Rohstoffe: Ölpreise rutschen wieder in die Verlustzone, Gold auf dem höchsten Stand seit einem Jahr

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die jüngsten Angriffe auf zwei Tankschiffe schüren Sorgen um den Frieden in der Golf-Region und die weltweite Energieversorgung.

Die USA beschuldigten den Iran, hinter den Vorfällen im Golf von Oman zu stecken, und schickten einen weiteren Zerstörer in das Gebiet. Die Washingtoner Regierung betonte zugleich, nicht an einem Krieg mit dem Erzrivalen Iran interessiert zu sein. Der Iran wies die Vorwürfe zurück und erklärte, die USA gefährdeten die Stabilität im Nahen Osten. Die Internationale Energieagentur (IAE) warnte am Freitag, die Angriffe auf der Öl-Transportroute seien für die Energiemärkte Anlass zu großer Sorge. Die G20-Energie- und Umweltminister wollten über das Thema am Wochenende beraten, teilte Japan als Gastgeber mit. Die Bundesregierung erklärte, die Vorfälle seien außerordentlich besorgniserregend und könnten wirtschaftlich gravierende Folgen haben.

Iran: Wir sorgen für Sicherheit der Straße von Hormus

Die Teheraner Führung nannte die Vorwürfe „alarmierend“. Der Iran sehe es vielmehr als seine Aufgabe, für die Sicherheit in der für die Schifffahrt wichtigen Straße von Hormus zu sorgen. Iranische Teams hätten die Besatzungsmitglieder so schnell wie möglich gerettet. Bei den Angriffen am Donnerstag waren die Tanker „Front Altair“ und „Kokuka Courageous“ beschädigt worden.

Der Golf von Oman ist über die Straße von Hormus mit dem Persischen Golf verbunden. Die Straße von Hormus ist einer der wichtigsten Wasserwege weltweit und spielt vor allem für Öltransporte aus der Golfregion eine zentrale Rolle. Der Iran hatte wiederholt damit gedroht, diese Passage zu sperren, sollte das Land sein Erdöl wegen US-Sanktionen nicht verkaufen können.

China forderte alle Beteiligten zur Mäßigung auf. Niemand wolle einen Krieg im Golf von Oman, erklärte das Pekinger Außenministerium. China hat im Energiegeschäft enge Verbindungen mit dem Iran und der Regierung in Teheran erst am Freitag einen Ausbau der Zusammenarbeit in Aussicht gestellt.

Ölpreise fallen wieder

Die Ölpreise haben am Freitag einen Teil der deutlichen Gewinne vom Vortag wieder abgegeben. Nachdem die Preise am Morgen noch an den Höhenflug vom Vortag anknüpfen konnten, drehten sie im Vormittagshandel in die Verlustzone. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete gegen Mittag 61,14 US-Dollar. Das waren 17 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 23 Cent auf 52,05 Dollar.

Am Vortag hatten die Meldungen über den mutmaßlichen Angriff auf die zwei Tankschiffe im Golf von Oman den Preissprung am Ölmarkt ausgelöst. „Am Ölmarkt machte sich als Reflex sogleich Sorge um Lieferunterbrechungen breit, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Preise“, kommentierten Experten des Bankhauses Metzler.

Der deutliche Anstieg der Ölpreise war aber nur von kurzer Dauer. Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg bleiben die Auswirkungen einzelner Attacken auf Öltanker in der strategischen wichtigen Region begrenzt. Sie können die Ölreise auf dem Weltmarkt nur für kurze Zeit etwas nach oben treiben.

Gold auf höchstem Stand seit April 2018

Große politische Risiken wie die am Golf von Oman und die anhaltende globale Wachstumsschwäche treiben die Anleger zudem zunehmend in als sicher empfundene Anlagen. Davon profitiert auch der Goldpreis: Am Freitag stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) bis auf 1358 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit April 2018. In Euro gerechnet wurde mit 1203 Euro sogar der höchste Stand seit April 2017 erreicht.

Gold profitiert zurzeit von mehreren Entwicklungen. Zum einen erhält das auch als Krisenwährung bezeichnete Edelmetall Zulauf, weil Anleger angesichts fallender Aktienkurse in die Defensive gehen. Der Bedarf nach Anlagen, die als sicher gelten, ist angesichts hoher politischer Risiken wie den Spannungen zwischen den USA und Iran sowie dem US-chinesischen Handelskonflikt hoch.

Hinzu kommen fallende Kapitalmarktzinsen, die den Zinsnachteil von Gold verringern. Das Edelmetall wirft im Gegensatz zu anderen als sicher empfundenen Anlagen wie festverzinslichen Wertpapieren keine regelmäßigen Erträge wie Zinsen ab. Fallen die Kapitalmarktzinsen, fällt dieser Nachteil weniger stark ins Gewicht. Die zurückgehenden Marktzinsen sind ebenfalls eine Folge hoher Unsicherheit unter Anlegern. Hinzu kommt das schwache weltweite Wirtschaftswachstum.

(onvista/reuters/dpa-AFX)

Titelfoto: Phonlamai Photo / Shutterstock.com

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