onvista-Börsenfuchs: Wertlose Nachrichten

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Wie das Wort schon sagt: Nachrichten sind eigentlich dazu da, dass man sich nach ihnen richten kann. Momentan sind viele allgemeine Wirtschaftsnachrichten für Anleger jedoch wenig hilfreich oder sogar wertlos - sie verbreiten eher Unsicherheit als Klarheit. Ein Grund: Sie sind „uneinheitlich“ (um im Börsenjargon zu bleiben) und werden dann von den Marktteilnehmern auch noch unterschiedlich interpretiert. Typisch, wie zum Beginn der neuen Woche Nachrichten zur Konjunktur in Amiland und China von Analysten als „gemischt“ bezeichnet werden. Sie sind für Euch, meine Freunde, jedenfalls kein Anstoß, besonders aktiv zu werden. Vorsichtige Zurückhaltung bleibt angesagt.

Den Optimisten liefern Frankfurter Volkswirte frischen Stoff: Zur Halbzeit der Ami-Berichtssaison fällt die Zwischenbilanz gemischt aus. Mit durchschnittlich 14,9 Prozent liegen die Gewinnsteigerungen gut 2 Prozentpunkte über den Erwartungen der Analysten. In einer anderen Analyse lese ich folgendes: Derzeit spricht jeder über schwaches Wachstum. Gleichzeitig legen Aktien wieder zu. Passt das zusammen? Ja! Aktien nehmen den Konjunkturzyklus vorweg. Die Korrektur bei deutschen Dividendentiteln läuft nun schon ein Jahr. Der Dax hat damit eine Wachstumsabschwächung bereits eingepreist. Immerhin notierte das deutsche Börsenbarometer zwischenzeitlich rund 15 % unter seinem 200-Tage-Durchschnitt. In früheren Zyklen war damit häufig der Boden erreicht. Nur während der Finanz- und Euro-Schuldenkrise waren die Kursabschläge deutlich ausgeprägter. Von derart krisenhaften Entwicklungen gehen die Analysten der Helaba in ihrem Basisszenario aber nicht aus.

Vielmehr lässt der weit verbreitete Pessimismus die Chancen für positive Überraschungen deutlich ansteigen (aha, da ist es wieder, das positive Überraschungspotential). So haben die Marktteilnehmer angesichts zahlreicher schwächerer Konjunkturdaten in den vergangenen Monaten ihre Erwartungen bereits zurückgeschraubt. Das Gleiche gilt für die Unternehmensgewinne. Hier wurden die Schätzungen für die Nettoergebnisse der kommenden zwölf Monate zum Teil deutlich reduziert. Erste Frühindikatoren für die weltweiten Unternehmensgewinne wie das südkoreanische Exportwachstum deuten zwar darauf hin, dass die Gewinndynamik zunächst noch etwas nachlassen dürfte. Allerdings zeichnet sich eine Bodenbildung oberhalb der Nulllinie ab, was im Jahresverlauf wieder höhere Zuwächse bei den Unternehmensgewinnen in Aussicht stellt. Angesichts einer inzwischen moderaten Bewertung spricht dies für eine positive Aktienentwicklung in diesem Jahr. Dass es dabei auch zu zwischenzeitlichen Verschnaufpausen kommen kann ist klar. Mögliche Schwächephasen stellen angesichts des auf Jahressicht attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses aber Kaufgelegenheiten dar. Mein Kommentar dazu: Das klingt plausibel, ist aber eine Einschätzung, eine Meinung und keine harte Nachricht.

Dann aber kam vorhin das neue Ifo-Wirtschaftsklima für Europa mit dem Tenor: „Die Stimmung der Konjunkturexperten im Euroraum kippt.“ Dieser Indikator der Münchner Wirtschaftsforscher ist von 6,6 auf -11,1 Punkte gesunken und liegt somit zum ersten Mal seit 2014 wieder unter null. Die Fachleute beurteilen die aktuelle Lage und die künftige Entwicklung pessimistischer. Das Tempo des Wirtschaftswachstums im Euroraum dürfte sich verlangsamen. Schließlich gehen die befragten Experten im Euroraum davon aus, dass die Aktienkurse in der nahen Zukunft sinken werden.

Hm, das stimmt nachdenklich. Aber in diesem Szenario können Inflation und Zinsen nicht steigen. Das müsste eigentlich eine wichtige Stütze für die Aktienkurse sein. So oder so - ich bleibe erst mal bei meiner dreiteiligen Empfehlung für unruhige Anleger: Aktien, Gold, Cash.

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