US-Notenbank: Alles wie erwartet – Fed lässt Leitzins noch in Ruhe – was das für die Finanzmärkte bedeutet

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Notenbank Federal Reserve hat entschieden und die Märkte nicht überrascht: Sie steuert auf eine erste Zinsanhebung in der Corona-Pandemie zu, hat den Leitzins jedoch wie erwartet vorerst unangetastet gelassen. Angesichts einer Inflation von deutlich über zwei Prozent und eines starken Arbeitsmarkts sei eine Zinsanhebung allerdings bald angebracht, hieß es nach ihrer Zinssitzung in Washington. Es wäre die erste Zinsstraffung seit Ende 2018. Der US-Dollar legte unmittelbar nach der Mitteilung moderat zu. Auch die US-Aktienmärkte haben ihre Gewinne nach den Aussagen gefestigt.

US-Märkte festigen Gewinne

Der Dow Jones Industrial gewann zuletzt 0,98 Prozent auf 34 632,98 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg derweil um 2,52 Prozent auf 14 505,87 Zähler. Er hatte sich am Mittwoch vom Start weg schon sehr deutlich erholt, nachdem er diesem Jahr bislang besonders stark unter die Räder gekommen war. In ersten Reaktionen auf die Fed hatte er aber auch schon mehr als drei Prozent gewonnen.

Für die Finanzmärkte kam das Zinssignal daher nicht überraschend. Dort ist eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte für März seit längerem fest eingepreist. Im laufenden Jahr werden an den Märkten vier Straffungen um insgesamt einen Prozentpunkt erwartet. Hintergrund der absehbar verschärften Gangart der Fed ist die hohe Inflation von zuletzt sieben Prozent. Das ist der höchste Stand seit fast 40 Jahren.

Die Fed bleibt auch auf Kurs, ihre milliardenschweren Wertpapierkäufe im März einzustellen. Schon seit einigen Monaten schmilzt sie die monatlichen Käufe ab. Zudem signalisierte die Zentralbank eine Verringerung ihrer aufgeblähten Bilanz nach der ersten Zinsanhebung. Der Erwerb von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren hat die Bilanz der Fed in ungekanntem Ausmaß auf fast neun Billionen US-Dollar aufgepumpt. Zum Vergleich: Vor der Finanzkrise 2008 betrug die Bilanzsumme ein Zehntel dessen.

Schonfrist für die Märkte

Da die Fed-Sitzung wie von den Märkten erwartet verlaufen ist, dürfte der straffere geldpolitische Fahrplan für die nächsten Monate mit der herben Korrektur der letzten Wochen eingepreist sein. Das gibt Raum für kurzfristiges Erholungspotenzial. Langfristig bleibt abzuwarten wie die Inflation sich entwickelt und ob es wirklich zu einer Entspannung der Lieferengpässe und damit zu nachlassendem Druck auf die Preise kommt. Sollte das der Fall sein, hat die Fed mehr Spielraum für eine langsamere Gangart. Dass in diesem Jahr mehrere Zinserhöhungen kommen werden ist jedoch weiterhin sehr wahrscheinlich, da die bereits aus dem Ruder gelaufene Inflation es notwendig machen dürfte. Die Signale der Anleger an den Anleihemärkten zeigen eine Bereitschaft und den Wunsch nach einer leichten Erhöhung der Zinsen, damit die Inflation langfristig gebändigt wird – tatsächlich in Kraft tretende Gegenmaßnahmen kann der Markt wahrscheinlich ohnehin recht gut verkraften, da viele Unternehmen sich vom Corona-Schock erholt haben und eine robuste finanzielle Lage aufweisen. Sollte die Inflation jedoch nicht so bald gebändigt werden können, muss die Fed die Zügel doch schneller straffer ziehen – und das Spiel beginnt von neuem.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Orhan Cam / Shutterstock.com

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