RTL übertrifft die Erwartungen ++ Tele Columbus warnt erneut ++ DAX hält sich wacker

onvista · Uhr

Nach der Türkei-Krise und Trumps Zollstreitigkeiten ist jetzt wieder der Euro an der Reihe den deutschen Leitindex in Schach zu halten. Die europäische Gemeinschaftswährung steht gegenüber dem Dollar bei etwa 1,17. Das ist einigen Anlegern wohl etwas zu viel.

Auch keine Freude verbreitet der GfK-Konsumklima-Index. Das Barometer ist im September um 0,1 auf 10,5 Zähler gefallen und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2017. „Trotz des zweiten Rückgangs in Folge gehen die Verbraucher aber nach wie vor davon aus, dass die gute Konsumkonjunktur erhalten bleibt, wenn auch die Dynamik möglicherweise etwas nachlassen könnte“, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl am Mittwoch zu der monatlichen Umfrage unter 2000 Verbrauchern. Der private Konsum dürfte in diesem Jahr um real 1,5 Prozent zulegen, bekräftigte die GfK ihre Prognose.

Und dann wäre da noch der französische Wirtschaftsprofessor Charles Wyplosz. Der sieht Italien als nächsten Krisenherd auf die Märkte zukommen. Auf böerse.ARD.de fast er seine Aussichten für das EU-Mitglied kurz und einprägend zusammen: „Wir haben ein Land mit Schulden in Höhe von 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, ernsthaften inneren Problemen, einem schmutzigen Bankensystem, und jetzt wird es von Leuten gelenkt, die nicht wissen, was sie tun.“ Ein Kompliment sieht wahrlich anders aus.

Betrachtet man die heutige Nachrichtenlage, dann könnte der DAX auch durchaus im Minus liegen. Gründe dafür gibt es genug. Der deutsche Leitindex schlägt sich aber wacker. Er startet mit 12.549,37 Punkten in den Tag. Damit liegt er 0,18 Prozent vorne.

RTL: Die Tochter reißt es raus

Die Rückkehr der von der Tochter FremantleMedia produzierten Show „American Idol“ hat den TV-Konzern RTL im zweiten Quartal angetrieben. Die Zuwächse der Produktionstochter konnten das schwache TV-Geschäft in Deutschland mehr als ausgleichen. Konzernweit zog der Umsatz um 3,6 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro an, wie die Bertelsmann-Tochter am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um knapp fünf Prozent auf 379 Millionen Euro zu. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Experten.

Der Konzern bestätigte die Prognose für 2018. Der Umsatz soll demnach im laufenden Jahr um 2,5 bis 5 Prozent steigen – dabei sind die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen ausgeklammert. RTL spürt den starken Euro vor allem bei der Produktionstochter Fremantle, die in London sitzt und viel Geschäft in den USA macht. Als operatives Ergebnis wird – bereinigt um einen positiven Sondereffekt im Vorjahr – nach wie vor ein Wert auf dem Niveau von 2017 erwartet.

Bertelsmann hält nach einer Platzierung von Anteilen vor rund fünf Jahren noch etwas mehr als 75 Prozent der Anteile. Seit der Platzierung Ende April 2013 stieg der Börsenwert von RTL um knapp 16 Prozent auf zuletzt fast zehn Milliarden Euro. Mit der Entwicklung hinkte das RTL-Papier dem MDax deutlich hinterher, schnitt aber besser ab als die Anteile des Konkurrenten ProSiebenSat.1

Tele Columbus: Nicht so schlecht wie erwartet

Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus muss seine Prognose erneut senken. Die Gründe liegen in der Übernahme des Konkurrenten Pepcom und höheren Kosten für das Anwerben von Neukunden. Beim Umsatz wird jetzt nur noch ein Wert auf dem Niveau des Vorjahres von knapp 497 Millionen Euro erwartet, wie das Unternehmen am späten Dienstagabend in Berlin mitteilte. Der Internet- und Telekomkonzern United Internet hält knapp 29 Prozent an der Gesellschaft. Bisher hatte Tele Columbus einen Anstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Beim operativen Gewinn rechnet das Unternehmen jetzt mit einem deutlichen Rückgang.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde mindestens 235 Millionen Euro betragen – damit könnte das operative Ergebnis um bis zu elf Prozent fallen. Bislang hatte Tele Columbus einen Wert von 265 bis 280 (2017: 264,7) Millionen Euro in Aussicht gestellt. Der seit Anfang des Jahres amtierende Konzernchef Timm Degenhardt begründete diesen Schritt mit dem Abschluss des 2015 angekündigten Kaufs des Konkurrenten Pepcom für rund 600 Millionen Euro.

Das im SDax notierte Papier verlor in diesem Jahr zirka 70 Prozent an Wert und ist damit die mit Abstand schwächste Aktie im Index. Trotzdem legt die Aktie heute kräftig zu, da die Anleger mit schlimmeren Zahlen gerechnet hatten.

Kurz & knapp

Betrandt: Das Unternehmen entwickelte sich in den abgelaufenen drei Quartalen des Geschäftsjahres 2017/2018 wie erwartet. Die Gesamtleistung konnte im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent, das EBIT um 23,9 Prozent gesteigert werden. Bertrandt sieht in den kommenden Jahren positive Rahmenbedingungen, die weitere Perspektiven für das Wachstum bieten.

Stroeer: SBC-Analyst Olivier Moral hält die Kursverluste der vergangenen Monate für überzogen und stufte die Papiere von „Hold“ auf „Buy“ hoch. Zudem hob er das Kursziel von 65 auf 72 Euro an. Damit traut er den Papieren mittelfristig eine Bestmarke zu. Der aktuelle Rekordkurs von 66,40 Euro wurde im Februar erreicht. Seither ging es für die Anteilsscheine des MDax-Unternehmens um rund ein Viertel nach unten.

Aroundtown: Höhere Mieten und weniger Leerstand haben dem Gewerbeimmobilien-Spezialisten im ersten Halbjahr einen deutlichen Gewinnzuwachs beschert. Das operative Ergebnis (FFO 1) wuchs zwischen Januar und Juni im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent auf 189 Millionen Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen in Luxemburg mitteilte.

Von Markus Weingran / dpaAFX

Foto: Rob Wilson / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel