Teurer Zukauf im Telekom-Monopoly

HANDELSBLATT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist ein Geschäft mit Signalwirkung: Vodafone übernimmt Ono, den größten Kabelanbieter in Spanien. 7,2 Milliarden Euro blättert der britische Mobilfunkriese dafür hin. Damit stärkt er sein Festnetzgeschäft – und zeigt einmal mehr, worin die Manager in der Branche das Geschäft der Zukunft sehen: Sie wollen Mobilfunk, Festnetz und Internet aus einer Hand anbieten, möglichst auch über Ländergrenzen hinweg. Es rollt eine Übernahmewelle an, falls die Kartellhüter sie nicht stoppen.

Das Argument hat Vodafone-Chef Vittorio Colao so ähnlich schon vorher verwendet: „Die Nachfrage nach gebündelten Kommunikationsprodukten und Services ist in Spanien in den letzten Jahren signifikant gestiegen“, sagte er am Montag. Mit der Übernahme und dem eigenen Programm zum Ausbau von Glasfaserleitungen in die Wohnungen könne Vodafone die Position im spanischen Markt deutlich ausbauen.

Es ist wie beim Monopoly: Wenn man dort alle Straßen beisammen hat, verdient man auch mehr. Zum einen, weil Vodafone nun breiter aufgestellt ist und Pakete mit Telefon, Internet und Fernsehen verkaufen kann. So ist es leichter, Kunden bei der Stange zu halten oder gar neue zu gewinnen. Das bedeutet mehr Marktmacht. Zum anderen, weil sich erhebliche Einsparmöglichkeiten ergeben.

Gebündelte Produkte will der britische Konzern auch in Deutschland anbieten. Er hat deswegen Kabel Deutschland übernommen. Die Finanzierung der Übernahmen dürfte Vodafone keine Probleme bereiten, das Festgeldkonto ist prall gefüllt: Im September hatte das Unternehmen beschlossen, seine Anteile am US-Mobilfunker Verizon Wireless zu verkaufen – für 130 Milliarden Dollar, fast 100 Milliarden Euro. Bis zu 40 Milliarden Dollar will Colao in den kommenden Jahren für Übernahmen locker machen.

Doch wie beim Monopoly reagieren die Gegenspieler auf die Einkaufstour. Die Konsolidierung der europäischen Telekommunikationsbranche schreitet voran. So gewann der französische Internetanbieter Numericable in der vergangenen Woche das Wettbieten um das Kabelnetz Vivendi, der texanische Medienmogul Carl Malone will den niederländischen Kabelbetreiber Ziggo übernehmen. Und der spanische Telko-Riese Telefónica hat vor, in Deutschland die KPN-Tochter E-Plus zu schlucken. Weitere Deals dürften folgen.

Die Großen jagen die Kleinen – und von denen gibt es viele. Denn die europäische Telekommunikationsbranche ist im Vergleich zu den USA zersplittert, dutzende Unternehmen bieten Festnetz und Mobilfunk an, hinzu kommen die Kabelnetzbetreiber, die ebenfalls Telefon und Internet anbieten, zusätzlich TV-Programme.

Die Wettbewerbshüter beargwöhnen die Übernahmen indes. Sie befürchten, dass der Wettbewerb erlahmt und die Preise steigen. Jüngst machte die EU-Kommission beispielsweise ihre Einwände gegen die Fusion von O2 und E-Plus gelten. Wie die Prüfung ausgeht, ist ungewiss, die Frist läuft noch bis Mai. Die Branche wettert oft gegen die Regulierung: Die Unternehmen monieren, sie könnten nur mit der internationalen Konkurrenz wie AT&T oder dem Konglomerat des Mexikaners Carlos Slim mithalten, wenn sie eine ähnliche Größe haben.

Sollte Vodafone Ono kaufen dürfen, schützt sich der britische Konzern im Telko-Monopoly selbst gegen Übernahmen. „Investoren könnten davon ausgehen, dass eine Übernahme durch AT&T zunehmend unwahrscheinlicher wird“, erklärten die Analysten der Investmentbank Espirito Santo gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Denn zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass der US-Konzern im Zuge seiner Expansionspläne in Europa Vodafone schlucken könnte. Das ist nun vorerst vom Tisch.

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