Regierung prüft Testpflicht für Ungeimpfte in Fernzügen
Berlin (Reuters) - Ungeimpften Menschen drohen künftig Schwierigkeiten oder zusätzliche Ausgaben bei Reisen.
Die Bundesregierung prüft eine Testpflicht in Fernzügen und auf Inlandsflügen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin bestätigte. Geimpfte und Genesene wären gemäß der sogenannten 3G-Regel von der Testpflicht entbunden. Ab Mitte Oktober sollen Corona-Schnelltests nicht mehr gratis sein. Dann könnten Reisen für Ungeimpfte teurer werden.
"Wir haben sehr stark steigende Fallzahlen", sagte Seibert. Das Robert-Koch-Institut hatte zuvor 12.029 neue Positiv-Tests gemeldet. Das sind 2749 mehr als am Freitag vor einer Woche. "Engmaschiges Testen bringt zusätzlichen Schutz." Seibert verwies darauf, dass es in Frankreich bereits eine Testpflicht bei Fernreisen mit der Bahn gebe. "Das wird jetzt geprüft." Auf Auslandsflügen sei dies schon länger üblich. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte, die Prüfung werde nun abgearbeitet. Wie lange dies dauern werde, sei offen.
Der CDU-Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz sprach sich gegen die Maßnahme in Zügen aus. "Ich halte das für lebensfremd", sagte er "Bild Live". Es sei nicht praktikabel, morgens Millionen Pendler an den großen Bahnhöfen zu fragen, ob sie genesen oder geimpft seien. "Ich stelle mir die Frage, auf welcher Rechtsgrundlage das denn gefordert wird." Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) begrüßte die Überlegungen dagegen: "Im Moment gibt es noch zu viele Ungeimpfte. Wenn im Herbst die vierte Welle durchschlägt, ist es umso wichtiger, die 3G-Regeln in Flug und Bahn anzuwenden", sagte er der "Rheinischen Post". Kinder sollten allerdings ausgenommen sein. "Die Kontrolle von 3G könnte ja dann automatisch mit der Kontrolle des Tickets erfolgen."
Kritiker monieren, dass die Regierung mit solchen Maßnahmen eine Impfpflicht durch die Hintertür einführen will. "Wir sind nicht für eine generelle Impfpflicht", sagte Regierungssprecher Seibert dazu.