onvista-Börsenfuchs: „Normale“ Börsen – muss man jetzt was machen?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Ein ganz gewöhnlicher Begriff, der im Börsenwesen eher ungewöhnlich ist, taucht jetzt bei den Profis auf: normal bzw. Normalität. In ihren jüngsten Analysen versuchen die Vordenker auszuloten, was es für Wirtschaft und Kapitalmarkt bedeutet, wenn die wilden Monate von normalen Verläufen abgelöst werden. Denn von „normal“ konnte man ja seit langem nicht mehr sprechen - erst recht nicht seit den von Corona ausgelösten Turbulenzen seit Beginn des vergangenen Jahres. Alles scheint sich jetzt zu beruhigen. Aber erst in ein, zwei Jahren können wir erkennen, ob die Rückkehr zur Normalität wirklich gelungen ist.

Nix Besonderes ist, wenn die Experten die jüngsten Wirtschaftsdaten (leicht) unterschiedlich interpretieren. So schreiben die einen von einer deutlichen Erholung der deutschen Wirtschaft zweiten Quartal. Grundsätzlich steht nun der weiteren wirtschaftlichen Erholung nichts im Weg. Die Delta-Variante und weitere mögliche Mutationen gelten aber weiterhin als großer Unsicherheitsfaktor. Außerdem gibt es neben der Pandemie große Lieferprobleme bei Vorprodukten wie Chips oder Halbleitern. Fazit: Der Aufschwung ist da - verschiedene Unwägbarkeiten können ihn aber bremsen.

Die deutsche Konjunktur hat sich nach dem Urteil, des Münchner Ifo-Instituts im zweiten Quartal 2021 nur langsam erholt. Gebremst hat insbesondere eine schrumpfende Wirtschaftsleistung der Industrie. Zwar sind die Auftragsbücher der Unternehmen prall gefüllt. Aber Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten stoppten eine Ausweitung der Produktion. Im Gegensatz dazu profitierten der Handel und viele Dienstleister von den sinkenden Infektionszahlen, dem raschen Impffortschritt und den damit einhergehenden Öffnungen im Frühsommer.

Andere Analysten betonen, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft schon wieder zu verlangsamen scheint. Doch konnte man sowieso nicht davon ausgehen, dass das rasche Expansionstempo der ersten Jahreshälfte 2021 von Dauer sein würde. Eine Verlangsamung gilt also als ganz normal. Außerdem steht die Erholung nach wie vor auf einem sicheren Fundament, auch wenn sich die konjunkturelle Dynamik verringert. Der IWF prognostiziert in seiner aktuellen Ausgabe des World Economic Outlook für 2022 ein Wachstum der Weltwirtschaft um 4,9%. Pessimisten könnten nun darauf verweisen, dass die Rate für 2021 noch bei 6,0% angesetzt war. Aber wichtiger ist wohl ein anderer Punkt: Trotz der erwarteten Verlangsamung sollte das Wachstum im Jahr 2022 noch deutlich über dem Durchschnittswert der Jahre 2010 bis 2019 (3,7%) liegen.

Allmählich beginnt eine saisonal ungünstige Jahreszeit an den Märkten. Im August und September kommt es häufig zu Kursturbulenzen an den Aktienbörsen, weil der unterstützende Effekt der Berichtssaison abklingt und die Marktliquidität aufgrund der geringeren Handelsaktivitäten im Sommer abnimmt. Die Marktbreite hat sich bereits verringert: Die jüngsten Allzeithöchststände sind lediglich auf die Kursgewinne einer Handvoll Aktien zurückzuführen. Meint der Investment-Gigant Allianz Global Investors: Künftig könnten sich die Aktienkurse vorerst seitwärts bewegen, wobei etwa beim gleitenden 200-Tages-Durchschnitt eine Unterstützung einsetzt.

Es klingt vielleicht langweilig, wenn ich so oder so für anhaltende Gelassenheit plädiere, meine Freunde. Denn ich sehe keinen aktuellen Anlass für Aktienfans, das Depot jetzt umzuschmeißen und über eine neue Strategie zu grübeln. Aktien und Gold sollten der Kern eines langfristigen Investments bleiben.

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