ROUNDUP: Evangelische Kirche debattiert über Reform der Kirchensteuer

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) denkt über eine Absenkung der Kirchensteuer für bestimmte Gruppen nach, einen konkreten Plan dazu gibt es aber noch nicht. Insbesondere geht es um junge Erwachsene, die sich seit der Konfirmation in ihrer Jugendzeit von der Kirche entfernt haben und erst wenn Hochzeit oder Kinder anstehen, sich der Kirche wieder annähern. "Es ist eine von zahlreichen Ideen, die derzeit im Rahmen der Zukunftsprozesse ergebnisoffen diskutiert werden", sagte ein EKD-Sprecher am Montag.

"Wir diskutieren darüber, ob es vernünftig ist, für die Gruppe der Berufseinsteiger mit der Kirchensteuer eventuell noch zu warten oder sie zu reduzieren", sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm der "Welt" (Montag). Auch erwäge man, "generell flexibler zu sein, bei der Kirchensteuer Rücksicht auf bestimmte Lebenssituationen zu nehmen, die das Kirchenrecht bisher nicht vorsieht, die menschlich aber nachvollziehbar sind".

Bereits seit der Tagung des Kirchenparlaments 2017 beschäftigt die EKD sich mit der Frage der Mitgliedschaft. Geprüft werden eine abgestufte Mitgliedschaft und eine angepasste Kirchensteuer. Die Rede war auch von einer "Mitgliedschaft light" für Menschen, die die Kirche erst einmal von einer gewissen Distanz ausprobieren wollen. Auch in Ostdeutschland, wo verhältnismäßig wenig Menschen Mitglied sind, registriert die EKD ein Interesse an kirchlichen Angeboten, zugleich aber eine kritische Haltung gegenüber der Kirchensteuer. Ein Abrücken von der Kirchensteuer an sich kommt für Bedford-Strohm nicht in Frage, wie er von einigen Monaten der dpa sagte. Erste Ergebnisse der laufenden Zukunftsprozesse sollen im November auf der EKD-Synodentagung in Berlin beraten werden.

In Deutschland sind im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Menschen aus der Kirche ausgetreten. Bei den Katholiken waren es 272 771, bei den Protestanten 270 000 Menschen. Wegen der Corona-Pandemie erwarten die Kirchen in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang der Steuereinnahmen./wn/DP/fba

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