Risiken größer als Chancen?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Sollte der Dax in den nächsten Tagen weiter um die 13.000-Punkte-Marke pendeln, ohne nach oben oder unten auszubrechen, wird wohl das große Nachdenken einsetzen (begonnen hat’s schon). Denn dann versuchen alle Experten und „Experten“ abzuwägen, was jetzt größer ist - Chancen oder Risiken. Niemand hat die sichere Antwort. Die möglichen Kursbeweger sind zwar allgemein bekannt, nicht aber ihr Gewicht. Versucht erst gar nicht, meine Freunde, Entscheidungshilfe bei klugen Sprüchen und Börsenweisheiten zu suchen. Ich habe mit „Sprüche zu Chancen und Risiken“ gegoogelt - herausgekommen ist eine lange Liste von gesammelten Aphorismen über das Risiko, nur das Risiko. Typisch. Risiken interessieren halt die Menschen mehr als Chancen.

Zu den Analysten, die jetzt warnen, gehört das (von mir seit langem geschätzte) Research der Frankfurter Helaba. Die weisen zunächst mal darauf hin, dass mit einem Dax 13.000 vor knapp einem Jahr nicht einmal die größten Optimisten gerechnet hatten. Damals lag die Konsens-Schätzung für das Jahresende 2017 bei rund 11.500 Punkten, der niedrigste prognostizierte Indexstand bei 10.350, der höchste bei 12.000 Punkten. Mit ihrer Jahresend-Prognose von 12.000 zählte die Helaba damals zu den größten Optimisten - inzwischen bewegt sie sich damit am unteren Rand der Prognose-Spanne. Seither sind die Schätzungen von den meisten Strategen angepasst worden. Die jüngsten Voraussagen für den Jahresendstand des Dax ergeben einen Durchschnittswert rund 12.700 Punkten. Die Spanne reicht von 11.750 bis 13.100 Punkten.

Wie andere Skeptiker auch, weisen die Landesbanker auf die als teuer geltenden Ami-Aktien hin. Aber auch hierzulande sei die Bewertungssituation alles andere als günstig: „Die Trennlinie zwischen ‚fair‘ und ‚teuer‘ verläuft für den Dax nach unseren Berechnungen derzeit bei rund 12.500 Punkten. Indessen scheinen vielbeachtete Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima oder der ZEW-Index in die Spitze gelaufen zu sein. Für Aktien bedeute dies erfahrungsgemäß nichts Gutes. Im Durchschnitt gab der Dax in früheren Zyklen nach Erreichen des Hochs bei den konjunkturellen Frühindikatoren spürbar nach. Dies wird nach Einschätzung der Analysten diesmal nicht anders sein. Schließlich sei die Erwartungshaltung dies- und jenseits des Atlantiks extrem hoch. Fazit der Helaba: „Aktien haben sehr viel Positives vorweggenommen. Enttäuschungen scheinen damit vorprogrammiert. Selbst wenn unser Jahresendziel für den Dax von 12.000 Punkten möglicherweise etwas zu vorsichtig ist, sind derzeit die Kursrisiken deutlich größer als die Chancen.“

Stimmt das? Ich weiß es natürlich auch nicht, neige aber zu einer „ausgewogenen“ Meinung - Kurs-Chancen und -Risiken halten sich etwa die Waage. Deshalb mein im Grunde unveränderter Vorschlag: Eher skeptische bis ängstliche Anleger sollten Gewinne realisieren und ihren Cash-Anteil aufstocken, die Mutigen hingegen können nachgebende bis schwächere Kurse zu neuen Engagements nutzen. Übrigens: Wenn ich mir den VDax-New und die Goldpreisentwicklung angucke, scheint die Angst nicht weit verbreitet zu sein. Und vergesst bitte nicht: Das Risiko ist der Preis für die Chance!

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