Vorsicht! Trump meinte es ernst.

Stefan Riße · Uhr

Im US-Wahlkampf 2016 gingen die Börsen in die Knie, wann immer die Prognosen auf einen US-Präsidenten Donald Trump hindeuteten. Vor allem vor seiner geplanten Handelspolitik fürchtete sich die Welt und auch die USA. Dazu kamen die geplante Mauer zu Mexiko und die Unsicherheit über die künftige Geopolitik. So wie Trump polterte, war mit allem zu rechnen. Dann kam die Wahlnacht. Und als die Ergebnisse immer stärker darauf hindeuteten, dass dieser grobschlechtige Immobilienunternehmer tatsächlich ins Weiße Haus einziehen würde, da gingen die US-Aktienindex-Futures, die 24 Stunden gehandelt werden, nochmals massiv in die Knie. Ich saß die gesamte Nacht vor dem Bildschirm.

Politische Börsen hatten mal wieder kurze Beine

Als dann aber frühmorgens unserer Zeit feststand, dass Hillary Clinton geschlagen war und Donald Trump der nächste US-Präsident sein würde, da gab es die typische Erholung, die immer dann eintritt, wenn etwas eine vollendete Tatsache ist. Und politische Börsen haben bekannter Maßen ohnehin kurze Beine. Das hatte sich schon am Beispiel des Brexit gezeigt. Aus der anfänglichen Erholung wurde nun eine wahrhafte Trump-Rallye. Angst vor einem Handelskrieg war gestern. Jetzt zählten die große Steuerreform und das Investitionsprogramm in die Infrastruktur. Beides kündigte er in seiner Rede nach der gewonnen Wahl an.

Die Hoffnungen sind zerschlagen

Mit der Aktienrallye entstand gemäß der Regel „Die Kurse machen die Nachrichten“ schnell die Hoffnung, dass Trumps Wettern gegenüber China und Deutschland wegen der hohen Handelsbilanzüberschüsse, gegen Mexiko wegen der Einwanderer und gegen das Atomabkommen mit dem Iran nur Wahlkampfgetöse war. Und zunächst war der neue US-Präsident ja auch gut mit dem Personalchaos im Weißen Haus beschäftigt. Doch nun rund anderthalb Jahre nach seiner Wahl steht eines fest: Der Mann meinte es ernst. Ein Handelskrieg wird so langsam Realität. Das G7-Treffen in Kanada hat dies deutlich gezeigt. Amerika war dort völlig isoliert, die Abschlusserklärung wurde via Twitter im Nachgang aufgekündigt. Importzölle auf Aluminium und Stahl gibt es bereits. Gegen China will Trump in Kürze Zölle in einem Warenvolumen von 50 Milliarden US-Dollar erheben und er denkt über einen Zoll von 25 Prozent auf Autoimporte nach.

Die Weltkonjunktur ist in Gefahr

Am Jahresanfang lief die Konjunktur noch gut und das in allen Teilen der Welt. Doch nun gibt es erste Anzeichen einer Abschwächung. In Deutschland ist der Ifo-Geschäftsklima-Index seit Jahresanfang rückläufig und auch die letzten Auftragseingänge waren schlecht. Deutschland als Exportnation Nummer Eins im Verhältnis zu seiner Wirtschaftsleistung würde unter einem Handelskrieg besonders leiden, insbesondere wenn die Automobile betroffen wären. Der Chef der Welthandelsorganisation WTO Roberto Azevedo warnt denn auch offen vor einem Abschwung. Dieser könnte dann auch die Börsen treffen, vor allem aber bestimmte Industrien. Da Anleihen als Anlagealternative weiterhin unattraktiv sind, ist es sinnvoll, selektiv in Aktien anzulegen, die entweder – weil digital – über alle Grenzen hinweg ihr Geschäft im Internet betreiben, oder die vor allem vom inländischen Markt abhängen. Passive Strategien, die ganz einfach einen Aktienindex in Form von ETFs abbilden, könnten in Zukunft schlechter abschneiden als aktive Anlagemanager.

Neueste exklusive Artikel