Siemens Healthineers: Sorgen die Schnelltests für einen Umsatz und Gewinnsprung? – Schon 3 Mal die Prognose erhöht!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Genau wie BASF hat die Siemens-Tochter in ihrem laufenden Geschäftsjahr schon dreil mal die Prognose erhöht. Allerdings mit einem gewichtigen Unterschied: Der Aktie von Siemens Healthineers hat es sehr gut getan. Während BASF seit Jahresanfang etwas mehr als 3 Prozent m Minus liegt, kommt das Papier der Siemens-Tochter auf ein Plus von fast 40 Prozent. Kommt Donnerstag (4.11.) noch was obendrauf? Da veröffentlicht Siemens Healthineers seine Zahlen für das 4. Quartal.

Viertes Quartal – Prognose noch einmal klar übertroffen?

Bei der Siemens-Tochter lief es zuletzt rund. Die Geschäfte laufen dabei besser als gedacht – so hat Healthineers in diesem Jahr bereits dreimal seine Erwartungen für 2020/21 erhöht, zuletzt Ende Juli. Dabei profitiert das Unternehmen von einem außergewöhnlich guten Geschäft seiner Diagnostik-Sparte – dank der hohen Nachfrage nach Corona-Schnelltests überwiegend in Europa.

Im dritten Geschäftsquartal legte Healthineers daher stark zu und erlöste rund 5 Milliarden Euro, 51 Prozent mehr als im schwachen Vorjahresquartal, als die Corona-Krise das Geschäft belastet hatte. Erstmals trug auch die im April abgeschlossene Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian dazu bei. Auf vergleichbarer Basis lag das Plus bei knapp 39 Prozent. Die Diagnostiksparte ragte dabei heraus und konnte ihre Erlöse nahezu verdoppeln. Das Geschäft mit Antigen-Schnelltests dürfte jedoch seinen Höhepunkt erreicht haben, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz jüngst. Im letzten Viertel des Geschäftsjahres rechnete das Management zuletzt mit einer deutlichen Abschwächung sowie einem erheblichen Preisverfall bei den Tests.

Für das Geschäftsjahr rechnete Healthineers mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum zwischen 17 Prozent und 19 Prozent und einem bereinigten unverwässerten Ergebnis je Aktie zwischen 1,95 Euro und 2,05 Euro.

Große Erwartungen setzt Healthineers in Varian, die teuerste Übernahme der Firmengeschichte soll das Wachstum weiter ankurbeln. Der US-Krebsspezialist werde seine bereinigte Umsatzrendite deutlich steigern, so Schmitz. Dabei helfen sollen neben Umsatzsteigerungen auch Synergieeffekte. Diese dürften bis zum Geschäftsjahr 2024/25 über den derzeit avisierten 300 Millionen Euro liegen, so der Finanzvorstand jüngst in einem Interview der „Börsen-Zeitung“. Er deutete zudem für den Mitte November geplanten Kapitalmarkttag höhere mittelfristige Ziele an.

Ein wenig in den Hintergrund gerückt ist hingegen der Hochlauf des neuen Laborsystems Atellica, bei dem es bereits vor Beginn der Corona-Pandemie geknirscht hatte. Dies hat sich nicht geändert. In dem Interview merkte Schmitz an, dass Healthineers bei der Zahl der installierten Geräte um rund zehn Prozent hinter den 2019 formulierten Zielen hinterherhinke. Grund dafür sei die Pandemie, die die Kliniken und Labore stark belaste. Dadurch könnte sich das Erreichen der mittelfristigen Umsatz- und Ergebnisziele um „zwei bis vier Quartale“ verzögern.

Analysten sind guter Hoffnung

Marktexperten sind weiter optimistisch für Healthineers eingestimmt und rechnen mit einem guten Jahresabschluss. Die Nachfrage nach Investitionsgütern bleibe stark, die Unternehmen der Branche bekämen aber mehr und mehr die Lieferkettenprobleme zu spüren, kommentierte Analyst Andre Kukhnin von Credit Suisse. Delphine Le von Societe Generale rechnet mit starken Jahreszahlen des Medizintechnikers. Jedoch sei mit einem deutlichen Rückgang der Umsätze mit schnellen Antigen-Tests zu rechnen.

Auch Deutsche-Bank-Experte Falko Friedrichs erwartet ein starkes viertes Quartal. Das Medizintechnikunternehmen sollte seine mehrfach angehobenen Jahresziele komfortabel erreichen, schätzt er. 2021 sei ein gutes Jahr für den Medizintechnikspezialisten und seine Aktien, glaubt auch Berenberg-Analyst Scott Bardo. Er bleibt auch mittelfristig optimistisch für die Gewinnentwicklung und rechnet damit, dass der Kapitalmarkttag am 17. November diese Einschätzung untermauert. Thando Skosana von UBS sieht bei Healthineers weiterhin solide Geschäftstrends. Die Perspektiven für das Geschäftsjahr 2021/22 seien gut.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr rechnen die Analysten in einem vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Konsens mit einem vergleichbaren Umsatzplus von 18,3 Prozent auf rund 17,9 Milliarden Euro. Dazu dürfte das Schlussquartal mit einem Wachstum von 10,6 Prozent auf gut 5 Milliarden Euro beigetragen haben.

Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sehen sie im vierten Quartal von 631 Millionen auf 898 Millionen Euro steigen, 2020/21 dürfte es damit rund 3,2 Milliarden Euro betragen, nach rund 2,25 Milliarden Euro im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird bei 2,05 Euro nach 1,61 Euro im Vorjahr erwartet und damit am oberen Ende der Prognosespanne.

Für 2021/22 rechnen die Experten nach dem außergewöhnlichen Jahr mit einer deutlichen Abkühlung des vergleichbaren Wachstums, bevor es 2022/23 wieder stärker aufwärts gehen dürfte. Bereinigtes operative Ergebnis sowie bereinigtes Ergebnis je Aktie dürften jedoch weiter zulegen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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