onvista-Börsenfuchs: Gold kaufen und vergraben

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Ihr kennt ja vielleicht meine alte Empfehlung, nicht zu viel Energie auf den (meist vergeblichen) Versuch zu verschwenden, aktuelle Preisentwicklungen zu verstehen. Für Edelmetalle und Rohstoffe gilt dies ganz besonders. Momentan grübelt die Fachwelt übers Gold. Typisch die Headline gestern Nachmittag auf einer Online-Plattform: „Edelmetall im freien Fall. Der rätselhafte Absturz der Krisenwährung Gold.“ Gold rutscht trotz steigender Ami-Inflation und Handelskonflikten auf ein Jahrestief. Analysten sind ratlos.

Für mich steht fest, dass es mehrere Gründe geben muss, die wir zum Teil aber nicht kennen. Bitte nicht vergessen, meine Freunde: Beim Gold mischen alle mit, nicht nur institutionelle und private Anleger, sondern alle möglichen Organisationen, darunter vor allem Regierungen und Notenbanken. Außerdem ist das edle Metall zunehmend zu einem beliebten Spekulationsobjekt geworden - es geht vielen Akteuren um das Spiel mit kurz- und mittelfristigen Preisbewegungen, um Performance. Gold als dauerhafte Sicherheitskomponente (= Ersatz von Papiergeld) reicht nicht mehr aus.

Selbst unser Bankenverband sieht sich jetzt veranlasst, einmal Stellung zu beziehen: Gold fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. Und in Krisenzeiten ist Gold als vermeintlich stabile Wertanlage gefragt. Doch was viele außer Acht lassen: Man kann beim Gold nicht von einer stabilen Wertentwicklung ausgehen. Der Goldpreis unterliegt vielmehr erheblichen Schwankungen. So ist der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 g) derzeit von früheren Höchstständen weit entfernt. Mit fast 1.300 Euro im Jahresdurchschnitt wurde 2012 ein Rekord erreicht. Dann sackte der Goldpreis ab. Dennoch ist er aktuell immer noch mehr als dreimal so hoch wie vor 15 Jahren.

Anleger sollten, so die Empfehlung, nicht zu einseitig auf das edle Metall setzen. Inzwischen hat sich auch unter Laien herumgesprochen, dass Gold keine Zinsen oder Dividenden abwirft. Rendite gibt’s nur durch steigende Preise (oder fallende, wenn man à la Baisse spekuliert). Da ist sie wieder, die Rendite. Schweizer Banken und andere Strategen sagen für Herbst Preiserholungen voraus. Auch der World Gold Council verschickt gerade Argumente für mehr Glanz im güldenen Metall.

Ich halte mich da raus, weil ich Gold nicht als Anlageklasse wie Aktien und Anleihen sehe. Gold kaufen und liegen lassen, sage ich immer wieder. Guckt nicht auf die Preise, sondern nehmt Gold als Versicherungswert eines gemischten Portfolios - als Vorsorge gegenüber extremer Inflation, Währungsreformen, katastrophalen Krisen und Kriegen. Wer in Gold unbedingt spekulieren will, sollte dies in Aktien der Goldminen tun. Ansonsten empfehle ich „physisches“ Metall, also kleine Münzen und Barren. Und wohin damit? Es geht ja um Sicherheit.

Eine neue Studie der Deutschen Börse zeigt, wo die Bundesbürger das beliebte Edelmetall lagern: Mehr als die Hälfte würde ihr Gold in einem Bankschließfach

lagern. Doch fast jeder Zehnte vergräbt es sogar im Garten. Mit einem füchsischen Augenzwinkern schlag ich Euch was anderes vor: Könnt Ihr Banken noch vertrauen? Und wenn die Regierung irgendwann mal privaten Goldbesitz blockiert? Nee, besser alles privat lagern und sich dabei auch auf Einbrecher und Diebe einstellen: Die eine Hälfte der Münzen und Barren irgendwo im Haus (Safe, Kamin, Matratze), die andere Hälfte tief genug im Garten. Die Diversifikationsidee kommt von Börsen-Dino Hermann Kutzer, der am Ende einer Diskussion einmal von einer alten Dame gefragt wurde: „Sie sagen, nicht auf die Bank bringen, sondern daheim lagern - und wenn ich mal überfallen werde?“ Die Antwort: „Dann geben Sie dem Einbrecher freiwillig die 50 Prozent. Er wird damit zufrieden sein, denn er weiß ja nicht, dass es nur die Hälfte ist.“

Übrigens: Was immer man vom Durchschnittskosten-Effekt hält (= in Fachkreisen umstritten), gerade jetzt lohnen sich Goldsparpläne mit festen monatlichen Einzahlungen.

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