Warren Buffett: Aktienrückkäufe statt Investments?

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Warren Buffett denkt über deutliche Aktienrückkäufe nach. Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway schwimmt nämlich im Geld. Gehen dem Superinvestor etwa die Ideen aus?

Eigentlich ist Buffett immer auf der Suche nach gut geführten und dabei günstig bewerteten Unternehmen, die er übernehmen kann. Mitunter überrascht er die Finanzwelt, etwa als er Mitten in der Finanzkrise plötzlich bei US-Banken einstieg. Die wollte damals nun wirklich niemand haben. Mit dieser Strategie ist er zu einem der reichsten Männer der Welt geworden und hat auch die Aktionäre seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway zu wohlhabenden Menschen gemacht.

Doch nun kauft der 88-Jährige scheinbar lieber Aktien seines eigenen Unternehmens anstatt in andere zu investieren. Zumindest hat er bereits im Februar in seinem Brief an die Aktionäre angekündigt, dass Berkshire wahrscheinlich „ein bedeutender Käufer“ seiner eigenen Aktien sein werde, wenn der Kurs entsprechend niedrig sei. In einem Interview mit der „Financial Times“ wurde er vor einigen Tagen noch konkreter: Bis zu 100 Milliarden US-Dollar könnte Berkshire für Aktienrückkäufe aufwenden. Liquide Mittel hat die Beteiligungsgesellschaft auf jeden Fall reichlich: Ende des vergangenen Jahres waren es fast 112 Milliarden Dollar. Gehen dem Superinvestor die Ideen aus? Ist dieses Maßnahme vielleicht sogar ein Warnsignal?

Nein. In den USA sind Aktienrückkäufe völlig normal, hierzulande aber noch eher die Seltenheit. US-Konzerne werden in diesem Jahr so viel Geld für eigene Aktien ausgeben wie noch nie. Schon im vergangenen Jahr waren es eine Billion US-Dollar. Eine gigantische Zahl und ein üppiges Geschenk für die eigenen Anleger. Denn durch die Aktienrückkäufe steigen natürlich die Kurse. Durch den Kauf eigener Aktien sinkt die Zahl der börsennotierten Anteilsscheine, Gewinne und Dividenden verteilen sich auf weniger Aktien und steigen damit. An der Börse kommt das gut an. Auch deutsche Konzerne habe dieses Instrument für sich entdeckt und im vergangenen Jahr für fast neun Milliarden Euro eigenen Aktien zurückgekauft – eine vergleichsweise geringe Summe.

Unumstritten ist dieses Instrument nicht. Im Gegenteil. Vor allem hierzulande gibt es viel Kritik. Aktienrückkäufe seien fantasielos, keine echten Investitionen, riskant und würden ganze Volkswirtschaften schwächen. Auch in den USA gibt es mitunter Kritik, teilweise ist die auch angebracht. Vor allem dann, wenn die Schuldenquoten der  Unternehmen durch Aktienrückkäufe steigen. Was übrigens keine Seltenheit ist. Oder wenn notwendige Investitionen ausbleiben, nur um die Aktionäre zu „beglücken“. Doch die Kritik in den USA hält sich in Grenzen. Aktienrückkäufe sind dort genauso normal wie Dividendenzahlungen und haben – Stichwort „Gefahr“ – noch keinen Crash ausgelöst. Auch wenn Experten beobachten, dass Aktienrückkäufe vor allem dann zunehmen, wenn ein Wirtschafts- und Börsenboom endet, Unternehmen sehr hoch bewertet und Übernahmen sehr teuer sind.

Das ist übrigens auch der Grund, warum Berkshire Hathaway eigene Aktien zurückkaufen will: Warren Buffett sieht zur Zeit schlicht und einfach keine genügend gut geführten Unternehmen, die er übernehmen kann. Diese seien derzeit schlicht zu teuer, sagte er der „Financial Times“. Gleichzeitig  zeigte er sich aber optimistisch, dass in absehbarer Zeit wieder attraktive Unternehmen bei Berkshire nach Kapital fragen würden. Bis es soweit ist, kauft Berkshire eben eigene Aktien. Aktienrückkäufe sind übrigens nichts Neues für Berkshire Hathway. Schon im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft für 1,3 Milliarden Dollar eigene Anteilsscheine zurückerworben, nachdem Buffett die Kriterien für solche Transaktionen gelockert hatte. Für den legendären Investor sind Aktienrückkäufe übrigens äquivalent zur Auszahlung eines Partners. Auch so kann man es sehen.

Grundsätzlich schlecht sind Aktienrückkäufe auf jeden Fall nicht. Im Gegenteil: Seit vielen Jahren entwickeln sich die Aktienkurse in den USA besser als hierzulande. Und das gilt für gute wie für schlechte Zeiten, für Haussen wie für Baissen. Kein Grund also, Aktienrückkäufe zu verteufeln. Aber genau wie bei Dividendenzahlungen sollten Anleger zweimal hinschauen und die Maßnahmen hinterfragen. An der Börse kommen Aktienrückkäufe auf jeden Fall meistens gut an.

Titelfoto: Krista Kennell / Shutterstock.com

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