpolitik, Rüstungspolitik usw.? Ist das keine Politik? Außerdem hat Donald J. nicht nur der Wall Street klargemacht, dass Wirtschaftspolitik auch Machtpolitik (und umgekehrt!) sein kann. Übrigens finde ich in Handelsblatt-online gerade den Kommentar: „Donald Trump wird zum Anführer der Angst. Die Politik des US-Präsidenten wird von Eigeninteressen bestimmt, er stellt Impulse über Vernunft. Das ist fatal für die USA - und den Rest der Welt.“ 

Politische Einflüsse sind aber auch ohne den „Trumpeter“ für die Börsen unberechenbar. Trotzdem kann ich gut verstehen, wenn Börsen-Bullen, die noch mutiger sind als alte Börsenfüchse, Schwächephasen des Dax zu Käufen nutzen - unsere Börse ist nach wie vor in einer bemerkenswert starken Verfassung!“  

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