Staramba wird skalpiert ++ Autobauer haben so ihre Problemchen ++ Italien wählt wohl noch mal neu

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Unsere südeuropäischen Nachbarn haben es mal wieder geschafft. Am Sonntagabend ist die geplante Regierungsbildung zwischen Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung kurz vor der Ziellinie gescheitert. Nach einem Veto von Präsident Mattarella verzichtet Giuseppe Conte auf das Amt des Ministerpräsidenten.

Damit sind die Pläne der europakritischen Koalition erst einmal vom Tisch. Die Aussicht auf Neuwahlen in Italien lassen Börsianer zu Beginn der neuen Handelswoche aufatmen. Der FSTE MIB steigt um 1,2 Prozent. Besonders groß ist die Erleichterung in der Bankenbranche. Die Aktie der Intesa SanPaolo zieht um 2,9 Prozent an und die Unicredit verbucht ein Plus von 4 Prozent.

Bleibt noch die Regierungskrise in Spanien. Hier fordert die Opposition Neuwahlen. Ministerpräsident Rajoy steht wegen eines Korruptions-Skandals in seiner Partei mächtig unter Druck. Freiwillig möchte er seinen Posten allerdings nicht räumen. Die oppositionellen Sozialisten im spanischen Parlament haben deswegen am Freitag einen Misstrauensantrag gegen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy gestellt. Einige kleinere Parteien haben sie dabei auf ihrer Seite.

Rajoys Juniorpartner im Parlament, die liberalen Ciudadnos, sind zwar gegen den Antrag, fordern aber Neuwahlen in Spanien. Sollte der spanische Ministerpräsident sich dem widersetzen, dann drohen sie ihrerseits mit einem Misstrauensantrag.

Während die heimische Börse auf die politischen Unsicherheiten in Spanien reagierte, bleibt der DAX in dieser Hinsicht sehr gelassen. Solange nicht feststeht, wer demnächst die Geschicke in Spanien lenkt, besteht auch noch kein Grund zur Sorge, wie wir es bei der italienischen Regierungsbildung gesehen haben.

Daher ist dem Deutschen Leitindex auch die Erleichterung über die geplatzte Regierung in Italien anzumerken und der DAX startet wieder über 13.000 Punkten in den Handelstag.

Rückrufaktion bei Daimler wohl doch kleiner

Während der “Spiegel“ Freitag noch über 600.000 betroffene Fahrzeuge spekuliert hat, bringt die “Euro am Sonntag“ eine deutlich kleinere Zahl ins Spiel. Die Zeitung geht davon aus, dass weltweit rund 40.000 Wagen des Modells “Vito“ und 80.000 der “C-Klasse“ betroffen sind. Laut dem Bericht liegt dem Kraftfahrt-Bundesamt auch schon eine neue Version eines Software-Updates zur Prüfung vor. Die deutlich niedrigere Zahl scheint die Anleger milde zu stimmen, obwohl Zetsche heute in Berlin antanzen muss und die genaue Zahl der Rückrufaktion noch nicht feststeht, liegt die Aktie im Plus.

Während Daimler im Kreuzfeuer der Kritik steht, bezeichnet BMW seine Software-Probleme als Versehen. „Dass man uns abverlangt, vollends fehlerfrei zu arbeiten, ist zwar berechtigt, aber dieser Fehler ist eben passiert“, sagte der BMW-Einkaufschef der “Automobilwoche“. Die eingesetzte Software war also nur ein einmaliges Versehen. Okay, kann ja mal passieren. Die Aktie liegt heute etwas besser im Markt als Daimler.

Und die Nummer drei im Bunde der großen 3 deutschen Autobauer muss sich auch mit Problemen rumschlagen. Volkswagen hat die Produktion bestimmter Diesel-Modelle wegen eines Problems mit der Motorkontrollleuchte gestoppt. Um das Manko zu beseitigen muss eine neue Software entwickelt werden. Bis diese fertig ist, hat VW-Chef Herbert Diess ein Produktionsstopp für die betroffenen Fahrzeuge verhängt. Auch bei VW sind die Probleme heute im Aktienkurs nicht ablesbar. Der Wert liegt fast ein halbes Prozent im Plus.

Staramba-Aktie deutlich unter Druck

Der Schock kam Freitag deutlich nach Handelsschluss. Die Überschrift der Nachricht lautete: Abschlussprüfer erteilt aufgrund von Prüfungshemmnissen Versagungsvermerk für den Jahresabschluss und Lagebericht 2017. Der Virtual-Reality-Spezialist versucht heute früh zwar die Wogen zu glätten in dem der Verwaltungsrat mitteilt, dass er die Ansichten des Abschlussprüfers nicht teilt und Maßnahmen zu Aufklärung eingeleitet hat. Den Anlegern scheint die Sache allerdings zu heiß. Sie trennen sich in Scharen von dem Wert. Die Aktie startet mit einem Minus von 35 Prozent in den Handelstag.

Kurz & knapp:

Covestro: Am 1. Juni wird Markus Steilemann neuer Vorstandvorsitzender des Spezial-Chemiekonzerns. In einem Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung“ hat der neue Chef schon einmal grob seine neuen Pläne vorgestellt. Kurz zusammengefasst: Die Dividende soll mindestens stabil bleiben und Übernahmen sind durchaus möglich.

Deutsche Post: Die “Euro am Sonntag“ berichtet darüber, dass der Bonner Logistikkonzern plane das Porto für Standartbriefe von 70 auf 80 Cent zu erhöhen. Ein Dementi auf den Bericht folgte heute sofort. „Das ist völlige Spekulation“, sagte ein Post-Sprecher dazu. Post-Chef Appel hatte aber schon vor etwas längerer Zeit angedeutet, dass die Briefpreise im kommenden Jahr steigen könnten.

Commerzbank: Die Aktie des Bankhauses stürmt heute mit einem Plus von fast 2 Prozent an die DAX-Spitze. Die UBS hat die Aktie von “Sell“ auf “Neutral“ hochgestuft und das Kursziel von 10,20 auf 11,60 angehoben.

Von Markus Weingran

Foto: SAPhotog / shutterstock.com

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