VW: BGH verkündet heute erstes Urteil zum Dieselskandal ++ Bayer: Teilerfolg im Glyphosatstreit ++ Akasol: Corona-Pandemie drückt auf die Q1-Zahlen

onvista · Uhr

Der Dax geht heute mit einem Plus von knapp einem Prozent in den Handel. Weitere politische wie wirtschaftliche Gewitterwolken können die Anleger nach der starken Vorwoche bisher nicht erschüttern.

Spannungen in China

Neben den durch Corona verursachten Konjunktursorgen schauen die Anleger weiter auf die Entwicklungen in Hongkong. Bislang jage die Entwicklung aber den Anlegern weltweit noch keinen größeren Schrecken ein, erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Mit Sicherheitsgesetzen will China stärker als je zuvor in seiner autonomen Sonderverwaltungsregion eingreifen. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie kam es deshalb wieder zu Demonstrationen. „Auch wenn uns nicht erlaubt wird, Proteste zu organisieren, müssen wir trotzdem zusammenkommen“, sagte der Führer der Demokratiebewegung, Joshua Wong, der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist der Anfang vom Ende; und die Zeit wird knapp.“ Die internationale Gemeinschaft müsse sich für Hongkong einsetzen. Die Börse in Hongkong reagierte zum Wochenauftakt mit weiteren Verlusten. Gleichzeitig warnte China die USA vor einem „neuem Kalten Krieg“.

Das angespannte Verhältnis zwischen den USA und China werde zweifelsohne auch in dieser Woche die Märkte beeinflussen, kommentierten die Experten der Helaba. Darüber hinaus bleibe das Coronavirus mit der Gefahr einer zweiten Welle im Fokus. Beide Belastungsfaktoren begrenzten wohl das Potenzial für den Dax auf der Oberseite, hieß es weiter.

Im Blick steht hierzulande am Vormittag das Ifo-Geschäftsklima, das ein Bild der konjunkturellen Stimmung im Mai liefern wird. Im vergangenen Monat war der Geschäftsklimaindex wegen der Coronakrise auf ein Rekordtief gestürzt.

Neue Konjunkturhilfen in Sicht?

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will mittelständische Betriebe wegen der Corona-Pandemie noch stärker unterstützen. Firmen mit bis zu 249 Mitarbeitern sollen von Juni bis Dezember monatlich bis zu 50.000 Euro bekommen können. Das berichtete die „Neue Osnabrücker Zeitung“ aus einem Eckpunktepapier, das nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus dem Wirtschaftsministerium stammt. Ziel der Überbrückungshilfe ist, die Existenz kleiner und mittlerer Betriebe zu sichern, die von coronabedingten Auflagen und Schließungen betroffen sind.

Anträge sollen Firmen aus allen Wirtschaftsbereichen sowie Solo-Selbstständige und Freiberufler stellen können. Ihre Umsätze müssen dafür im April und Mai um mindestens 60 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten eingebrochen sein. Auch Unternehmen, die bereits Soforthilfen vom Bund oder von den Ländern bekommen, dürfen weitere Unterstützung beantragen. Das Ministerium rechnet bis August laut Bericht mit Kosten von 25 Milliarden Euro – wie viel danach anfalle, hänge vom Infektionsgeschehen ab.

BGH verkündet erstes Urteil zum Dieselskandal: Schadenersatz von VW?

Im Fokus des Anlegerinteresses dürften heute vor allem die Papiere von VW stehen. Gut viereinhalb Jahre nach Auffliegen des Dieselskandals verkündet der Bundesgerichtshof (BGH) am Montag (11.00 Uhr) das erste höchstrichterliche Urteil. Damit entscheidet sich, ob der Hersteller VW betroffenen Autobesitzern wegen der illegalen Abgastechnik Schadenersatz zahlen muss. Die obersten Zivilrichter in Karlsruhe geben die Linie vor für die vielen Tausend noch laufenden Verfahren gegen den Wolfsburger Autokonzern. Zentrale Frage ist, ob VW wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung die Autos zurücknehmen muss. Außerdem ist offen, ob die Käufer den vollen Preis zurückbekommen oder nur einen Teil davon. (Az. VI ZR 252/19)

Im konkreten Fall hatte der Besitzer eines gebrauchten VW Sharan aus Rheinland-Pfalz geklagt. Er sieht sich von Volkswagen getäuscht und will den kompletten Kaufpreis für sein Auto wiederhaben. Volkswagen bestreitet, dass den Käufern durch die illegale Abgastechnik überhaupt ein Schaden entstanden ist. Die BGH-Richter hatten in der Verhandlung vor knapp drei Wochen erkennen lassen, dass dem Kunden aus ihrer Sicht Schadenersatz zusteht – allerdings mit Abzug einer sogenannten Nutzungsentschädigung für die gefahrenen Kilometer. So hatte es zuvor auch das Oberlandesgericht Koblenz entschieden.

