Siemens: Energy-Sparte soll komplett abgestoßen werden ++ Evotec: Bill Gates fördert US-Tochter ++ Epigenomics: Aktie bricht zum Wochenauftakt ein
Neue Woche - alte Probleme. Mittlerweile schwört der englische Premierminister nicht nur die Bevölkerung auf einen harten Brexit ein, jetzt sind auch die Unternehmen an der Reihe. Rund 200.000 Händler würden einen Brief erhalten, in dem neue Zoll- und Steuervorschriften dargelegt werden, teilte die Regierung am späten Sonntagabend mit. „Täuschen sie sich nicht, in nur 75 Tagen gibt es Änderungen und die Uhr für die Unternehmen tickt“, sagte der britischen Kabinettsminister Michael Gove. Jetzt müssten alle zusammenarbeiten, damit Großbritannien die neuen Chancen nutzen könne, die sich „aus einer unabhängigen Handelsnation mit Kontrolle über ihre eigenen Grenzen, Hoheitsgewässer und Gesetze“ ergeben würden.
Da stellt sich man sich schon ein wenig die Frage: Warum will die EU ab heute weiter verhandeln? Nur um das unausweichliche Übel so weit wie möglich nach hinten zu schieben oder will die EU einfach nur nicht Schuld sein am harten Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union? Eine Einigung wäre sicherlich zu begrüßen, aber die öffentlichen Äußerungen von beiden Seiten machen nicht gerade Hoffnung.
Chinas Wirtschaft wächst – allerdings nicht mehr so schnell wie erwartet
Der Automarkt in der Volksrepublick hatte es schon angedeutet. Chinas Wirtschaft ist im dritten Quartal erneut gewachsen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft legte im Vorjahresvergleich um 4,9 Prozent zu, wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte. Das ist zwar weniger, als viele Analysten erhofft hatten. Experten hatten im Durchschnitt mit einem Plus von 5,5 Prozent gerechnet. Jedoch reichte China das Ergebnis, um den vorangegangenen Einbruch im Frühjahr mehr als auszugleichen. So legte Chinas Wirtschaft laut der offiziellen Angaben in den ersten neun Monaten des Jahres um 0,7 Prozent zu.
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Im ersten Quartal hatte China zum ersten Mal seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen im Jahr 1992 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 6,8 Prozent verzeichnet. Die Wirtschaft sprang danach wieder an, weil das Land mit strengen Maßnahmen wie der Abriegelung von Millionenstädten, strikter Isolation und Einreisesperren das Virus schneller unter Kontrolle bringen konnte als andere Staaten. Im zweiten Quartal hatte das Wachstum bereits wieder bei 3,2 Prozent gelegen.
Wie das Statistikamt weiter mitteilte, zeigten auch andere wichtige Indikatoren im dritten Quartal allgemeine Verbesserungen: Die Industrieproduktion stieg um 5,8 Prozent und die Einzelhandelsumsätze verzeichneten einen Anstieg von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Es gibt seit Monaten kaum noch neue Infektionen in China, so dass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeiten wieder normalisieren.
Ökonomen gehen davon aus, dass China in diesem Jahr die einzige große Volkswirtschaft sein wird, die das Jahr mit einem positiven Wachstum abschließen kann. Die Erholung gehe schneller als erwartet voran, hieß es so vergangene Woche in einer neuen Prognose des Internationalen Währungsfonds.
Dax: Verhalten optimistisch in die neue Woche
Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag trotz alarmierender Corona-Meldungen die Erholung vom Freitag fortgesetzt. Positive Impulse erhält der Markt von chinesischen Konjunkturdaten.
Der Dax überwand in den ersten Handelsminuten die als Widerstand angesehene Marke von 13.000 Punkten und notierte 0,79 Prozent im Plus bei 13.011,30 Punkten. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex um rund 1,6 Prozent zugelegt, die Woche aber mit einem Minus von gut einem Prozent abgeschlossen.
Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel gewann am Montagmorgen 0,64 Prozent auf 27.941,70 Zähler. Auch an Europas Börsen ging es wieder voran, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um rund 0,8 Prozent auf 3.272 Punkte vor.
Siemens: Vorerst keine weiteren Abspaltungen
Der künftige Siemens-Vorstandschef Roland Busch will sich von der Börse nicht zu weiteren Abspaltungen treiben lassen. „Würde ich ausschließlich auf den Kapitalmarkt hören, könnte ich die Firma in 20 Teile zerlegen. Dann hätten die Investoren ihren Einsatz maximiert – nur wäre nichts mehr übrig von Siemens“, sagte Busch der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Busch ist seit 1. Oktober bereits für das Geschäft verantwortlich, wird aber erst im Februar 2021 formell an die Spitze des Konzernvorstands rücken.
