So gigantisch ist die deutsche Panik vor Aktien

Fool.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Lange ist es her, dass sich die Deutschen für die Finanzmärkte begeistern konnten. Die Kryptowährung Bitcoin war hier eine in meinen Augen bedauernswerte Ausnahme.

Dabei könnte eine andere Anlageklasse endlich mal wieder mehr Liebe gebrauchen, und zwar die Aktie.

Wer ein paar Zahlen kennt, sieht, dass hier der Großteil der Bevölkerung auf gigantische Summen verzichtet.

Ein Blick auf DAX und MDAX ist die perfekte Erinnerung

Der deutsche Leitindex DAX und sein kleiner Bruder MDAX haben einen großen Vorteil. Sie können im Gegensatz zu Urgesteinen wie dem Dow Jones besonders leicht nachvollziehbar daran erinnern, welche Renditen mit Aktien möglich gewesen wären. Wohlgemerkt sind die Indizes der Durchschnitt, also redet man bei ihren Renditen in keiner Art und Weise von zusätzlichem Geschick an den Märkten.

DAX und MDAX wurden nämlich beide Ende 1987 bei 1.000 Punkten aufgesetzt. Heute notiert der DAX bei über 12.000 Punkten und der MDAX bei über 26.000 Punkten. Man kann also wirklich einfach im Kopf ausrechnen, was bei solchen Renditen aus dem eigenen Kapital geworden wäre.

Die umgerechnet 10.000 Euro, die einem von einer Großtante vererbt wurden, wären mit der Rendite des MDAX zu über einer Viertelmillionen geworden. Nicht wenige haben heute 40.000 Euro oder mehr in einer Lebensversicherung angespart. Wer das einmal mit 26 multipliziert, sieht schnell, dass es sich zur unerreichbar erscheinenden Million summiert.

Das alles geschah in drei Jahrzehnten mit ziemlich normalem Wachstum. Wir haben die teure Wiedervereinigung gemeistert, uns an Internetaktien die Finger verbrannt, das Jahrhundert mit unbeliebten, aber notwendigen Reformen begonnen und die Finanzkrise überstanden.

Trotzdem stehen die Aktienmärkte heute viel höher als vor dreißig Jahren. Die meisten Deutschen scheinen das aber nicht mitbekommen zu haben, denn sie machen einen breiten Bogen um den Finanzmarkt.

Deutschland hat fast keine Aktionäre

Die große Angst vor den Risiken der Börse, die vor allem kurzfristig auch durchaus vorhanden sind, sorgt dafür, dass sich die Deutschen am liebsten gar nicht damit auseinandersetzen.

Wie Umfragen zeigen, besitzen gerade einmal 15,7 % der Deutschen überhaupt Aktien oder Aktienfonds. Das ist im Vergleich zu den USA ein sehr geringer Anteil, wo über die Hälfte der Bevölkerung Aktionäre sind, und so langfristig umfangreiche Vermögenswerte aufbauen können. Laut Zahlen der Allianz besitzt ein Amerikaner im Durchschnitt ein Nettofinanzvermögen in Höhe von umgerechnet 177.210 Euro, was mehr als dreimal so viel wie der deutsche Wert ist. Dabei sparen die Amerikaner weniger fleißig als die Deutschen. Den Vorsprung bekommen sie vor allem durch das Investieren in Aktien.

Auch im Vergleich zum Rest Europas steht Deutschland schlecht da. Obwohl wir eigentlich viel erwirtschaften und auch sparen, haben wir weniger Vermögen als viele andere europäische Länder aufgebaut. Schweden, die Niederlande und Dänemark haben pro Kopf ein deutlich höheres Nettofinanzvermögen, und auch Frankreich und Italien liegen ein Stück vor den Deutschen. Hätten mehr Deutsche auch nur auf einen Teil ihres Finanzvermögens in den letzten Jahren und Jahrzehnten die durchschnittlichen Aktienmarktrenditen bekommen, sähe die Situation deutlich anders aus.

Man kann an dieser Stelle philosophisch werden und viele Zeilen über die Risikoscheu der Deutschen schreiben, aber das ist eigentlich gar nicht nötig. Es bleibt festzuhalten, dass der Aktienmarkt in der Vergangenheit sehr gute Renditen gebracht hat und dies sehr wahrscheinlich über die lange Frist auch wieder tun wird, bloß werden die meisten Deutschen, solange sich nicht etwas ändert, nicht davon profitieren und auf eine Menge zusätzlichen Wohlstand verzichten.

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