Kreise: Bayer im Glyphosat-Streit vor Teilerfolg bei US-Vergleichsverhandlungen

Bayer ist bei den wegen der Corona-Krise stockenden Vergleichsverhandlungen im US-Glyphosatstreit Kreisen zufolge zuletzt wieder etwas vorangekommen. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern habe inzwischen in bis zu 85.000 von geschätzt 125.000 Klagen zumindest eine mündliche Einigung erzielt, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf Personen, die an den Verhandlungen beteiligt sind.

Ein Sprecher des Unternehmens wollte die Informationen nicht kommentieren, wie es in dem Bericht weiter hieß. Bayer hatte Ende April bei der Vorlage der Quartalszahlen mitgeteilt, dass die Corona-Krise die Suche nach einer Einigung im US-Glyphosatstreit verzögert. Bayer beteilige sich weiter konstruktiv an der Mediation und habe Fortschritte erzielt, bis der Ausbruch von Covid-19 das Verfahren erheblich verlangsamt habe.

Das hatte sich allerdings zuletzt schon so abgezeichnet. In dem Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter des 2018 übernommenen Saatgutherstellers Monsanto hatte Bayer ursprünglich dem Vernehmen nach eine Einigung bis zur Hauptversammlung Ende April angestrebt. Bayer will jetzt laut dem Bloomberg-Bericht die Vergleichsverhandlungen voraussichtlich im Juni abschließen. Ein mögliches Ergebnis der Gespräche muss der Aufsichtsrat genehmigen.

Investoren setzen schon länger darauf, dass Bayer den Rechtsstreit um die Produkte des 2018 übernommenen US-Saatgutherstellers Monsanto zeitnah mit einem groß angelegten Vergleich beilegt. Schätzungen zufolge könnte Bayer das um die 10 Milliarden US-Dollar kosten. Entscheidend sei, dass ein Vergleich nicht zu schmerzhaft ausfalle, nicht wann er kommt, erklärte kürzlich Marc Tüngler von der Anlegerorganisation Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Akasol  leidet in Q1 unter Coronavirus-Pandemie

Der deutsche Entwickler und Hersteller von Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batteriesystemen für Busse, Nutzfahrzeuge, Schienenfahrzeuge, Industriefahrzeuge, Schiffe und stationäre Anwendungen, Akasol,  hat im ersten Quartal 2020, das bereits spürbar von negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie beeinflusst war, die Gesamtleistung auf 12,9 Millionen Euro gesteigert. Aufgrund der trotz Corona-Krise verhältnismäßig hohen Nachfrage durch Bestands- und Neukunden lag der Auftragsbestand bis 2027 zum Stichtag 31. März 2020 auf einem konstant hohen Niveau von rund 2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen heute mitgeteilt hat.

Mit 8,0 Mio. EUR lag der Konzernumsatz in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2020 jedoch unter dem Vorjahresquartal (Q1 2019: 9,1 Mio. EUR).  Aufgrund der Coronavirus-Pandemie haben einige Kunden ihre Betriebe vorübergehend stillgelegt und daher wurden die Lieferungen der Akasol-Systeme verzögert.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag für das erste Quartal 2020 bei -2,4 Mio. EUR (Q1 2019: 0,0 Mio. EUR). Der Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal ist zum einen auf das reduzierte Umsatzniveau zurückzuführen. Zum anderen schlagen sich darin ein höherer Materialaufwand aus der im Anstieg der Gesamtleistung erkennbaren Produktionsausweitung sowie die höheren Aufwendungen zum planmäßigen Aufbau personeller Ressourcen angesichts des für die Zukunft erwarteten dynamischen Wachstums nieder, so heißt es in der Pressemitteilung.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Sergey Kohl / Shutterstock.com

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