ROUNDUP: VW erwartet wegen Corona 2020 'gravierend rückläufiges Ergebnis'

dpa-AFX · Uhr

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der VW -Konzern stellt sich wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf deutlich schlechtere Geschäftszahlen im laufenden Jahr ein. Man erwarte ein "im Vorjahresvergleich gravierend rückläufiges" operatives Ergebnis, das aber noch im positiven Bereich landen werde. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mit. Auch der Umsatz dürfte "voraussichtlich deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen", hieß es.

Der größte Autokonzern der Welt gab zudem die detaillierten Zahlen zum ersten Quartal bekannt. Demnach sackte der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn im Vergleich zum ersten Jahresviertel 2019 um mehr als 86 Prozent auf 405 Millionen Euro ab. Im laufenden zweiten Quartal werde der Konzern schon beim operativen Ergebnis rote Zahlen aufweisen, warnte Finanzchef Frank Witter in einer Telefonkonferenz.

Die VW-Vorzugsgaktie lag am Vormittag gut 1,8 Prozent im Plus bei 128,34 Euro. Der Corona-Crash an den Aktienmärkten hatte das Papier Mitte März bis unter die Marke von 80 Euro fallen lassen. Bevor die Krise die Börse am 24. Februar erstmals mit voller Wucht erfasste, war die Aktie mit über 165 Euro noch mehr als doppelt so viel wert gewesen.

Vorläufige Daten zum ersten Quartal hatte Volkswagen bereits Mitte April genannt. Der Umsatz nahm zwischen Januar und März von 60,0 auf 55,1 Milliarden Euro ab, der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen sank von 4,8 auf 0,9 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatten zusätzliche Kosten aus der Dieselkrise das Ergebnis mit einer Milliarde Euro belastet.

"Die weltweite Covid-19-Pandemie hat unser Geschäft im ersten Quartal erheblich beeinträchtigt", sagte Witter. Der Konzern erlebe eine "beispiellose Krise". So schrammte die Konzerntochter Audi knapp an den roten Zahlen vorbei: Das operative Ergebnis von 15 Millionen Euro lag im ersten Quartal deutlich unter dem Vorjahreswert von 1,1 Milliarden Euro.

Bei der Hauptmarke VW Pkw halbierte sich das Ergebnis im laufenden Geschäft im Vergleich zum Vorjahr fast, es sank von 821 auf 481 Millionen Euro. Nicht viel besser sieht es beim Autogeschäft von Porsche aus, wo der Betriebsgewinn mit 529 Millionen Euro im ersten Quartal über ein Drittel (36 Prozent) geringer ausfiel als im Vorjahreszeitraum.

Konzernweit gingen die Auslieferungen um 23 Prozent auf rund 2 Millionen Fahrzeuge zurück. Das Verkaufsminus erstreckte sich dabei über fast alle Marken, lediglich Bentley konnte leicht zulegen.

Die Nettoliquidität im Auto-Kerngeschäft sank in den ersten drei Monaten um 3,5 auf 17,8 Milliarden Euro - Ende Dezember 2019 hatte sie noch bei 21,3 Milliarden Euro gelegen. Damit sei die Zahlungsfähigkeit "weiter solide", teilte VW mit. Konzernchef Herbert Diess hatte jüngst geschätzt, dass während des Corona-Lockdowns bis zu 2 Milliarden Euro pro Woche an Liquidität verloren gingen.

Finanzchef Witter erklärte, man werde wohl nicht in allen Märkten gleichermaßen zum Vorkrisen-Niveau zurückkehren können. Es sei aber schon möglich, von einer "gewissen Erholung" zu sprechen. "Wir werden um jeden Kunden kämpfen. Wir werden das Jahr nicht abschreiben." In den USA macht die Corona-Krise bei der Kernmarke den langgehegten Plan zunichte, dieses Jahr endlich wieder Gewinne zu schreiben, wie Witter einräumte.

Wegen der Corona-Krise hatte VW seine genaue Jahresprognose für 2020 vor zwei Wochen kassiert. Wie viele andere Hersteller hatte der Konzern den Betrieb in Werken und Autohäusern wegen Ansteckungsrisiken und fehlenden Nachschubs durch unterbrochene Lieferketten einstellen müssen. Zudem drückten Turbulenzen auf den Rohstoff- und Kapitalmärkten aufs Geschäft.

Das Unternehmen fährt nun nach knapp eineinhalb Monaten Stillstand die Produktion auch in Deutschland langsam wieder hoch. Nachdem vergangene Woche der Standort Zwickau neu anlief, kamen in dieser Woche der Stammsitz Wolfsburg und andere Werke hinzu - allerdings mit zunächst geringerer Kapazität und erhöhten Sicherheitsstandards. Anfang Mai sollen Fabriken in den USA, Lateinamerika und Südafrika den Betrieb aufnehmen. In China, dem Ursprungsland der Pandemie, waren zuletzt fast alle Standorte zurück am Netz./dhu/DP/men

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