Remdesivir in EU zum Einsatz gegen Corona genehmigt - Kritik aus Ärzteschaft

Reuters · Uhr

Brüssel/Berlin (Reuters) - Die EU-Kommission hat dem Einsatz des Medikaments Remdesivir zur Behandlung von Corona-Patienten genehmigt.

Damit kann das Mittel des US-Konzerns Gilead nun in den Ländern der EU für bestimmte Erkrankte eingesetzt werden. Der Schritt war erwartet worden, nachdem die europäische Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht dafür gegeben hatte. Dabei war eine bedingte Zulassung zur Behandlung von erwachsenen Patienten und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit Lungenentzündung empfohlen worden, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen. Remdesivir gilt als Hoffnungsträger in der Behandlung von Covid-19-Patienten und ist bereits unter anderem in den USA zur Behandlung zugelassen.

Der Chef der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, sieht die Zulassung kritisch. "Es ist eine sehr vorschnelle Entscheidung", sagte Ludwig im rbb. Es sei unklar, ob tatsächlich Sterbefälle verhindert würden. Die Zulassung basiere nur auf einer einzigen Studie, die zudem nicht endgültig ausgewertet sei. Es bestehe die Gefahr, dass Patienten mit der Arznei unkritisch behandelt würden. Ohne gesicherte Ergebnisse könne man nicht ausschließen, dass es sich bei Remdesivir um einen "ungerechtfertigten Hype" handele.

Die EU-Kommission hatte vor einigen Tagen erklärt, sie sei in Verhandlungen mit dem Hersteller Gilead, um das Medikament auch für die 27 EU-Staaten verfügbar zu haben. Die US-Behörde HSS hat sich bereits nahezu die gesamte geplante Produktion des Mittels bis September gesichert. Dort soll die fünftägige Behandlung mit dem Mittel 2340 Dollar pro Patient kosten, für Privatpatienten sollen es 3120 Dollar sein. Remdesivir ist eigentlich zur Behandlung von Ebola entwickelt worden.

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