VW: „2020 gravierend rückläufiges Ergebnis“ ++ Daimler: Kleinen Gewinn über die Ziellinie gerettet ++ Deutsche Bank: Unterm kompletten Strich steht ein kleines Minus
Die Berichtssaison kommt heute so richtig in Fahrt. Mit Daimler, VW, Covestro und der Deutschen Bank präsentieren heute gleich vier Dax-Konzerne ihre detaillierten, endgültigen Ergebnisse. Nach Börsenschluss liefert dann noch die Deutsche Börse ihren Start in das Jahr 2020 ab.
In den USA geht es auch ordentlich zur Sache in der Berichtsaison. Hier stehen unter anderem die Quartalsergebnisse von GE, Facebook, Microsoft, Boeing, Ebay und Tesla auf dem Programm. Zudem wird der Zinsentscheid der Fed erwartet. Mit viel Spannung wird darauf geschaut, ob Jerome Powell noch weitere geldpolitische Maßnahmen anstößt oder die amerikanische Notenbank erst einmal abwartet. Die schlechte Verbraucherstimmung im April hatte die Gewinne an der Wall Street wieder aufgezehrt.
2022 ist die deutsche Wirtschaft erst wieder auf normalen Niveau
Die Bundesregierung rechnet infolge der Corona-Krise mit einer schweren Rezession in Deutschland. Sie erwartet in ihrer Frühjahrsprojektion, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 6,3 Prozent sinkt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Koalitionskreisen erfuhr. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Dies wäre ein stärkerer Wirtschaftseinbruch als in der weltweiten Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren. Erst 2022 wird laut Prognose das Niveau vor der Corona-Krise erreicht werden. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) stellt die Projektion am Mittwochmittag (14.00 Uhr) in Berlin vor.
Die Frühjahrsprojektion ist auch deswegen wichtig, weil die Eckwerte die Grundlage für die Steuerschätzung im Mai bilden – wegen der Corona-Krise sind dann weniger Steuereinnahmen zu erwarten. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) plant im Kampf gegen die Krise bereits mit neuen Schulden in Höhe von 156 Milliarden Euro.
Viele Branchen sind von den massiven Beschränkungen im Kampf gegen das Virus schwer betroffen – etwa die Luftverkehrs – und Reisewirtschaft, Hotels und Gaststätten, aber auch das Handwerk und die Industrie. Aufträge und Umsätze sind weggebrochen. Die Bundesregierung hatte umfassende Hilfsprogramme aufgelegt, um Jobs und Firmen zu schützen – und deutlich gemacht, bei Bedarf noch einmal nachzulegen.
Dax klettert noch ein Stück rauf
Der deutsche Aktienmarkt hat sich zur Wochenmitte zunächst behauptet. Der Dax stieg im frühen Handel um 0,25 Prozent auf 10.822,31 Punkte, nachdem er am Dienstag um rund 1,3 Prozent zugelegt hatte. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Mittwoch um 0,40 Prozent auf 22.908,51 Punkte nach oben. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann rund 0,1 Prozent.
VW: Ausblick wie erwartet trüb
In Wolfsburg stellt man sich wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf deutlich schlechtere Geschäftszahlen im laufenden Jahr ein. Man erwarte ein „im Vorjahresvergleich gravierend rückläufiges“ operatives Ergebnis, das aber noch im positiven Bereich landen werde, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mit. Der Umsatz dürfte „voraussichtlich deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen“, hieß es. Der größte Autokonzern der Welt gab zudem die detaillierten Zahlen zum ersten Quartal bekannt. Demnach sank der Gewinn vor Steuern im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres von 4,1 Milliarden auf noch 0,7 Milliarden Euro.
Vorläufige Daten hatte Volkswagen bereits Mitte April genannt. Diese wurden nun bestätigt: Der Umsatz sank zwischen Januar und März von 60,0 auf 55,1 Milliarden Euro, die Auslieferungen aller Marken gingen um fast ein Viertel (23 Prozent) auf rund 2 Millionen Fahrzeuge zurück. Der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen sackte von 4,8 Milliarden auf 0,9 Milliarden Euro ab. VW hatte wie viele andere Hersteller den Betrieb in Werken und Autohäusern wegen Ansteckungsrisiken und fehlenden Nachschubs durch unterbrochene Lieferketten einstellen müssen. Seit der vergangenen Woche läuft auch in Deutschland die Produktion wieder langsam an, jedoch zunächst mit geringerer Kapazität.
Daimler: Herber Gewinneinbruch
Die Coronavirus-Krise hat bei Daimler auch unter dem Strich für einen herben Gewinneinbruch gesorgt und den Auto- und Lastwagenbauer nur knapp an einem Verlust vorbeischrammen lassen. Im ersten Quartal stürzte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn auf nur noch 94 Millionen Euro ab, wie der Konzern am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. Vor einem Jahr waren es noch rund 2,1 Milliarden Euro gewesen. Der Umsatz ging im Vergleich dazu nur leicht um sechs Prozent auf 37,2 Milliarden Euro zurück.
Daimler hatte im ersten Quartal nur 644.300 Autos und Nutzfahrzeuge verkaufen können. Das waren 17 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Erste vorläufige Zahlen hatte der Konzern bereits vergangene Woche veröffentlicht und dabei auch schon angekündigt, dass man wegen der Coronavirus-Pandemie sowohl bei Absatz und Umsatz als auch beim Gewinn 2020 unter dem Vorjahreswert liegen werde.
