Studie: Zinstief bleibt für Lebensversicherer auch in Corona-Krise Hauptproblem – Sektor hinkt dem restlichen Markt hinterher

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Die meisten deutschen Lebensversicherer sind einer Studie zufolge trotz verschärfter Niedrigzinsen vergleichsweise stabil in die Corona-Krise gegangen. Von den insgesamt 84 Unternehmen säßen 29 auf komfortablen Finanzpolstern, teilte der Zweitmarkt-Policenaufkäufer Policen Direkt nach der Auswertung aller Solvenzberichte am Mittwoch in Frankfurt mit. 21 Lebensversicherer stünden auf Basis der Zahlen von Ende 2019 jedoch vor großen Herausforderungen. Wie sich die Corona-Pandemie auf die Lebensversicherer auswirke, sei aktuell noch schwer zu sagen, erklärte Versicherungsmathematiker Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt.

Niedrigzinsen das größte Problem

Allerdings blieben für die Unternehmen trotz der jüngsten Finanzmarktturbulenzen die niedrigen Zinsen das größte Problem. Denn Lebensversicherer legen Kundengelder hauptsächlich in festverzinslichen Papiere an und müssen hohe Zinsgarantien in älteren, noch laufenden Verträgen erfüllen.

Die Solvenzquoten zeigen, wie gut die Versicherer mit einem Eigenmittel-Puffer für Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden und Risiken bei der Kapitalanlage gerüstet sind. So verschlechterte sich die um kurzfristige Finanzmarkt-Schwankungen bereinigte Netto-Solvenzquote der Unternehmen laut der Studie von Ende 2018 bis Ende 2019 im Schnitt von 321 auf 282 Prozent. Die Spannbreite ist jedoch sehr groß. So liegt die Quote bei 21 Unternehmen unter 150 Prozent, bei 29 Gesellschaften hingegen über 300 Prozent. Zahlen für Ende März, als die Corona-Krise die Märkte bereits voll erwischt hatte, sind noch nicht bekannt.

Überschüsse schmelzen

Während die schwächeren Lebensversicherer bei der Gestaltung ihres Neugeschäfts und bei der Überschussbeteiligung nicht mehr frei agieren können, dürfen die stärksten Gesellschaften ihren Kunden vergleichsweise hohe Leistungen anbieten. So setzt sich die laufende Verzinsung klassischer Verträge aus dem Garantiezins und einer Beteiligung an den Überschüssen zusammen, die das Unternehmen bei der Kapitalanlage erwirtschaftet. Die Überschüsse sind wegen der allgemeinen Niedrigzinsen seit Jahren gesunken.

Das Frankfurter Unternehmen Policen Direkt, das die Studie durchgeführt hat, kauft bestehende Lebensversicherungsverträge von den Versicherten und führt sie bis zum Ablauf weiter.

Versicherer-Aktien unter Druck

Auch bei den Aktienkursen macht sich ein erhöhter Druck auf die Branche bemerkbar. Der europäische Versicherer-Index hinkt dem restlichen Markt bei der Erholung nach dem Corona-Crash hinterher.

Auf Dreimonatsebene liegt das Minus der Branche immer noch bei über 30 Prozent, während sich der europäische und amerikanische Gesamtmarkt bereits stärker erholen konnten.

Auch die größten Einzelwerte der Versicherer liegen mit 28 bis über 36 Prozent im Minus, während Dax und Eurostoxx sich bereits stärker erholen konnten.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: jirsak / Shutterstock.com

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