Total global

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Die politischen Risiken sind zurück. Damit mussten wir rechnen. Schon deshalb ist das (noch) kein Drama für die Börsen. Aber Stoff für die Medien: „Politische Unsicherheiten prägen das internationale Marktgeschehen - vor allem die Katar-Krise belastet. Auch in den USA halten sich die Anleger zurück.“ Und schon wird wieder mal übertrieben: „Wall Street knickt nach Katar-Schock ein“, konnte man rückblickend auf gestern lesen. Quatsch. Weder eingeknickt, noch Schock. Lasst Euch also nicht verrückt machen, meine Freunde, bleibt aber auf der Hut!

Zur Erinnerung: Erst in meinem letzten Kommentar hatte ich aus dem jüngsten Lagebericht der Investment-Giganten Allianz Global Investors zitiert: Politische Risiken bestehen weiterhin, vor allem das Risiko einer „Deglobalisierung“. Deglobalisierung wirkt inflationsfördernd und ist Sand im Getriebe des Wachstums. Ist die Isolation Katars durch seine Nachbarn ein Schritt in diese Richtung? Nee, ich glaube nicht. Türkei-Endogan und Ami-Trump haben sich verbal schon eingeschaltet. Unser Gabriel spricht ebenfalls klare Kante: „Eine solche Trumpisierung des Umgangs miteinander ist in einer ohnehin krisengeschüttelten Region ganz besonders gefährlich.“

Gestern war Fußball global, auch durch das National-Trainingsspiel gegen die lieben Dänen (die Hälfte davon Bundesliga-Legionäre). Gleichzeitig lebte nämlich die Diskussion wieder auf, ob das unverschämt reiche, winzige Katar jetzt auch die Fußball-WM 2022 wieder verliert. Außerdem ist eine börsenrelevante Spekulation bestätigt worden: Peter Bosz wird neuer Cheftrainer von Borussia Dortmund. Der von Amsterdam kommende Niederländer beerbt Thomas Tuchel, der den BVB nach dem gewonnenen Pokalfinale verlassen musste. Mit der Verpflichtung von Bosz ist die BVB-Aktie auf den höchsten Stand seit 15 Jahren geklettert.

Katar selbst ist Ausdruck der Globalisierung. Das kleine Golf-Emirat Qatar gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Es ist beteiligt auch an großen deutschen Unternehmen wie an etlichen anderen internationalen Großkonzernen. Fachleute des zählen die Dachgesellschaft für diese Beteiligungen, die „Qatar Investment Authority“ (QIA), zu den 15 größten Staatsfonds der Welt. Die QIA sieht sich selbst als globalen Anleger, der seine Mittel über verschiedene Vermögensklassen und Branchen streut. Schätzungen zufolge soll der Fonds mehr als 330 Milliarden Dollar global anlegen. Vorrangiges Ziel ist es, Geld aus dem Öl- und Gasgeschäft so zu investieren, dass der Staat und künftige Generationen auf lange Sicht profitieren.

Die Fondsmanager der QIA geben sich öffentlich eher zurückhaltend. Sie halten unterschiedlich große Anteile am Autokonzern Volkswagen, an der britischen Bank Barclays, an Londons Canary Wharf, an der Harrods-Gruppe, der Schweizer Bank Credit Suisse, dem Flughafen Heathrow, dem Rohstoffunternehmen Glencore, Tiffany & Co und dem Ölkonzern Total. Für Volkswagen ist die Qatar Holding mit 14,6 Prozent einer der großen Aktionäre. Wenn es um die Deutschen Bank geht, hielten Qatars früherer Premierminister Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani und sein Cousin Hamad Bin Khalifa Al-Thani am Ende des vergangenen Jahres zusammen rund 8 Prozent sowie Kaufoptionen im Volumen von rund 2 Prozent.

Globalisierung ist unser Alltag geworden. Fußball und Katar sind aktuelle Beispiele. „Deglobalisierung“ geht eigentlich nicht. Wer’s nicht glaubt, möge sich intensiver mit Bitcoins und der Blockchain-Technologie beschäftigen!

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