Regierungskreise - Einigung bei Wasserstoff wieder gescheitert

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung kommt mit ihrer Wasserstoff-Strategie nicht voran.

Ein weiterer Einigungsversuch zwischen den Ministerien scheiterte nach Angaben aus Regierungskreisen am Freitag. Das federführende Wirtschaftsministerium meldete daher anders als ursprünglich geplant die Strategie auch nicht für die Kabinettsbefassung am kommenden Mittwoch an, wie aus einer Mail des Ministeriums an andere Ressorts hervorgeht. Als letzte Chance gelte jetzt eine Runde auf Ministerebene, wobei es fraglich sei, ob diese noch vor Mittwoch zustande kommen könne. Hauptstreitpunkt sei die Frage, wie schnell und auf welche Kapazität die Produktion es Wasserstoffes hochgefahren werden soll. Noch am Freitagmorgen hatte sich Umweltministerin Svenja Schulze zuversichtlich geäußert, dass man sich verständigt.

Mit Hilfe von Wind- oder Sonnenstrom erzeugter Wasserstoff gilt als zentraler klimafreundlicher Brennstoff gerade für die Industrie. Während bei Autos der direkte elektrische Antrieb favorisiert wird, fehlen klimafreundliche Lösungen für Schwerlaster, die Schifffahrt sowie Chemie- und Stahlindustrie. Klar ist, dass mittelfristig Wasserstoff etwa aus sonnen- und windreichen Gegenden Südeuropas oder Afrikas importiert werden muss. Wind- und Sonnenstrom aus Deutschland werden dies allein nicht leisten können.

Das Wirtschaftsministerium wollte ursprünglich eine Elektrolyse-Leistung von drei bis fünf Gigawatt als Ziel bis 2030 festschreiben. Zudem sollte bei der Produktion des Wasserstoffes zunächst auch Erdgas eine größere Rolle spielen. Unter anderem das Finanz- und das Forschungsministerium wollen aber ehrgeizigere Ziele. Das Umweltministerium will vor allem "grünen" Wasserstoff - also mit Hilfe erneuerbarer Energie erzeugt. Zudem soll der Einsatz zunächst auf Industrie, Schwerlast- sowie Schiffs- und Flugverkehr konzentriert werden. Hier ist der direkte Einsatz von erneuerbarem Strom kaum möglich. Das Verkehrsressort will aber auch Wasserstoff-Autos eine Chance geben. In dieser Frage ist aber ein Kompromissformel gefunden worden.

Die Wasserstoffstrategie der Regierung sollte eigentlich schon 2019 beschlossen werden.

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