Warten auf die Korrektur

Klaus Brune · Uhr

Wenn an der Börse alle Marktteilnehmer das Gleiche erwarten, tritt meist das Gegenteil ein. Seit dem DAX-Rekordhoch Mitte August bei 16 030 Punkten warnen Experten vor einer Korrektur, die sich aber bislang nicht eingestellt hat. Der bislang stärkste Rücksetzer führte den Leitindex am 6.10. um 7,6% auf 14 818 Punkte herab - von einer Korrektur sprechen Börsianer aber erst bei einem Rückgang von mehr als 10%. Für Chartisten ebenfalls wichtig: Das Oktober-Tief erreichte nicht ganz den vorherigen unteren Drehpunkt von Mitte Mai bei 14 816 Punkten.

Offenbar befürchten Anleger die Korrektur, nutzen die Rückschläge aber immer wieder für Zukäufe. Dieser Befund lässt sich aktuell auch an vielen Stimmungsindikatoren ablesen. An der Börse Stuttgart bildete das Euwax-Sentiment der Privatanleger sowohl Mitte Mai als auch Anfang Oktober (also an den Tiefpunkten des Charts) kleine Hochplateaus aus, weil Anleger in schwachen Börsenphasen wieder mutiger wurden. Auch die sogenannte „Put-Call-Ratio“, die das Verhältnis von Pessimisten zu Optimisten gut abbildet, bestätigt das Bild: Der Behavioral Finance-Experte Jason Goepfert weist in seinem SentimenTrader darauf hin, dass sowohl Mitte Mai als auch Anfang Oktober die Put-Call-Ratio mit Werten von über 0,8 (also vier Mal so viele Puts wie Calls) einen hohen Pessimismus signalisierte, der Markt aber direkt danach einen eher stabilen Aufwärtstrend einschlug.

Also „Alles klar auf der Andrea Doria“, wie Udo Lindenberg schon 1973 sang? Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass der Herbst an den Börsen ruckelig verlaufen wird. Wenn aber die gerade beginnende Berichtssaison keine durchschlagende Änderung bei den Ausblicken hervorbringt und der Preisdruck sich wie erwartet allmählich abschwächt, werden aus Rückschlägen keine Korrekturen, sondern Kaufgelegenheiten vor einer möglichen Jahresendrally.

Neueste exklusive Artikel