Wirecard: Erholung kommt langsam in Fahrt – Klage gegen „FT“ in Planung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zum Handelsstart zeigt der dritte Artikel der „Financial Times“ noch Wirkung. Das Wirecard-Papier startete in den letzten Handelstag der Woche mit roten Vorzeichen. Mittlerweile scheinen die Anleger ihre Meinung aber noch einmal überdacht zu haben, da der Kurs ins Plus gedreht ist. Mit Zuwächsen von über 4 Prozent ist das Wirecard-Papier der stärkste Titel im Dax.

Problem noch nicht  aus der Welt

Das Verwirrspiel um angebliche bilanzielle Regelverstöße beim Zahlungsdienstleister Wirecard geht weiter. In der Konzernzentrale in Aschheim bei München sollen ranghohe Manager zumindest Kenntnis von einigen geplanten Zahlungsvorgängen des intern gemeldeten Mitarbeiters in Singapur gehabt haben, berichtete die „Financial Times“ („FT“) am Donnerstag. Damit setzte die Zeitung ihre seit Tagen stattfindende Berichterstattung über das Thema fort. Wirecard reagierte erneut mit einer Zurückweisung der Berichterstattung in dem Blatt. Am Montag hatte das Dax -Unternehmen sich ausführlich gegen die Vorwürfe gewehrt, Untersuchungen in Singapur aber eingeräumt.

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Vorgang bleibt weiterhin undurchsichtig

Ob es sich bei den fraglichen Zahlungsvorgängen im jüngsten Bericht der Zeitung um verdächtige Handlungen oder überhaupt ausgeführte Zahlungen handelt, geht aus dem Bericht nicht hervor. Die Wirecard-Aktie stürzte erneut ab und lag zuletzt 16 Prozent im Minus. Seit Beginn der Berichterstattung der Zeitung um mutmaßliche Verstöße bei Wirecard in der vergangenen Woche hat die Aktie deutlich an Wert verloren.

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Mitarbeiter versetzt?

Dem Blatt zufolge hat Wirecard einigen Mitarbeitern in der Untersuchung zu den Vorgängen übergangsweise neue Aufgabenfelder zugewiesen. Arbeitsrechtliche Maßnahmen seien abhängig von Beweisen. Wirecard wollte sich zu Details der Untersuchung auf Anfrage nicht äußern. Wirecard-Chef Braun hatte Montag betont, er wüsste nicht welcher Mitarbeiter betroffen sei, dass sei nur der Compliance-Abteilung bekannt.

Untersuchungen laufen noch

Wirecard hatte am Montag bestätigt, dass es eine Untersuchung rund um interne Hinweise eines Mitarbeiters in Singapur gebe. Diese sei aber im Wesentlichen abgeschlossen. Das formale Ende stehe kurz bevor, schlüssige Feststellungen hinsichtlich eines Fehlverhaltens rund um Buchungen in Singapur hätten sich weder durch eine interne Untersuchung der zuständigen Abteilung noch durch die externe Prüfung einer beauftragten Rechtsanwaltskanzlei ergeben. Entsprechende Vorwürfe seien „unbegründet“.

Lage im Griff

„Wir haben alles aufgearbeitet. Es gibt keinerlei Risiko. Wir mussten in der Buchhaltung keinerlei Korrekturen oder Anpassungen vornehmen“, hatte Vorstandschef Markus Braun zu Wochenbeginn dem „Handelsblatt“ gesagt.

Abschlussbericht fehlt

Solange Wirecard den Vorfall nicht mit einem offiziellen Bericht abschließt, ist der Mobile-Payment-Spezialist weiterhin angreifbar. Die Vorstandsetage ist gut beraten jetzt Druck zu machen und die Ergebnisse der Untersuchung schnell offenzulegen. Sonst dürfte das Ping-Pong-Spiel zwischen der „Finanacial Times“ und Wirecard noch weitergehen. Bislang liegt die „FT“ klar vorne. Die Aktie des Bezahldienstleisters hat ihre Jahresgewinne wieder komplett abgegeben, Milliarden an Börsenwert verloren und ist wieder unter die 200-Tage-Linie abgetaucht. Kaufempfehlungen für ein Wertpapier sind aus einem anderen Holz geschnitzt.

Chart Wirecard – 1 Jahr

Gerichte werden eingeschaltet

Wirecard geht rechtlich gegen die Financial Times und ihre „unethische Berichterstattung“ vor, erklärte der Dax-Konzern aus Aschheim bei München am Freitag. In dem jüngsten, am Donnerstag veröffentlichten Artikel, würden „Wirecard-Mitarbeiter mit unbewiesenen und falschen Behauptungen verleumdend verurteilt“, eso Wirecard weiter. „Wir werden alle verfügbaren rechtlichen Mittel einsetzen, um das Unternehmen und insbesondere unsere Mitarbeiter und deren Persönlichkeitsrechte zu schützen.“Die nächste Runde im privaten Kleinkrieg zwischen Wirecard und der Financial Times ist eröffnet.

Von Markus Weingran

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Foto: Sergey Ryzhov/Shutterstock.com

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