US-Gericht spricht Ex-Polizist in George-Floyd-Verfahren schuldig

Reuters · Uhr

Minneapolis (Reuters) - US-Präsident Joe Biden sieht in der Verurteilung des weißen Ex-Polizisten im Fall George Floyd einen Schritt in die richtige Richtung für die USA.

"Dies kann ein enormer Schritt vorwärts auf dem Weg in Richtung Gerechtigkeit in Amerika sein", sagte Biden im Weißen Haus am Dienstag (Ortszeit). Das Urteil markiere einen Umbruch in einem Land, das von systemischem Rassismus geprägt sei. Ein solches Urteil komme viel zu selten vor.

Vor dem Gerichtsgebäude in Minneapolis brachen Menschen bei der Urteilsverkündung in Jubel aus. "Es fühlt sich an wie der Beginn von etwas Besonderem. Ich musste meine Enkel mitbringen, damit sei es erleben", sagte Lynea Bellfield, eine 43-jährige Afroamerikanerin. Tränen rollten über das Gesicht von Chris Dixon, einem 41-jährigen Schwarzen aus Minneapolis, als er das Urteil hörte. "Ich hatte gehofft, dass wir Gerechtigkeit erfahren würden, und es sieht so aus, dass es so ist", sagte er. "Ich bin einfach sehr stolz darauf, wo ich gerade lebe." Auch in Washington, New York und weiteren US-Großstädten gingen die Menschen auf die Strasse, um den Ausgang des Prozesses zu feiern und Hupkonzerte hallten durch die Strassen, wie in den sozialen Medien zu sehen war.

Auch prominente Sportler zeigten sich erleichtert über das Urteil. "Gerechtigkeit für George! Die Emotionen, die ich gerade empfinde, sind schwer zu beschreiben", schrieb der einzige schwarze Fahrer der Formel 1, der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton auf seinem Twitter-Account. Die Verurteilung markiere einen neuen Anfang im Kampf für Rassengerechtigkeit. "Gott sei Dank ... schuldig! Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan!", twitterte der ehemalige Basketballspieler Magic Johnson.

Ein US-Gericht hatte Derek Chauvin im Fall Floyd in allen Punkten schuldig gesprochen. Die zwölf Geschworenen im Bundesstaat Minnesota sahen es nach zehnstündigen Beratungen als erwiesen an, dass Chauvin sich unter anderem des Mordes zweiten Grades schuldig gemacht habe. Dabei muss nach US-Recht kein Vorsatz vorliegen. Chauvin hatte auf nicht schuldig plädiert. Das Strafmaß wird getrennt festgelegt. Im Vorfeld hatten Experten erklärt, Chauvin drohten bis zu 40 Jahre Haft. Chauvin hatte am 25. Mai bei einer Festnahme wegen Falschgeldvorwürfen neuneinhalb Minuten lang auf dem Hals des am Boden liegenden Floyd gekniet. Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod hatte die monatelangen "Black Lives Matter"-Proteste in den USA gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst, die teilweise in Gewalt umschlugen. Auch in anderen Ländern kam es zu Demonstrationen.

Meistgelesene Artikel