onvista-Börsenfuchs: Die Börse hat immer Recht – bis sich die Kurse ändern …

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Wir leben in einer (gefährlich) verrückten Welt und erleben verrückte Börsen (die können auch gefährlich sein). Die jüngsten erratischen Schwankungen, also „umherirrende“ Kurse sind alles andere als erotisch. Vielleicht doch, wenigstens für mutige Trader, aber nicht für die meisten Privatanleger. Die werden eher abgeschreckt. Intellektuell veranlagte Analysten geben den Medien die Schuld für das kurzfristige Stimmungs- und Kurs-Jo-Jo. Ein Körnchen Wahrheit mag dabei sein, das Pauschalurteil allerdings ist quatsch.

„Der Markt hat immer recht“ - diese Börsenweisheit bringt zum Ausdruck, wie hoch das Vertrauen in die Effizienz von Finanzmärkten ist. Sowohl Börsianer als auch Ökonomen sind mehrheitlich davon überzeugt, dass freie Märkte die richtigen Preissignale geben. Hier nur so viel: In der Theorie wird dies längst angezweifelt - sind die Signale tatsächlich Ausdruck von Markteffizienz? Jetzt lese ich als Fazit eines namhaften Vermögensverwalters den Rat: Kümmern Sie sich nicht darum, was heute oder morgen passiert. Aktienmärkte spielen die Zukunft, sie werden nicht von einzelnen Meinungen dirigiert. Interpretieren Sie die täglichen Nachrichten besser nicht als Investitionsratgeber, sondern als „unterhaltsame Nebengeräusche“. Investieren Sie langfristig und bleiben Sie geduldig, wenn der Aktienmarkt sich zwischendurch mal ganz anders verhält, als Sie es erwartet haben

Das ist einfach zu einfach, zu pauschal: Stichwort „Einzelne Meinungen“ - Doch, wenn der Fed-Chef etwa Wichtiges sagt, reagiert der Markt sofort. Langfristig investieren - Unbestritten eine richtige Empfehlung. Doch wird die Tagestendenz nicht von den langfristigen Anlagestrategien bestimmt. Es gibt nun einmal große Motivationsunterschiede zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Käufen und Verkäufen. Ausschließlich für die Zukunft - Hier einen Gegensatz zwischen Börse und Medien herzustellen, ist schon deshalb Käse, weil sich beide Seiten gegenseitig befruchten. Täglich. Außerdem beeinflussen Nachrichten zur Gegenwart maßgeblich die Einschätzung der Zukunft (jüngste Beispiele: Autoindustrie, Lufthansa usw.).

Es gibt andere Investmentstrategen, die das Thema pragmatischer sehen und heute feststellen: US-Fed-Präsident Powell hat es geschafft, die Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, indem er an das verheerende Ausmaß der Pandemie erinnerte. Die konjunkturelle Lage in den USA und im Euroraum ist unterirdisch. „Womöglich haben die Börsianer die Erholung zu früh gefeiert.“ So sieht’s aus.

Übrigens: Auch ich empfehle schon lange den wirklich langfristigen Anlegern, die über Jahre bzw. Jahrzehnte planen, nicht zu viel Energie auf die Frage nach dem Warum der täglichen Kursbewegungen zu verschwenden. Die kurzfristige Analyse ist im Zeitalter des Hochgeschwindigkeitshandels und der Computerprogramme (Algorithmen) viel schwieriger geworden als früher, oft unmöglich. Aber eines bleibt: Die Börse (als Gesamtheit der Marktteilnehmer) hat immer Recht - aber nur für den Moment der Kursfeststellung. Dann stimmen die Kurse nicht mehr, weil es neue gibt.

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