Stoltenberg - Nato entscheidet im Februar über möglichen Afghanistan-Rückzug

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Die Nato wird nach den Worten ihres Generalsekretärs Jens Stoltenberg im Februar kommenden Jahres entscheiden, ob sie ihren Einsatz in Afghanistan fortsetzt oder das Land noch im Frühjahr verlässt.

"Wir als Alliierte haben eine sehr schwierige Entscheidung zu treffen", sagte Stoltenberg den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" (Dienstagsausgaben). Beim Treffen der Verteidigungsminister im Februar müsse entschieden werden, "ob wir Afghanistan vor dem 1. Mai verlassen - was Teil der Vereinbarung zwischen den USA und Taliban ist - oder ob wir bleiben." Stoltenberg warnte vor einem überstürzten Abzug. "Wir müssen die Kosten abwägen: Wenn wir bleiben, riskieren wir natürlich, weiter in eine schwierige Militär-Operation verwickelt zu bleiben. Wenn wir zu früh gehen, riskieren wir, dass Afghanistan wieder ein sicherer Hafen für internationale Terroristen wird und dass der Islamische Staat versucht, sein in Syrien und Irak zerstörtes Terror-Kalifat in Afghanistan wieder zu errichten." Die Nato begrüße die direkten Gespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung und sei bereit, die Präsenz weiter anzupassen. Kein Nato-Alliierter werde "länger als nötig dort bleiben". Aber es sei wichtig, "dass wir nicht überstürzt und unkoordiniert abziehen."

Die NATO-Partner der USA waren in Folge der Terrorangriffe auf die Vereinigten Staaten im September 2001 nach Afghanistan gegangen. Seit fast zwei Jahrzehnten kämpfen Islamisten in Afghanistan für den Abzug der internationalen Truppen. Die USA hatten mit dem gestürzten Taliban-Regime Ende Februar ein Abkommen unterzeichnet, das den schrittweisen Rückzug aller Streitkräfte bis Ende 2021 in Aussicht stellt. Im Gegenzug verpflichteten sich die Taliban unter anderem zu Friedensgesprächen mit Afghanistan, die im September aufgenommen wurden. Der Verhandlungen war zuletzt jedoch ins Stocken geraten.

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