Pläne für späteren Rentenbeginn verärgern Chinesen

Reuters · Uhr

Peking (Reuters) - Die von der Kommunistischen Partei geplante Anhebung des Renteneintrittsalters in China wird in sozialen Medien kritisiert.

"Wenn wir den Ruhestand hinauszögern, müssen wir unsere Rente aufschieben", schrieb ein Nutzer der Plattform Weibo - dem chinesischen Pendant zum Kurznachrichtendienst Twitter - am Freitag. "Die Verschiebung des Renteneintrittsalters, die weder rational noch notwendig ist, erfolgt aus ideologischen Erwägungen", schrieb ein anderer Nutzer sozialer Medien. "Denn nur wenn die Interessen und die Gesundheit der Menschen geopfert werden, kann es eine wirtschaftliche Entwicklung geben."

Einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge wollen die Behörden "die Verschiebung des Rentenalters schrittweise umsetzen". Einzelheiten wurden zwar nicht genannt, doch sorgte der Bericht auch so für Aufsehen. Seit mehr als vier Jahrzehnten liegt das Renteneintrittsalter in China unverändert bei 60 Jahren für Männer und 55 Jahren für Frauen. 2013 gab es schon einmal einen Vorstoß, die Altersgrenze anzuheben, was in der Öffentlichkeit auf heftigen Widerstand stieß.

Viele Experten sind sich einig, dass die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt um eine Rentenreform nicht herumkommen wird. 2018 waren fast 250 Millionen der 1,4 Milliarden Chinesen 60 Jahre oder älter. Das entspricht 17,8 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil könnte bis 2053 auf 33 Prozent steigen, sagen Forscher. Manche Experten sprechen von einer "demografischen Zeitbombe" - auch als Folge der Ein-Kind-Politik, die etwa vier Jahrzehnte lang währte und erst 2016 endgültig abgeschafft wurde.

"Der Aufschub des Ruhestands ist ein unvermeidlicher Trend", schrieb die staatliche "Securities Times" in einem Kommentar. "Wenn Sie ins Ausland reisen, werden Sie feststellen, dass Menschen über 60 immer noch arbeiten, und das ist normal." In Japan etwa liegt der Rentenbeginn bei 65 Jahren. Die Regierung des ehemaligen Ministerpräsidenten Shinzo Abe erwog im vergangenen Jahr, das Rentenalter auf 70 oder sogar 75 Jahre anzuheben. In Südkorea, wo bis 2030 ein Viertel der Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein könnte, gehen Arbeitnehmer mit etwa 68 Jahren in den Ruhestand, Arbeitnehmerinnern mit 67.

Die alternde Bevölkerung sorgt für einen enormen Druck auf die Rentenfinanzierung der Volksrepublik. Ein offizieller Forschungsbericht kam zu dem Ergebnis, dass Chinas gesamtes Rentensystem bereits 2035 "zahlungsunfähig" sein könnte.

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