Ray Dalio: „Cash ist und bleibt Müll – Anleihen sind als Investment unsinnig geworden“ – so sieht sein Strategie-Vorschlag aus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zuletzt hatten die wieder steigenden Renditen an den Anleihemärkten Anlegern und Notenbankern den Schweiß auf die Stirn getrieben, da sie die Aktienmärkte unter Druck gesetzt haben und angesichts der Pandemie und strauchelnden Unternehmen eine höhere Hürde zur Kapitalbeschaffung beschworen haben.

Diese Sorgen sind vorerst wieder unterdrückt – die Aktienmärkte erobern derzeit erneut Rekordhochs – doch auf langfristiger Perspektive machen die Anleihemärkte auch die ganz Großen unter den Investoren nervös. Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates, hat in seinem jüngsten LinkedIn-Blogpost seine Gedanken über die derzeitige Situation geteilt.

„Cash ist und bleibt Müll“

Aus seiner Sicht ist ein Investment in Anleihen aufgrund der „lächerlich niedrigen Renditen“ zu einer unsinnigen Sache geworden. Anstatt weniger Rednite zu machen, als die Inflation wieder vernichtet, warum sollte man stattdessen nicht Vermögenswerte kaufen, die besser performen als die Inflation, so Dalios Grundfrage in seinem Blogpost.

„Ich glaube, Cash ist und bleibt Müll (es gibt Renditen, die im Verhältnis zur Inflation erheblich negativ sind), daher zahlt es sich aus, a) Bargeld zu leihen, anstatt es als Vermögenswert zu halten, und b) rentablere, nicht schuldenbasierte Vermögenswerte zu kaufen“, schrieb er. Angesichts des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage, welches ohne Intervention dazu führt, dass die Zinssätze mehr als wünschenswert steigen, würden Zentralbanken Geld drucken, um Anleihen zu kaufen und „Zinskurvenkontrollen“ zu schaffen, die die Anleiherenditen begrenzen und das Geld abwerten, so Dalios Fazit. Daher sei es „schrecklich“ Cash zu besitzen, jedoch „großartig“ es zu leihen.

Die Auswirkungen – Blasenbildung

Die Auswirkungen dieser Situation sieht man an den Finanzmärkten. „Es wird einfach so viel Geld in die Märkte und die Wirtschaft gespritzt, dass die Märkte wie ein Casino sind, in dem Leute mit „funny Money“  herumspielen. Sie kaufen alle möglichen Dinge und drücken die Renditen für alles nach unten.Deswegen sind Aktien so stark gestiegen und es hat sich eine klassische Blasendynamik in so vielen Vermögenswerten gebildet.“

Ein großer Ausverkauf am Anleihemarkt wäre „traumatisch“ für diejenigen, die das Schuldenvermögen halten, im Grunde traumatisch für die meisten Menschen, obwohl es letztendlich das Verhältnis von Schulden und vor allem der Schuldenbedienung im Verhältnis zum Einkommen verringert. Es wäre laut Dalio auch traumatisch für die Kapitalmärkte, den Kapitalismus und Volkswirtschaften. Während dieses Kredits- bzw. Schuldenkollapses „stellen die Menschen fest, dass sie nicht so viel Kaufkraft haben, wie sie dachten, und dass sich die finanziellen und wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern. “

Was wäre die Lösung für Anleger?

Dalio empfiehlt ein gut diversifiziertes Portfolio aus nicht-schuldenbasierten und nicht an den Dollar gebundenen Vermögenswerten und eine möglichst geringe Cash-Position. Diese Strategie sei einem traditionellen Mix aus Aktien und Anleihen vorzuziehen. Zudem wiederholt er seine These, dass die asiatischen Märkte die westlichen Industrieländer in Zukunft outperformen werden.

Zudem hält er das Szenario für wahrscheinlich, dass es aufgrund der Probleme zu massiven Steuererhöhungen kommen wird und darüber hinaus zu möglichen Verboten, Kapital an andere Standorte oder in alternative Vermögenswerte wie beispielsweise Gold oder Bitcoin zu verlagern. Er warnt jedoch auch davor dass eine Vermögenssteuer in den USA, wie sie von Senatorin Elizabeth Warren vorgeschlagen wurde, nur zu Kapitalabflüssen und Bemühungen zur Umgehung der Steuern führen würde. „Die Vereinigten Staaten könnten als ein Ort wahrgenommen werden, der für den Kapitalismus und die Kapitalisten unwirtlich ist“, schrieb er.

Dalio spricht zwar davon, dass ein Investment in nicht schuldenbasierte und nicht an den Dollar gebundene Vermögenswerte, wie Gold und Bitcoin es sind, sinnvoll ist, warnt jedoch gleichzeitig davor, dass ein Investment in solche Werte in Zukunft vom Staat unterbunden oder zumindest eingeschränkt werden könnte. Sein Kommentar hat Michael Saylor, CEO von MicroStrategy und einen der größten Bitcoin-Halter weltweit, auf den Plan gerufen.

Emerging Markets oder Bitcoin?

Er teilt Dalios Meinung zu Anleihen, wie er in einer Antwort schreibt: „Ich stimme der Aussage zu, dass Anleihen nicht länger als ein Wertspeicher funktionieren. […] Mit Respekt, Bitcoin ist die offensichtliche Lösung und sehr viel praktischer als ein ‚gut diversifiziertes Portfolio nicht schuldenbasierter und nicht an den Dollar gebundener Vermögenswerte‘ konzentriert auf die ‚asiatischen Emerging Markets‘.“

Saylor ist seit dem Investment seiner Firma im letzten Jahr einer der größten, wenn nicht der größte öffentliche Fürsprecher von Bitcoin. Der Vorteil von Bitcoin gegenüber Gold oder anderen, nicht an den Dollar gebundenden Vermögenswerten ist seine komplette technische Autonomie und die größere Praktikabilität gegenüber Gold. Verboten werden kann letztenendes nur der Börsenhandel mit Bitcoin. Das Netzwerk selbst bietet keine realistischen Angriffspunkte.

Dalios Strategie, in die aufstrebenden asiatischen Märkte zu investieren, mag aus wirtschaftlicher Sicht richtig sein. Jedoch hat man zuletzt mit Alibaba als direktem Beispiel gesehen, dass der chinesische Staat ein negativer Faktor in dieser Strategie sein könnte, denn die Regierung in Peking hat enormen Einfluss auf die chinesischen, aber auch auf die restlichen asiatischen Märkte. Nachdem der Börsengang von Alipay verhindert wurde, soll der Konzern nun auch Medien-Beteiligungen abstoßen, weil man sich um den Einfluss auf die öffentliche Meinung des Landes sorgt. Der lange Arm Pekings und die weiter wachsenden Machtambitionen könnten es für westliche Investoren in Zukunft schwieriger machen dort anzulegen und die Vermögenswerte auch zu behalten.

onvista-Redaktion

Titelfoto: aradaphotography / Shutterstock.com

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