US-Erzeugerpreise lassen Anleger noch vorsichtiger werden – Jerome Powell ist nicht zu beneiden

onvista · Uhr

Pünktlich zu Beginn der neuen Sitzung der amerikanischen Notenbank jagen die US-Erzeugerpreise noch mehr Anleger in die Flucht. Der Dax hat heute erneut die Marke von 15.500 Punkte getestet und nachdem die Wall Street bereits Montag rot aus dem Handel gegangen ist, sieht es heute nicht viel besser aus. Lediglich der Dow Jones kann sich im Plus halten. Der S&P 500 und die Nasdaq hingegen liegen erneut im Minus. Die Technologiebörse etwas mehr als 0,8 Prozent,

Höchster Stand seit Beginn der Aufzeichnung

Die Erzeugerpreise, die als Vorbote für die Inflationsrate gelten, legten im November um 9,6 Prozent zu. Der Anstieg liegt nicht nur deutlich über den erwarteten 9,2 Prozent, es ist auch die höchste Steigerung seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010. Damit wird der Druck auf Jerome Powell wohl noch größer und die Anleger befürchten morgen eine böse Überraschung vom Chef der amerikanischen Notenbank.

Kann Powell den erwarteten Kurs beibehalten?

Schon vor gut einer Woche hatte Powell vor dem Senat im Bankenausschuss gesagt, dass die Fed das Wording „temporär“ bei der Inflationsrate wohl nicht mehr gebrauchen werden. Die Aussage wurde schon in die Richtung gedeutet, dass die Fed ihr Tapering schneller beenden könnte. Bislang hatte der Markt damit gerechnet, dass die Fed ihr Anleihenkaufprogramm Mitte des Jahres beendet und dann im Rest des Jahres zwei Zinserhöhungen vornimmt. Jetzt wird befürchtet, dass Jerome Powell morgen verkündet das Tapering bereits nach drei Monaten zu beendet und im kommenden Jahr die Zinsen dreimal angehoben werden könnten. Sollte Jerome Powell morgen diesen Weg einschlagen, dann könnte das die Märkte, vor allen Dingen die Techwerte, weiter belasten.

Inflation ernsthaftes Problem

Jerome Powell dürfte eigentlich nichts anders übrig bleiben, als die Zügel anzuziehen. Wie er bereits erklärt hat, ist die hohe Teuerungsrate in den USA kein temporäres Problem mehr. Daher muss die Fed – trotz eines unsicheren Umfeldes – dem entgegenwirken. Mittlerweile sind es nicht nur die hohen Energiepreise, die die Inflationsrate in die Höhe treiben. Zudem steigen auch langsam die Arbeitskosten weiter an. Daher muss die Fed dieser Tendenz entgegenwirken. Daher ist es durchaus wahrscheinlich, dass Jerome Powell morgen erklärt, dass die Anleihenkäufe der Fed schon Ende März auslaufen, was der amerikanischen Notenbank den Spielraum einräumt die Zinsen früher zu erhöhen und vielleicht auch schon dreimal in diese Jahr. Bislang hat der Markt mit zwei Zinsschritten gerechnet. Jetzt muss sich der Markt wohl auf eine neue Gangart der Fed einstellen.

Weihnachtsrallye dürfte ausfallen

Sollte Jerome Powell morgen die Zügle anziehen, dann dürfte die Weihnachtsrallye dieses Jahr wohl ausfallen, da sich die Marktteilnehmer wohl erst auf die neue Situation einstellen müssen. Das bedeutet nicht, dass die Märkte noch einmal kräftig nachgeben, sie dürften eher seitwärts ins Neue Jahr gehen. Für die US-Märkte wäre dies bei weitem kein Beinbruch. Stand heute hat der S&P 500 seit Jahresanfang fast 24 Prozent zugelegt, die Nasdaq kommt auf ein Plus von über 18 Prozent und der Dow Jones liegt etwas mehr als 16 Prozent vorne. Eine Performance über die sich wirklich niemand beschweren kann. Ein Ausfallen der Weihnachtsrallye dürfte daher nicht ganz so lange Gesichter bringen. Im kommenden Jahr dürften die Früchte dann wieder etwas höher hängen und Stock-Picking wieder beliebter und aussichtsreicher werden.

Von Markus Weingran

Foto: Orhan Cam / Shutterstock.com

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