Wirecard: Das Kräftemessen mit der „Financial Times“ geht weiter – „FT“ kontert Wirecard-Klage mit neuen Vorwürfen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Bezahldienstleister aus Aschheim holt wohl zum Gegegschlag aus. Nach den massiven Kursverlusten der vergangenen Wochen durch verschiedene Artikel der „The Financial Times“ (FT) hat Wirecard nach eigenen Angaben Klage gegen die  britische Zeitung eingereicht. Ziel sind die Unterlassung der Berichterstattung sowie eine Entschädigung der Aktionäre, wie der im Münchner Vorort Aschheim ansässige Zahlungsdienstleister am Donnerstag auf Anfrage mitteilte.

Reporter und FT im Visier

Die Klage richtet sich sowohl gegen die Zeitung als auch gegen den Reporter, der die Artikel hauptsächlich verfasst hat. Berichte der Zeitung mit Vorwürfen krimineller Manipulationen gegen Wirecard-Manager in Singapur hatten in den vergangenen Wochen mehrfach starke Kursrutsche der Wirecard-Aktie an der Frankfurter Börse zur Folge gehabt. Vom Landgericht München gab es allerdings keine Bestätigung für den Eingang der Klage. Die „Financial Times“ nahm auf Anfrage zunächst nicht Stellung.

Der Wirecard-Vorstand hatte den Berichten der „FT“ mehrfach wütend widersprochen und von „Diffamierung“ gesprochen. Die Münchner Staatsanwaltschaft und die Finanzaufsicht Bafin prüfen in diesem Zusammenhang, ob es illegale Kursmanipulationen durch Spekulanten gab.

„FT“ legt derweil munter nach

Erst vor einer Woche hatte die  „Financial Times“ behauptet das Senior Führungskräfte die fälschlichen Transaktionen genehmigt haben. Die britische Wirtschaftszeitung will Dokumente gesehen haben, nachdem hohe Mitarbeiter von Wirecard in Deutschland vier Transaktionen in Höhe von insgesamt 2 Millionen Euro genehmigt haben. Diese 4 Vorgänge sollen angeblich genau die sein, die im Mittelpunkt der Ermittlungen der Behörden in Singapur stehen. Damit weckte die britische Wirtschaftszeitung Zweifel an der Wirecard-Aussage, dass es keine Hinweise auf Gesetzesverstöße in Aschheim gab. Der Abschlussbericht widerlegte genau das.

Jetzt hat das Autoren-Duo Dan McCrum und Stefania Palma, welches schon für die ersten kritischen Artikel verantwortlich war, einen weiteren kritischen Artikel abgefeuert. Überschrift: "Wirecard’s problem partners" Damit weckt die britische Zeitung mal wieder Zweifel am Geschäftsmodell der Aschheimer.

Die Singapurer Kanzlei Rajah & Tann hatte die in der Zeitung erhobenen Vorwürfe im Auftrag des Unternehmens untersucht. Dem Bericht der Kanzlei zufolge gab es zwar Verstöße von Wirecard-Mitarbeitern in Singapur gegen Buchungsvorschriften, nicht aber Scheinumsätze mit verschobenen Geldern oder Bestechung. Wie Wirecard weiter mitteilte, ergaben sich laut Zusammenfassung des Untersuchungsberichts keine Hinweise auf Gesetzesverstöße in der deutschen Konzernzentrale.

Einige Wirecard-Mitarbeiter in dem südostasiatischen Stadtstaat könnten laut Rajah & Tann aber gegen das Singapurer Strafrecht verstoßen haben. Das Unternehmen überlegt nun mögliche Konsequenzen für die Betreffenden: „Wir prüfen dies gerade sorgfältig“, sagte eine Sprecherin.

Aktie reagiert auf den neuen Bericht

Das Wertpapier von Wirecard bricht zwar nicht so ein wie bei den vorherigen Berichten. Allerdings geht der neue Artikel an der Aktie nicht spurlos vorbei. Sie liegt vorbörslich etwas mehr als 2 Prozent im Minus.

Von Markus Weingran/dpa-AFX

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Bild: Denys Prykhodov / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel