Temenos AG: Schweizer Softwarespezialist mit Power

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Allen Unkenrufen zum Trotz geben die Technologiewerte im laufenden Jahr den Ton an den Märkten an. Die Nasdaq-Indizes stehen kurz vor neuen Rekordständen. Während Dow Jones und Dax seit Jahresbeginn kaum vom Fleck gekommen sind, haben der Nasdaq 100 um gut 11 Prozent und der TecDax um 12,5 Prozent zugelegt.

An vorderster Stelle rangieren an den Technologiebörsen die üblichen Verdächtigen. Ein Schweizer Softwarespezialist ist aber nicht so sehr im Blickwinkel der Anleger. Die Rede ist von der Temenos AG. Viele Finanzinstitute haben immer noch einen enormen Nachholbedarf im Bereich IT. Bestes Beispiel: Die Deutsche Bank! Sie zählt zwar nicht zu den Kunden von Temenos, aber es ist hinlänglich bekannt, dass die Frankfurter ein größeres Problem mit ihren vielen verschiedenen IT-Systemen haben. Was nicht ist, könnte ja noch werden.

Erst vor ein paar Tagen haben die Schweizer ihre Temenos Front Office Suite vorgestellt, die das volle Potenzial digitaler Dienstleistungen für Bankkunden im Retail-, Corporate- und Wealth-Segment ausschöpft. Die Temenos Front Office Suite ist eine offene, datengesteuerte Omnichannel-Lösung, die Banken in die Lage versetzt, ihren Kunden und Interessenten konsistente, personalisierte und reaktionsschnelle digitale Banking-Optionen anzubieten, unabhängig von der Kernbankenlösung der Bank. Vielleicht wäre das ja etwas für die Deutsch Bank.

Es könnte für beide Seiten ein Prestige-Objekt werden, da die Schweizer die “ganz großen Kunden“ noch nicht an Land gezogen haben. Trotzdem gibt es einige Namen die aufhorchen lassen. Bereits 2016 haben die Schweizer Großprojekte mit Standard Chartered und der Bank of Ireland an Land gezogen. Aber auch ohne die ganz großen Namen laufen die Geschäfte bei Temenos mehr als rund.

Der Bankensoftwarespezialist hat einen starken Start ins Geschäftsjahr hingelegt. Die veröffentlichten Zahlen haben die Erwartungen des Marktes im ersten Quartal teils deutlich übertroffen. Die Einnahmen mit Softwarelizenzen, ein zuverlässiger Indikator für die künftige Entwicklung, vergrößerten sich im Periodenvergleich 40 Prozent auf 63,6 Millionen Dollar, der Gesamtumsatz wuchs ein Fünftel auf 171,9 Millionen Dollar.

Die Genfer verbesserten auch ihre Profitabilität. Das Betriebsergebnis (Ebit) lag um ein Drittel höher bei 36,4 Millionen Dollar. Das entspricht einer um zwei Prozentpunkte verbesserten Marge von 21,2 Prozent. Der Gewinn pro Aktie sprang um 48 Prozent in die Höhe auf 0,40 Dollar zu liegen. Die Jahresziele wurden aber lediglich bestätigt. Finanzvorstand Max Chuard sagte bei der Präsentation der Zahlen: “Es ist noch sehr früh im Jahr. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Ziele erreichen werden.“ 2017 hat Temenos mit den Zahlen zum dritten Quartal die Prognose erst erhöht.

Die Geschichte könnte sich dieses Jahr wiederholen. Laut Chuard hat sich die Visibilität für den Rest des Jahres dank einer vergrößerten Pipeline und bereits genehmigter Ausgaben von Kunden verbessert. Das gelte auch für den amerikanischen Markt, wo Temenos sich besser aufstellen möchte. “Wir bleiben sehr zuversichtlich, was Nordamerika betrifft“, sagte der Vorstandvorsitzende David Arnott. Das Potenzial sei sehr groß, auch wenn es keine raschen Erfolge gebe.

Vontobel Research hat die Aktie Anfang Mai zum Kauf empfohlen. Dabei allerdings wegen der geplatzten Fidessa-Übernahme das Kursziel auf 151 Schweizer Franken runtergesetzt. Die Marktteilnehmer haben es allerdings positiv aufgefasst, dass Temenos nicht in ein Bietergefecht um den britischen Anbieter von Handelssystem und Finanznachrichten eingestiegen ist. Statt das Gebot zu erhöhen, hat Temenos jetzt ein Aktienrückkaufprogramm auf den Weg gebracht.

Nach der geplatzten Übernahme könnte Temenos ja vielleicht selbst zu einem Übernahmeziel werden. Die Deutsche Bank hat ja schon mitgeteilt, dass sie keine Online-Bank plant, sondern eher eine Vermittlungsplattform. Die Schweizer wären hier mit Sicherheit ein guter Ansprechpartner.

Von Markus Weingran

Foto: Wright Studio / Shutterstock.com

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