onvista-Börsenfuchs: „Uneinheitlich“ wird zum Trend der Aktienmärkte

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Wäre ich ein typischer kurz-bis mittelfristiger Anleger (mit etwa ein bis drei Jahren Zeithorizont), dann würde ich nicht dauernd mitjubeln. Nee, mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Börse momentan euphorisch übertreibt. Das nur als Warnung (vielleicht zu Unrecht). Aber niemand, auch kein erfahrener Fachmann kann steile Kursstürze und rasante Kurserholungen vorab und im Ausmaß auch nur einigermaßen zuverlässig vorhersagen. Konkret: Ich glaube an eine bessere Welt in der Zukunft, befürchte aber für die kommenden Monate ‘ne Menge Zoff unter den mächtigen Machthabern von Ost bis West, insbesondere den Autokraten und Nationalisten. Insofern war die EU-Einigung ein wichtiger Fortschritt für Europa.

Die Hoffnungen auf baldigen, verbreiteten Einsatz eines Corona-Impfstoffs sind wohl voreilig, oder? Und die Konjunkturerholungsposaunen klingen auf einmal nicht mehr so laut wir noch vor ein paar Wochen. Andere brisante Themen sind verdrängt oder spielen überhaupt noch keine Rolle für Investoren. Dazu gehört das von der gigantischen Staatsverschuldung ausgehende Risiko für Wirtschaft und Finanzmärkte einschließlich verbundener Inflationsgefahren.

Aber das passt zu den Deutschen, die keine Schulden mögen: Hierzulande fehlt den meisten Bürgern das Verständnis von und für Schulden, wie eine heute veröffentliche repräsentative Umfrage in 13 europäischen Ländern belegt. Dabei zeigt sich, dass verschiedene Aspekte von Schulden in Deutschland kritischer gesehen werden als anderswo. Umgekehrt sind Konsumenten hierzulande aber stärker als in anderen Ländern der Auffassung, dass es sich bei diversen kreditbasierten Zahlungsmethoden wie beispielsweise der Verwendung von Kreditkarten gar nicht um Schulden handelt.

Jetzt geht es aber erst mal um neue fundamentale Zahlen aus der Industrie: Auch in Europa gewähren die Unternehmen derzeit Einblick in ihre Bücher. Bis Ende August werden 479 Firmen Zahlen vorlegen - rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung des Stoxx 600. Für jene Unternehmen, die jedes Quartal berichten, prognostizieren Analysten einen Gewinneinbruch in Höhe von knapp 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor dem Hintergrund des schwer einzuschätzenden Verlaufs der Konjunkturerholung liegen die Erwartungen jedoch außergewöhnlich weit auseinander. Dazu die Deutsche Bank: Wie in der Finanzkrise von 2008 dürfte es deshalb an den Kurstafeln zu starken Reaktionen auf die Unternehmensberichte kommen. Dies gilt vor allem für Sektoren, für die die Analysten vergleichsweise geringe Gewinnrückgänge prognostizieren: IT-Unternehmen, Versorger und Telekommunikationskonzerne. Für Firmen im Gesundheitswesen (Healthcare) werden sogar höhere Gewinne erwartet.

Stellen Sie sich also auf nach Branchen und Einzelunternehmen anhaltend uneinheitliche, vielleicht noch stärker werdende Kursschwankungen ein, geschätzte Anleger. Und bleiben Sie wachsam - die Börsenstimmung könnte kippen!

Meistgelesene Artikel