Reich durch Ben Grahams zeitlose Aktienauswahlkriterien

Fool.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Oft treten immer wieder neue Produktanbieter am Markt auf, die die Börse neu erfinden wollen. Häufig wird argumentiert, sie habe sich verändert. Obwohl heute aufgrund des schnellen Internets, der vielen Online-Broker und Realtime-Kurse neue Handelsarten möglich werden, sind sie zumeist sehr aufwendig, auf Dauer nicht durchhaltbar, in der Summe sehr risikoreich, nur auf kleine Depots anwendbar oder wenig erfolgreich.

Die großen Vermögen wurden durch langfristige Anlagen aufgebaut, die meist auch wenig aktiven Handel voraussetzen. Ben Grahams Werk: „Intelligent Investieren“ erschien vor fast 70 Jahren. Die Kriterien sind so einfach wie zeitlos. Selbst Warren Buffett schwört auf sie. Erfahre, wie du danach solide Unternehmen findest.

1. Angemessene Größe

Sehr kleine Unternehmen besitzen meist höhere Risiken. Sie schwanken stärker im Kurs und sind regional sowie von der Anzahl der eigenen Produkte/Dienstleistungen nicht breit aufgestellt. Graham nennt deshalb einen Umsatz von mindestens 100 Mio. US-Dollar und ein Vermögen (Bilanzsumme) von 50 Mio.US-Dollar als Untergrenze.

2. Ausreichend finanzielle Stärke

Ein Unternehmen sollte über eine solide Bilanz verfügen. Dazu gehört, dass das Umlaufvermögen mindestens zweimal so hoch ausfällt wie die kurzfristigen Verbindlichkeiten und dass die langfristigen Verbindlichkeiten das Nettoumlaufvermögen nicht übersteigen. Erkennbar ist die finanzielle Stärke meist aber auch an der Eigenkapitalquote, die 25 % nicht unterschreiten sollte.

3. Stetige Dividendenzahlungen (über die vergangenen 20 Jahre)

Wenn ein Unternehmen durchgängig über die letzten 20 Jahre Dividenden gezahlt hat, erzielt es meist auch stetig Gewinne und hat Krisen gut überstanden. Zugleich wird so nur in etablierte Unternehmen investiert, was das Risiko reduziert.

4. Keine Verluste in den letzten zehn Jahren

Solange ein Unternehmen Gewinn erzielt, ist dessen Fortbestand auch nicht gefährdet. Zudem kannst du über dieses Kriterium auch schon viele instabile Firmen aussortieren und setzt so nur auf ertragsstarke Unternehmen.

5. Innerhalb der letzten zehn Jahre mindestens 33 % Gewinnwachstum

Zu Beginn und Ende der Spanne kann der dreijährige Durchschnitt gezogen werden, um Einmaleffekte auszuklammern. Solange ein Unternehmen wächst, ist es nicht im Niedergang. Wachstum ist auch deshalb sehr wichtig, weil neben der Bewertung nur so Kurssteigerungen möglich sind.

6. Bewertung nicht höher als Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) 1,5

Die Bewertung entscheidet auch über Out- oder Underperformance deines Portfolios. Deshalb ist sie wichtig. Hier würde ich eine Kategorisierung empfehlen. Während bei Zyklikern ein niedriges KBV meist auf eine günstige Bewertung hinweist, notieren gute Dauerinvestments meist zu höheren KBVs. Bei Zyklikern ist dieses Kriterium also sinnvoll, bei Dauerinvestments sollte man es ignorieren.

7. Bewertung nicht höher als Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 15  

Dieses Kriterium ist wiederum sehr gut für Dauerinvestments (Unternehmen, die ihre Umsätze und Gewinne kontinuierlich steigern und Güter/Dienstleistungen des täglichen Bedarfs anbieten) geeignet. Für Zykliker (stark von der Konjunktur abhängige Unternehmen) würde ich es ignorieren. Sie sind meist günstig, wenn der Gewinn eingebrochen ist (das KGV also negativ oder hoch ausfällt).

Weitere nützliche Kriterien

Wie beschrieben, finde ich eine zusätzliche Unterscheidung zwischen Zyklikern und Dauerinvestments sehr hilfreich. Um die Risiken zu verringern, empfiehlt Ben Graham eine Streuung über 10 bis 30 Werte. Zudem wird eine halbjährliche Überprüfung der Kriterien für das eigene Portfolio empfohlen.

Weiterhin sollte die zukünftige Entwicklung  möglichst „vorhersehbar“ sein. Zum Beispiel: Bei einem großen Krankenhausbetreiber kann man sich vorstellen, dass er auch noch in zehn Jahren existiert. Bei einem kleinen Rohstoff-Unternehmen, das noch unprofitabel ist, wird es schwieriger.

Das Management kann beispielsweise über die Beteiligung am Unternehmen, die Vergütung und das eigene Engagement beurteilt werden. Schlussendlich ist auch die Einschätzung der Wettbewerbsvorteile bei der Auswahl guter Aktien von Vorteil.

Sie sind zeitlos

Diese Kriterien haben vor 70 Jahren genauso gut funktioniert wie heute. Und sie funktionieren relativ sicher auch noch in 50 Jahren. Die Fokussierung auf das eigene Portfolio (dessen Qualität und Bewertung) steht im Vordergrund. Die Bewertung des Gesamtmarktes kannst du also ignorieren. Solange du solide Unternehmen zu vernünftigen Bewertungen besitzt, wirst du auch langfristig gute Erträge erzielen.

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Foto: wutzkohphoto / Shutterstock.com

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