Steinhoff – Die Aktie ist und bleibt ein Zockerpapier!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Schon vorbörslich war heute einiges geboten bei den Wertpapieren des deutsch-südafrikanischen Möbel- und Handelskonzerns. Gestern nach Börsenschluss gab es Neuigkeiten zum Verhandlungsstand mit den Kreditgebern. Die Kernaussage der Pressemitteilung: Wichtige Kreditgeber unterstützen offenbar den Restrukturierungsplan bei Steinhoff. Sie würden den Prozess mit verschiedenen Maßnahmen bis Ende Juni unterstützend begleiten, teilte Steinhoff mit.

Diese Mitteilung reichte aus, um den Kurs in der Spitze um etwa 70 Prozent in die Höhe schnellen zu lassen. Mittlerweile relativiert sich das Ganze wieder etwas und die Aktie liegt nur noch gut 15 Prozent im Plus. Wenn man sich die Nachricht genauer zu Gemüte führt, dann sieht das Szenario eher nicht nach einem Befreiungsschlag aus, sondern nach einer Verlängerung der Galgenfrist.

In der Mitteilung wird nicht genannt, wer die wichtigen Kreditgeber sind und vor allen Dingen wird nicht erläutert, warum diese Kreditgeber die Maßnahmen nur bis Ende des Monats begleiten. Umgekehrt würde dies nämlich bedeuten: Liefert Steinhoff in 23 Tagen keine brauchbaren Ergebnisse, dann drehen die wichtigen Kreditgeber eventuell den Geldhahn zu. So würde die Zeit für den deutsch-südafrikanischen Möbelkonzern knapp werden.

Von einem soliden Investment mit nachhaltigen Chancen ist Steinhoff nach wie vor sehr weit entfernt. Die Zukunft ist noch lange nicht geklärt und in Österreich tauchen neue Schwierigkeit auf. Bei der Steinhoff-Tochter Kika/ Leiner ist in der vergangenen Woche ein Kreditversicherer abgesprungen.  Mögliche Forderungsausfälle für Lieferanten sind aktuell nicht mehr komplett gedeckt. Bisher wurden über 90 Prozent der Lieferantenforderungen des Tochterunternehmens bei einer einzigen Kreditversicherung abgedeckt.

Bei der Hauptversammlung in Amsterdam sprach die Aufsichtsratsvorsitzende Heather Sonn am Freitag von einer „Krise von massivem Ausmaß“. Der krisengeschüttelte Möbelhändler hofft aber auf eine interne Aufarbeitung des Bilanzskandals bis zum Jahresende. Die Unternehmensberatung PwC, die mit der Untersuchung beauftragt wurde, werde ihre Überprüfung voraussichtlich bis Ende 2018 abgeschlossen haben, teilte das Management mit. Unklar blieb, ob der Bericht in vollem Umfang oder nur in Teilen veröffentlicht wird.

Dann soll auch die noch ausstehende und testierte Bilanz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2017 vorgelegt werden. Ende März beliefen sich die Schulden in der Gruppe auf 10,4 Milliarden Euro. Geld in die klammen Kassen soll unter anderem der Verkauf von Firmenwerten bringen. Allein in Europa gehören bis zu 150 Banken zu den Gläubigern.

In den vergangenen 6 Monaten hat die Aktie von Steinhoff um die 98 Prozent an Wert verloren und ist zu einem waschechten Pennystock verkommen. Jede kleinste Nachricht, die positiv aufgefasst werden könnte, lässt die Aktie in die Höhe schnellen. In den meisten Fällen ist es aber schnell wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Daher ist und bleibt die Aktie von Steinhoff ein Zockerpapier für Anleger mit Nerven wie Stahlseile.

Von Markus Weingran

Foto: vchal / shutterstock.com

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