Was der Lockdown jetzt für uns Anleger bedeutet

Bernd Schmid · Uhr

Vor einigen Wochen hatte ich mich über die Entscheidungen der Verantwortlichen bei uns ausgelassen. Diese sind meiner Ansicht nach unvernünftig. Aber es hilft nichts, das zu lamentieren. Als Anleger muss man das zur Kenntnis nehmen und die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen. Die sind für mich relativ klar.

Es gibt genau eine Kennzahl, auf Basis derer in den letzten Monaten Entscheidungen getroffen wurden: Die Anzahl der auf mit den PCR- und Schnelltests positiv getesteten Menschen. Die hat sich sehr rasant nach oben entwickelt, woraufhin der zweite Lockdown ausgerufen wurde.

Was in der nahen Zukunft wahrscheinlich passieren wird

Wer öfters von uns Fools liest, der weiß, was wir von Prognosen halten. Nämlich nichts. In diesem Fall sehe ich es jedoch anders. Zumindest das Verhalten der Entscheidungsträger war bisher vorhersehbar: Steigt die Zahl der positiv getesteten Menschen, muss irgendetwas unternommen werden. Man kann wohl leider davon ausgehen, dass sich daran nicht viel ändern wird.

Wovon man sogar ausgehen muss, ist, dass die Zahl der positiv getesteten Menschen in den kommenden Wochen weiter steigen wird. Zumindest wenn die Anzahl der Testungen nicht stark heruntergefahren wird. Denn wir befinden uns erst am Beginn der Grippesaison. Ich lehne mich mal so weit aus dem Fenster und behaupte, dass der aktuelle Lockdown das wahrscheinlich nicht verhindert - nicht, solange man nicht alle Kontakte der Menschen untereinander unterbindet.

Es ist aus meiner Sicht daher sehr unwahrscheinlich, dass der aktuelle Lockdown nur bis November befristet bleiben wird. Zu dieser Erkenntnis scheint auch Frau Merkel zu kommen.

Die Folgen für die Wirtschaft werden entsprechend verheerend sein. Diese war bereits in einem schlechten Zustand, noch bevor irgendjemand jemals das Wort Corona in Verbindung mit einem Virus gehört hatte. Der erste Lockdown hatte sie dann komplett durcheinander gebracht. Der jetzige dürfte daher eigentlich nur noch das K.O. besiegeln.

Die einzige Frage, die für mich noch bleibt, ist: Wie verheerend wird der Schaden am Ende sein. Das werden wir vermutlich erst Mitte/Ende nächsten Jahres wissen, bzw. wenn das Insolvenzrecht wieder gilt. Im Moment kann ja noch niemand wissen, wie viele Unternehmen eigentlich bereits bankrott sind und wie viele Kredite unsere Banken deswegen eigentlich abschreiben müssten.

Viel Spaß können wir aus wirtschaftlicher Sicht daher in der nahen Zukunft nicht erwarten. Wovon man daher ebenfalls weiter ausgehen kann, ist: Die Aufblähung der Zentralbankbilanzen weltweit wird nicht so schnell aufhören. Möglicherweise stehen wir erst am Anfang. Dabei wird es keine Rolle mehr spielen, welcher der beiden Streithähne am Ende im Weißen Haus sitzen wird.

Was man als Anleger tun sollte

In den letzten Monaten habe ich immer wieder darüber geschrieben. Und das oben beschriebene Szenario, das aus meiner Sicht das wahrscheinlichste für die nächsten sechs bis zwölf Monate ist, bestärkt mich nur in meiner Überzeugung.

Das Wichtigste aus meiner Sicht ist: Viel Bargeld sollte man jetzt nicht unbedingt haben. Besonders nicht als Einlagen auf einer Bank. Stattdessen würde ich persönlich lieber auf Alternativen setzen. Meine Favoriten dafür habe ich auch schon öfters benannt: Bitcoin und Gold.

Dann wäre da noch die Frage, was man mit seinem Aktienportfolio machen sollte. Hier lautet die Antwort: eigentlich nichts. Kurzfristige wirtschaftliche Entwicklungen sollten die Zusammensetzung des eigenen Aktienportfolios nicht beeinflussen.

Aber vielleicht sollte man die Zeit trotzdem nutzen, um zu hinterfragen, ob man sich mit dem eigenen Aktienportfolio unabhängig der beschriebenen äußeren Umstände auch wirklich wohlfühlt. Dabei am besten mit den folgenden Fragen im Hinterkopf: Wenn die Börsen für fünf bis zehn Jahre schließen würden, wäre ich mit meinen Aktien zufrieden? Hätte ich in diesem Fall auch nicht zu viel oder zu wenig in Aktien investiert?

Ganz egal werden dadurch weder das politische Geplänkel noch die wirtschaftlichen Bedingungen für die kommenden Monate. Das kann sich alles auch auf die kommenden Jahre auswirken. Aber da diese aus meiner Sicht relativ vorhersehbar sind, kann man seinen Fokus mit den entsprechenden Annahmen trotzdem auf den Zeitraum richten, der wirklich wichtig ist.

Dann kann einem zumindest aus Anlegersicht auch egal sein, wie vernünftig die aktuellen Entscheidungen sind.

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