„Nach dem jüngst vollzogenen Börsengang von Siemens Energy sind wir kein Konglomerat mehr, wir haben ein klares Profil herausgearbeitet. Zum Kern gehören die Bereiche Industrie, Infrastruktur, Transport und Gesundheit. Die zähle ich dazu, weil wir die Mehrheit der Anteile an der börsennotierten Siemens Healthineers behalten werden.“
Von der abgespaltenen Sparte Siemens Energy will sich der Konzern dagegen ganz zurückziehen. Abhängig vom Marktumfeld soll die Beteiligung weiter reduziert werden, wie Busch ankündigte. „Unser Plan ist es, in den nächsten 12 bis 18 Monaten weitere Anteile abzugeben“, sagte der Manager. „Daneben bürgen wir, als Muttergesellschaft, noch mit Garantien von 42 Milliarden Euro. Der Betrag wird sich über die nächsten fünf Jahre halbieren.“
Evotec: Bill Gates Stiftung unterstützt US-Tochter
Der Wirkstoff-Forscher bekommt eine Förderung von der Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates. Mit der Geldspritze, über deren Höhe keine Angabe gemacht wurde, soll die Entwicklung und Herstellung von Antikörpern gegen die Lungenkrankheit Covid-19 in den USA vorangetrieben werden, wie Evotec am Montag in Hamburg mitteilte. Die im MDax notierten Evotec-Aktien stiegen am Morgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss vom Freitag um rund 2 Prozent.
Das Geld soll der US-amerikanischen Evotec-Tochter Just helfen, mittels Software an Leitkandidaten für die Antikörper zu arbeiten. Evotec hatte im Juli vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar (15,9 Millionen Euro) erhalten, um ein Antikörper-Produkt zur Prävention von Covid-19 zu entwickeln. Ziel sei, dem Verteidigungsministerium schnell und effizient Antikörper bereitzustellen.
Kurz & knapp:
Epigenomics: Rabenschwarzer Montag für die Aktionäre des Biotechs. Nach einer negativen Erstattungsempfehlung der staatlichen US-Krankenversicherung zu Epi proColon brachen die Papiere des Spezialisten für Bluttests zur Erkennung von Krebs auf der Handelsplattform Tradegate um fast 80 Prozent auf ein Rekordtief von 0,49 Euro ein. Die Entscheidung der Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) gegen den Test zur Darmkrebs-Vorsorge ist laut Epigenomics vorläufig. Nach den Statuten der CMS starte nun eine 30-tägige öffentliche Kommentierungsphase, die dazu genutzt werde, die CMS erneut von den Vorteilen von Epi proColon im Kampf gegen Darmkrebs zu überzeugen, teilte das Unternehmen am Samstag mit. Im Anschluss an die Kommentierungsphase werde die CMS innerhalb von 60 Tagen ihre endgültige Entscheidung veröffentlichen. Für den Fall, dass sie ebenfalls negativ ausfällt, kündigte Epigenomics ein Berufungsverfahren an. Mittlerweile beruhigen sich die Anleger wieder etwas und die Aktie erholt sich etwas von ihren anfänglichen Verlusten.
Morphosys: Der Lizenznehmer Janssen Research & Development hat vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) grünes Licht für die Erweiterung der Zulassung von Tremfya(R) (Guselkumab) zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit aktiver psoriatischer Arthritis (PsA) in der Europäischen Union (EU) bekannt zu geben. Guselkumab ist derzeit in der EU für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque Psoriasis (Schuppenflechte) bei Erwachsenen zugelassen, die für eine systemische Therapie in Frage kommen.
HochTief: Die australische Tochter Cimic hat sich mit dem Hegdefonds Elliott wie erwartet auf den Verkauf der Hälfte ihres Minenausrüsters Thiess geeinigt. Mit dem Schritt kann Cimic seine Bilanz verbessern. So erhoffe sich Cimic Barzuflüsse in Höhe von 1,7 bis 1,9 Milliarden australischen Dollar, teilte Hochtief am Montag in Essen mit. Insgesamt werde Thiess mit rund 4,3 Milliarden australischen Dollar (2,6 Mrd Euro) bewertet. Die restlichen 50 Prozent an Thiess bleiben erst einmal in den Händen von Cimic. Für die Cimic-Aktien ging es zum Wochenstart um mehr als 8 Prozent nach oben. Die Hochtief-Papiere gewannen hierzulande mehr als 2 Prozent.
Philips: Der Medizintechnikkonzern hat im dritten Quartal deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Dabei profitierte der Konkurrent von Siemens Healthineers von einer hohen Nachfrage nach Monitoring- und Beatmungsgeräten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Der Nettogewinn stieg von 208 Millionen auf 340 Millionen Euro, wie die Niederländer am Montag in Amsterdam mitteilten. Der Umsatz verbesserte sich um 6 Prozent auf knapp 5 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis lag das Plus bei 10 Prozent. Die Zahlen fielen dabei besser aus als von Analysten erwartet.
Von Markus Weingran
Foto: AR Pictures / Shutterstock.com