Deutsche Bank: Ausblick lässt weiter hoffen
Die Deutsche Bank hat trotz eines überraschend guten Jahresstarts das erste Quartal 2020 unter dem Strich mit einem Verlust abgeschlossen. Zwar stehen in der Zwischenbilanz wie am Sonntag vorab mitgeteilt 66 Millionen Euro Gewinn. Das den Aktionären zurechenbare Ergebnis jedoch lag bei minus 43 Millionen Euro, wie der Frankfurter Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle fiel mit 506 Millionen Euro deutlich höher aus als ein Jahr zuvor (140 Millionen Euro). Die Hälfte davon sei auf die Corona-Krise zurückzuführen, erklärte die Bank.
Konzernchef Christian Sewing, der dem Institut einen radikalen Umbau verordnet hat, äußerte sich insgesamt zufrieden: „In der aktuellen Krise konnten wir robuste Zahlen präsentieren und haben eine starke Leistung dabei gezeigt, unsere Kunden in all unseren Kerngeschäften zu unterstützen.“
Für das laufende Jahr rechnen die Frankfurter trotz der Corona-Pandemie weiter mit einem stabilen Ertrag im Kerngeschäft. Da die Bank derzeit die Risiken und deshalb einige Geschäfte zurückfährt, wird insgesamt weiter mit einem leichten Ertragsrückgang gerechnet. „Die Erträge des Konzerns dürften im Jahr 2020 etwas geringer ausfallen, was hauptsächlich auf unsere fortgesetzten Aktivitäten zur Risikominderung in der Abbaueinheit CRU zurückzuführen ist“, hieß es in dem am Dienstag in Frankfurt veröffentlichten Bericht zum ersten Quartal. Bei der „Abbaueinheit CRU“ handelt es sich um die interne Bad Bank der Deutschen Bank.
In der Kernbank sollen die Erträge auf Jahressicht dagegen im Wesentlichen unverändert bleiben, da die starke Geschäftsentwicklung des ersten Quartals durch geringere Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf ausgeglichen wird. Damit bestätigte die Bank alles in allem ihre bisherige Prognose.
Kurz & knapp:
DWS: Die Fondsgesellschaft schließt wegen der Corona-Krise eine Verschärfung ihres Sparkurses nicht aus. Das Management sei entschlossen und in der Lage, weiteres Einsparpotenzial zu finden und umzusetzen, sollte es die Ertragssituation im weiteren Verlauf des Jahres erforderlich machen, teilte die Deutsche-Bank-Tochter am Mittwoch mit. Die DWS dreht schon seit Jahren an der Kostenschraube und hat sich bis 2021 Einsparungen von 150 Millionen Euro brutto vorgenommen. „Aufgrund der Pandemie werden zwar sowohl die Erträge als auch die Kosten in diesem Jahr niedriger ausfallen als 2019“, sagte Finanzchefin Claire Peel. Wie bei der Konkurrenz zogen DWS-Kunden wegen des Einbruchs an den Finanzmärkten im ersten Quartal Milliarden ab. Das verwaltete Vermögen der DWS schrumpfte bis Ende März auf 700 Milliarden Euro von 767 Milliarden Euro Ende Dezember. Das schlägt auch auf die Gebühreneinnahmen durch: Die Erträge fielen im Quartalsvergleich um 24 Prozent auf 524 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug der Rückgang zwei Prozent. Der Vorsteuergewinn fiel auf 179 Millionen Euro – 33 Prozent weniger als im vierten Quartal, aber 17 Prozent mehr als ersten Quartal 2019. Am Mittelfristziel einer bereinigten Aufwand-Ertrags-Relation von unter 65 Prozent bis Ende 2021 hält die DWS fest, wie Vorstandschef Asoka Wöhrmann sagte. „Auch unseren Dividendenvorschlag von 1,67 Euro pro Aktie für 2019 halten wir aufrecht.“ Hauptprofiteur der Gewinnausschüttung ist die Deutsche Bank, die weiterhin 80 Prozent an ihrer Tochter hält.
Covestro: Der durch die Corona-Krise belastete Kunststoffspezialist hat im ersten Quartal nur knapp einen Gewinn erzielt. So hatte der Stillstand in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen dem Dax-Konzern zusätzlich zum ohnehin hohen Konkurrenzdruck das Leben schwer gemacht. Unter dem Strich blieben in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 20 Millionen Euro hängen und damit fast 90 Prozent weniger als vor einem Jahr, wie das Unternehmen am Mittwoch in Leverkusen mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel, wie bereits bekannt, um knapp 43 Prozent auf 254 Millionen Euro. Der Umsatz sank um rund 12 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Konzernchef Markus Steilemann hatte den Jahresausblick wegen der Virusbelastungen bereits Mitte April gesenkt. Demnach wird 2020 ein Ebitda von 0,7 bis 1,2 Milliarden Euro erwartet nach 1,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Airbus: Die Corona-Krise und Sonderabschreibungen haben den Luftfahrt- und Rüstungskonzern im ersten Quartal in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 481 Millionen Euro nach einem Gewinn von 40 Millionen ein Jahr zuvor. Der Umsatz sank wegen Unterbrechungen bei der Flugzeug-Auslieferung infolge der Pandemie um 15 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) sackte um knapp die Hälfte auf 281 Millionen Euro nach unten. Analysten hatten im laufenden Geschäft im Schnitt mit einem noch stärkeren Einbruch gerechnet, aber unter dem Strich einen Gewinn erwartet. Für das laufende Jahr wagt Airbus-Chef Guillaume Faury wegen der unklaren Dauer und Folgen der Coronavirus-Pandemie weiterhin keine neue Geschäftsprognose. Das Unternehmen fährt seine Flugzeugproduktion wie bereits bekannt um rund ein Drittel zurück, weil viele Airlines ihre bestellten Maschinen erst später abnehmen wollen.
Redaktion onvista / dpa-AFX
Foto: