onvista-Börsenfuchs: Dieser Nachrichtencocktail kann nicht schmecken

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! „Infektionszahlen in neuer Rekordhöhe. Deutsche Wirtschaft erwischt unerwartet guten Jahresauftakt. Inflationsrate dürfte weiterhin außerordentlich hoch bleiben. Beratungen über die angespannte Ukraine-Krise. Die Warn- und Schwächesignale im Dax bleiben intakt.“ Stellt Euch mal vor, diese Nachrichten wären unterschiedliche Getränke, die zu einem Cocktail gemixt werden. Wem könnte der schmecken? Bäh, da wird auch der Börse übel. Das ist zu viel.

Auch wenn es manche Experten und „Experten“ abstreiten - die politischen Sorgen können auch Händler und Anleger nicht verdrängen. Die Bilder von der russischen Aufrüstung und Manövervorbereitungen zusammen mit verbalen Drohungen im Ost-West-Konflikt versauen einem die Stimmung. Die Börsen-Bullen kriegen ganz schön eins auf Dauer Hörner. Und die markttechnische Seite der Aktien wird immer schlechter. Klar, man kann zuversichtlich auch auf die intensiven Beratungen und Verhandlungen hinweisen. Und dann dauert es nicht mehr lang, bis einige Beobachter wieder die blöde (weil falsche) Metapher „Politische Börsen haben kurze Beine“ in den Mund nehmen werden. So oder so ist meine füchsische Meinung (= Hoffnung): Die Spannungen dürften auf diplomatischem Weg entspannt werden.

Freuen können sich die Börsianer allerdings noch nicht, obwohl die deutsche Wirtschaft trotz der hohen Corona-Welle überraschend gut ins Jahr gestartet ist. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft (Industrie und Dienstleister zusammen) kletterte im Januar um 4,4 auf 54,3 Punkte. Das ist der beste Wert seit vier Monaten, wie das Institut IHS Markit am Montag zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Das Barometer liegt damit wieder über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf 49,2 Zähler vorhergesagt. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich zu Beginn des Jahres 2022 überraschend widerstandsfähig“, erläutert Markit.

Überrascht äußern sich auch namhafte Bank-Volkswirte. Insbesondere die verbesserte Stimmung im Dienstleistungssektor hat verblüfft. Während die Einschränkungen in den letzten Wochen verschärft wurden, macht sich bei den befragten Unternehmen trotzdem Erleichterung breit. In der Industrie scheinen sich die Belastungen durch die gestörten Lieferketten nach der Umfrage in den letzten Wochen vermindert zu haben. Allerdings deuten internationale Daten nicht darauf hin, dass hier das Schlimmste bereits überstanden ist. Besonders in China sind durch Omikron weitere Probleme zu erwarten. Schlussfolgert die DZ Bank: Wir gehen nach wie vor von einem schwierigen ersten Quartal für die deutsche Wirtschaft aus und sehen eine durchgreifende Belebung erst ab dem Frühling.

Das klingt plausibel, meine Freunde. Für die nächsten Tage und Wochen könnt Ihr Euch aber auf anhaltende Unsicherheit und wacklige Kurse einstellen. Das nennen Analysten „volatile Märkte“.

Meistgelesene Artikel