Virtuelle Aktionärsdemokratie

Klaus Brune · Uhr

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) findet beim Thema „Virtuelle Hauptversammlungen“ (HV) deutliche Worte: 2020 sei ein „Grundpfeiler der Aktionärsdemokratie“ in Gefahr geraten, findet die stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher. Durch die Verlagerung ins Netz seien Aktionäre des einzigen Ortes beraubt worden, an dem Vorstandsmitglieder den Anteilseignern direkt Rede und Antwort stehen müssten.

Den Befund haben die DSW und der europäische Dachverband Better Finance mit einer wissenschaftlichen Studie untermauert: Demnach fanden 2020 coronabedingt zwei Drittel aller europäischen Aktionärstreffen virtuell statt, wobei in Deutschland mit 90% nahezu alle HVs, in Spanien mit 49% nur jedes zweite Treffen der Anteilseigner im Netz ablief. Der größte Kritikpunkt der Aktionärsschützer: In vielen Fällen wurden dabei die technischen Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft, so dass Aktionäre um die Chance gebracht wurden, am Tag der HV Fragen zu stellen oder mit Nachfragen auf unzureichende Antworten des Managements zu reagieren. Es bleibe zu hoffen, dass die Unternehmen aus den Erfahrungen lernen und 2021 die volle Bandbreite der technischen Möglichkeiten ausschöpfen, so Benner-Heinacher.

Denn für das kommende Jahr wünschen sich fast 92% der befragten Aktionäre, dass hybride HVs angeboten werden. Sie verbänden das Beste aus beiden Welten: Wer vor Ort sein kann oder will, pflegt den direkten Austausch mit dem Management und anderen Aktionären; wer aus weiter Ferne anreisen müsste, spart Zeit und Geld, kann trotzdem Fragen stellen und am Ende informiert abstimmen. Neben dem immensen gesellschaftlichen Leid hat Corona auch dem Aktionärswesen Schaden zugefügt. Da wäre es tröstlich zu wissen, dass die Pandemie wenigstens auch die Digitalisierung der HVs vorangebracht hätte.

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